Von Matthias Weigel
Wenn an Freitals zentraler Hauptverkehrsader etwas passiert, hat sich das schnell rumgesprochen. So war das auch mit der jüngsten Umgestaltungsaktion der Dresdner Straße zwischen Capitol-Kino und Neumarkt. Hier hat die Stadt, wie schon in vorherigen Abschnitten, kleine Inseln am Rand anlegen und bepflanzen lassen. Zwischen den neuen Buchten gibt es Stellplätze. Doch mit der Maßnahme ist auch die Straßenführung verändert worden: Die früher zweispurige Strecke ist jetzt geradeaus jeweils nur noch einspurig. Die andere Spur wurde fürs Rechts- oder Linksabbiegen umfunktioniert.
Viele Lkw- und Autofahrer, Radler wie Fußgänger haben inzwischen ihre eigene Erfahrungen mit dem Slalomparcours von Potschappel über Döhlen nach Deuben gemacht – was die Diskussionen weiter anheizt. Selten gingen die Meinungen so weit auseinander zwischen verschönertem Stadtbild und Verunstaltung der Straße. Inzwischen ist die kritische Debatte auch im Rathaus angekommen – was nun Konsequenzen nach sich ziehen soll. Die SZ fasst zusammen:
Grundsatzbeschluss steht, Veränderungen nur im Detail
Vom Grundsatz her steht die Stadt zu der Entscheidung. Seit Jahren war über Verkehrsberuhigung, Begrünung und einen möglichen Radweg für die Piste diskutiert worden, und auch Gelder standen längst bereit. Nachdem lange Zeit aber nichts passierte, wurden die Pläne dann ab 2010/11 konkret umgesetzt. Versorger legten Leitungen um, die erste Mittelinsel in Potschappel entstand, Buchten und Bäume folgten. „Für gravierende Änderungen ist es zu spät, außer, wir würden alles wieder abreißen“, sagte OB Klaus Mättig (CDU) im Stadtrat. Das wäre aber kaum zu vertreten und auch nicht im Sinne der Sache. Zweifelsohne habe das Erscheinungsbild der Innenstadt erheblich gewonnen. Und aus den Erfahrungen bei Veränderungen heraus hätten sich die meisten an Neuerungen schnell gewöhnt und die Diskussionen würden nach einem ersten Aufschrei schnell im Sande verlaufen.
Sinn der Verkehrsführung und Abbiegespuren werden überprüft
Gleichwohl kündigte Mättig mögliche Korrekturen an, die vor allem der sinnvolleren Spurführung Rechnung tragen sollen. Man werde überprüfen, inwieweit jede Einfahrt eine Linksabbiegerspur brauche und wie sich der Verkehrsfluss insgesamt mit der neuen Spurenführung entwickle – alles aber ergebnisoffen. „Ich will weder den Diskussionen Vorschub leisten noch falsche Versprechungen machen“, so Mättig.
Veränderung des letzten Abschnitts
sollen im Rathaus diskutiert werden
Indirekt eingestanden hat Mättig nun auch, dass die neuen Buchten dreckanfälliger und die Ecken bei der Straßenreinigung kaum von der Kehrmaschine sauber zu bekommen sind. „Ein eckiger Besen ist da nun mal noch nicht erfunden“, sagte Mättig. Die Folge ist ein höherer Aufwand. Ob sich da beim nächsten Abschnitt zwischen Coschützer Straße und Einnehmerhaus, der im dritten Quartal realisiert werden soll, noch etwas verbessern lässt, ist fraglich. Schließlich würden unterschiedliche Bauweisen das einheitliche Bild verpfuschen. Wohl aber soll über die Anzahl der Buchten noch einmal im Rathaus befunden werden.
Fehlender Radweg und scharfe Bordsteine bleiben in der Kritik
Sowieso habe der Baubereich der Stadtverwaltung einseitig, vorschnell und eigenmächtig Tatsachen geschaffen. „Ich zweifle nicht an, dass es gut aussieht. Aber in die Details und Planungen sind wir zu wenig oder zuweilen gar nicht einbezogen worden“, beklagt Stadtrat Klaus Wolframm. Für die nächste Legislaturperiode könne man das nicht mehr durchgehen lassen. Solche gravierenden Veränderungen und Eingriffe müssten bis ins Detail vom Stadtrat abgesegnet werden.
Zumal sich dann auch erst Folgekosten und andere Auswirkungen insgesamt betrachten ließen. So sei zum Beispiel die bei der Planung an den Tag gelegte Ignoranz gegenüber den Radfahrern – selbst ein Angebotsstreifen wurde ausgeschlossen – kaum nachzuvollziehen und wohl auch im Nachgang nicht hinreichend zu begründen. Hier herrsche dringend Gesprächsbedarf. Dem pflichten auch andere Freitaler Stadträte bei. Norbert Frost (CDU) sieht den Rat vor allem in der Frage um die Machbarkeit eines Radweges übergangen. An eine Vorstellung oder gar einen Beschluss zu Ergebnissen einer Studie, mit der die Nicht-Machbarkeit begründet worden war, könne er sich nicht erinnern – geschweige denn, dass man so eine in Auftrag gegeben hätte.
Reinhard Nagel (BfF) sieht nach wie vor die Linienführung und die scharfkantigen Bordsteine als Gefahr. „Die Spuren zeigen, dass es dort Vorfälle gibt“, sagt er und wundert sich, warum nicht wie anderswo runde Borde verwendet wurden. Das Gesamtprojekt sei sicher nicht infrage zu stellen. „Die Kritik an der Ausgestaltung möchte ich aber aufrecht erhalten“, sagte er. So seien Hinweise im Bauausschuss abgebügelt oder einfach ignoriert worden.