So schnell wie sich das die Unternehmer im Frühjahr vorstellten und verkündeten, geht es nun doch nicht. Im April schien es fast, als würde Coswig künftig das neue Mekka der Solarindustrie. Im Abstand weniger Tage wurden gleich zwei Großprojekte vorgestellt, die noch in diesem Jahr mit der Stromproduktion beginnen wollten.
Baugenehmigung fehlt noch
Die größte Anlage ist die in Brockwitz. Hier will Unternehmer Markus Pfäffle mit seiner Firma, der Projektentwicklung und Solartechnik GmbH (PS) einen Solarpark mit einer Leistung von 20 Megawatt errichten. Das alte Tagebaurestloch des Kieswerkes Coswig bietet dazu ideale Voraussetzungen. Doch die Baugenehmigung lasse noch immer auf sich warten, wie Pfäffle der SZ sagte. Noch könne man das kompensieren. Am Ziel, dieses Jahr in Coswig noch Strom zu produzieren, halte man fest.
Coswigs Bauamtschef Wolfgang Weimann erklärt, wo es klemmt.
„Dieses Vorhaben in Brockwitz hat eine solche Größe, dass es mit dem Regionalplan kollidiert“, so Weimann. Dieser wird von der Landesdirektion, dem vormaligen Regierungspräsidium, in Dresden betreut. Dieser Regionalplan erfasse beispielsweise sogenannte Vorranggebiete mit Rohstoffen, die es zu sichern gelte. In diesem Falle Kies.
Doch der Kiesabbau in Coswig ist abgeschlossen und dieser Fakt müsse noch im Plan vermerkt werden, so Weimann. Des Weiteren gilt das Gelände auch als ein „sichtexponierter Elbtalbereich“ und sei als solcher sensibel zu behandeln. Mit diesem Passus will man gerade verhindern, dass markante und die Landschaft prägende Flächen verschandelt werden. Ein Beispiel hierfür war etwa der Skonto-Markt in Coswig. Die Firma musste die dem anderen Elbufer zugewandte Seite mit einem neutralen Anstrich überpinseln lassen, weil die erst aufgebrachte Werbung zu knallig ins Elbtal leuchtete.
Komme es bei der Prüfung dieser Belange zu Kollisionen mit dem Plan, werde abgewogen und ein „Zielabweichungsverfahren“ eingeleitet, so Weimann.
Verfahren braucht Zeit
Letztlich sei man aber guter Dinge, alle Belange zu klären und die Baugenehmigung zu erteilen. Doch alles brauche eben seine Zeit, die ein privater Investor aber nicht habe.
Auf Coswigs zweiter Solarbaustelle an der Auerstraße ist dagegen schon richtig was zu sehen. Die Firma Amand ist hier dabei, mit Raupenschleppern das Gelände so zu modellieren, wie es nach dem Bebauungsplan im Frühjahr beschlossen wurde. Das ehemalige Deponiematerial wurde getrennt, zerkleinert und teilweise mit eingearbeitet. Derzeit ist man dabei, Erdmassen vom Bahnbau zu gewaltigen Bergen aufzuschütten. Rings um die Anlage wurden auch drei Sickerwassergruben geplant beziehungsweise schon gebaut. Diese Arbeiten liegen im Plan, war im Bauamt zu erfahren. Doch mit dem geplanten Drei-Megawatt-Kraftwerk wird es nicht so schnell etwas, wie Jan Heimpold, der Eigentümer des Geländes sagt.
Für die mit drei Millionen Euro veranschlagte Anlage verlangten die Banken jetzt Eigenmittel in Höhe von bis zu 600000 Euro. Geld, das er und sein Partner in der Heimax-Unternehmensgesellschaft nicht aufbringen können. Deshalb wollen sie jetzt abwarten, bis das Gelände fertig gestaltet ist und es dann Investoren als Standort für eine Solaranlage verpachten. Das könne sich aber auf jeden Fall bis ins nächste Jahr hinziehen, so Jan Heimpold. Denn auch die Bahn muss mit ihren Bauten an der Auerstraße Schritt halten.T. Oelsner