Wie es Händlern in Radebeul jetzt geht

Radebeul. Gleich am Eingang der Parfümerie Ast auf der Bahnhofstraße steht das Desinfektionsmittel. Hier muss sich jetzt jeder die Hände einreiben, der ins Geschäft kommt. Freilich dürfen auch nur wenige Leute gleichzeitig in den Laden und es herrscht wie überall Mundschutzpflicht. Doch das sind Einschränkungen, die für die Inhaber zur Zeit akzeptabel sind, Hauptsache wieder geöffnet. "Wir sind sehr dankbar, dass wir wieder aufmachen durften", sagt Pia Ast.
Die angeordneten Schließungen haben die Geschäfte hart getroffen. Von heute auf morgen keine Einnahmen durch Laufkundschaft mehr, während die Fixkosten, wie Miete und Versicherungen, weiter liefen. Die Parfümerie Ast stellte auf Onlinebestellungen um und richtete auch einen Instagram-Account ein. Das wurde von treuen Kunden gut angenommen, komplett ausgleichen konnte es die Umsatzverluste aus dem Geschäft aber nicht.

"Am ersten Tag, an dem wieder geöffnet war, haben sich viele Leute bedankt und gefragt, wie es uns geht", sagt Pia Ast. Die Parfümerie plant jetzt von Woche zu Woche. Ein Großteil der Mitarbeiter ist in Kurzarbeit geschickt. "Wir müssen einfach durchhalten und hoffen, dass die Politik ein deutliches Zeichen setzt", sagt Nico Ast. Denn auch die versprochenen Darlehen könnten nur ein Bruchteil, dessen abdecken, was an Umsatz weggebrochen ist. Außerdem hätte man das auch nur auf pump und das hole einen später wieder ein, befürchtete der Geschäftsmann.
So lange Schließung noch nie erlebt
Seit 30 Jahren betreibt Karin Kretzschmar ihre Buchhandlung auf der Bahnhofstraße. So eine lange Schließung, wie sie jetzt angeordnet war, hatte sie in dieser Zeit noch nie. Selbst beim Hochwasser war das Geschäft geöffnet. Mit ihrem Geschäftspartner Andrew Manning hofft sie, dass viele Kunden jetzt in den Laden zurückfinden. Literatur sei ja gerade in den jetzigen Zeiten eine wunderbare Ablenkung. Immerhin ist den beiden in der letzten Woche auch etwas Positives aufgefallen: Viele junge Leute, die vorher noch nie in der Buchhandlung waren, haben jetzt dort eingekauft.

Zeichen von der Stadt gewünscht
Wie wichtig es für die kleinen Händler ist, dass sie jetzt von den Leuten vor Ort unterstützt werden, betont auch Simone Engelhardt vom Kindergeschäft Tante Ika in Radebeul-Ost. Bei ihr lief die erste Woche ganz gut an, vor allem Anziehsachen, Spiel- und Bastelsets wurden gekauft. Auch die selbst genähten Gesichtsmasken gingen viel über die Ladentheke. Ob es so gut weitergeht, müsse man aber abwarten, sagt die Inhaberin. "Viele Leute haben jetzt weniger Geld im Portemonnaie." Sie hätte sich auch gewünscht, dass von der Stadt ein Zeichen kommt. In Dresden werden Kleinstunternehmer und Selbstständige mit 1.000 Euro unterstützt. Es komme gar nicht unbedingt auf die Summe an, findet Simone Engelhardt, sondern auf die Geste. Auch bei ihr konnte der mit großem Fleiß eingerichtete Onlineversand nicht kompensieren, was durch den normalen Verkauf weggebrochen ist.
Im Blumengeschäft Les Fleurs an der Meißner Straße wurden am Tag vor der Schließung noch Pflanzen verschenkt, weil sie sonst vergammelt wären. Vieles musste aber auch weggeschmissen werden, sagt Inhaberin Iris Siegel. umso mehr freut sie sich, das nach der Wiedereröffnung sehr viele zum Blumenkaufen kamen. "Ich habe das Gefühl, die Leute sehnen sich richtig danach." Der allergrößte Teil halte sich auch an die Mundschutzpflicht.

Neuen Service für Kunden entwickelt
Diana Veres von der Schuh- und Accessoireboutique La Ballerina in Altkötzschenbroda hat die Schließzeit genutzt, um eine Internetseite für ihr Geschäft einzurichten. Im normalen Tagesgeschäft hätte sie das nicht geschafft, sagt die Besitzerin. Jedes Teil musste fotografiert und zu jedem die Maße eingetragen werden. Auch wenn das Geschäft jetzt wieder geöffnet ist, können Kunden über die Website bestellen. Diana Veres bietet verschiedenen Service an: Entweder liefert sie die Ware in einem Umkreis von 15 Kilometern von Radebeul den Kunden nach Hause oder sie können zu einer privaten Shoppingtour ins Geschäft kommen, auch wenn das eigentlich schon geschlossen ist. "Ich habe so oft gehört, dass es die Leute nach der Arbeit nicht mehr schaffen", sagt sie. Mit dem neuen Angebot kann nach Absprache jetzt auch mal noch um 20 Uhr eingekauft werden.
Glück im Unglück hatte Rita Keil mit ihrem Nähstübchen auf der Hauptstraße. Nähen ist ein Handwerk, deshalb musste ihr Geschäft nicht schließen. Auch wenn auf der Einkaufsstraße insgesamt weniger los war, über mangelnde Kundschaft konnte sie sich nicht beschweren, nicht nur, weil Mundschutzmasken gefragt waren. Trotzdem hofft auch sie, dass der große Einschnitt nicht erst noch kommt.
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