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Wie eine Ex-Lehrerin in Klein-Sibirien überlebt

Wieslawa Polanska ist seit über 20 Jahren Baudenwirtin auf der Großen Iserwiese. Sie meistert Kälte und Einsamkeit.

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Wieslawa Polanska betreibt die Baude auf der Großen Iserwiese.
Wieslawa Polanska betreibt die Baude auf der Großen Iserwiese. © privat

Der Alte Iserweg in Polen führt von Świeradów Zdrój (Bad Flinsberg ) nach oben auf den Gebirgskamm. Breit und befestigt, dient er seit über 100 Jahren den Kurgästen und Wanderern als Route. An diesem warmen Herbsttag begegnet man allerdings keinem Menschen. Angekommen an der Großen Iserwiese, dem auf 850 Meter gelegenen Hochtal, verlangsamt sich der Schritt. Aus dem hohen Gras ragen hier und da vereinzelte Fundamente von Häusern heraus. An Groß-Iser, das hier bis zum Kriegsende pulsierende Dorf, erinnert heute außer den Mauerresten nur noch ein einziges Gebäude. Die 1938 errichtete Neue Schule überstand die Wirren der Nachkriegszeit als Wachposten des Grenzschutzes und später als Jagdhaus der lokalen Forstbehörde für die Parteifunktionäre aus Wrocław (Breslau). Neues Leben haben dem Gebäude in den 1980er Jahren Studenten aus Zielona Góra (Grünberg) eingehaucht, die es als Erste zur Berghütte umfunktionierten. Doch erst Wieslawa Polanska hat die Chatka Górzystów, das „kleine Haus der Bergleute“ zu dem gemacht, was sie ist: eine weithin bekannte Baude auf der Iserwiese mit der wohl größten Bibliothek und besten Küche weit und breit. Die überraschend große, fast 13.000 Bände umfassende Bibliothek gehörte früher der Offiziershochschule in Jelenia Góra (Hirschberg).

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