Blühende Landschaften hatte Einheitskanzler Helmut Kohl seinerzeit versprochen. Freital nimmt ihn nun beim Wort und will der Stadt zu neuer Blüte verhelfen. Und zwar mit der geplanten Bewerbung für die Landesgartenschau 2019. Der Stadtrat hatte 2011 auf Initiative der FDP eine Bewerbung beschlossen. Zuvor sollte aber eine Machbarkeitsstudie Aufschluss geben. Das Papier liegt nun vor. SZ zeigt, was Freital auf den Weg bringen will.

In welchen Stadtgebieten plant Freital, die Gartenschau durchzuführen?
Der Bereich zwischen Schloss Burgk, Osterbusch und Platz des Friedens hat sich aus der Untersuchung der Ingenieurbüros Grohmann aus Dresden und Maut&Selter aus Freital als geeignet herauskristallisiert. Hier sind Biotope und Überschwemmungsflächen nur in geringerem Umfang zu beachten. 90 Prozent der Grundstückseigentümer haben auf Voranfrage der Stadt bereits in Aussicht gestellt, zu kooperieren und Flächen zur Verfügung zu stellen. Im Zuge der neuen Bewerbung wollte sich die Stadt auch auf Unterlagen stützen, die aus der Bewerbung 2004 stammten. Die gemeinsame Initiative mit Tharandt für die Schau 2009 scheiterten damals. Das einst vorgesehene Areal in Hainsberg/Coßmannsdorf gilt heute als ungeeignet – vor allem wegen der größeren Überschwemmungsgebiete und weiten Teilen, die als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind.
Welches Potenzial sieht die Studie gerade für dieses Gebiet?
Als Chancen für das 44 Hektar umfassende Areal sieht die Studie vor allem die Neubelebung der historischen Gartenareale um Schloss Burgk samt Wiederherstellung der Schlossgärtnerei, die Entwicklung des innerstädtischen Waldgebietes Osterberg und den dortigen Steinbruch, den Ausbau des Veranstaltungsplatzes am Stadion, die Weiterentwicklung des Storchenbrunnenareals und Optionen für eine Umnutzung des alten Bauhofes und des ehemaligen Real-Marktes. Damit könnte Freital auch der Forderung des Freistaats nach einer Veranstaltungshalle nachkommen. Verhandlungen mit den Eigentümern der Halle gibt es bereits – die suchen derzeit aber selbst nach möglichen Nutzern und machten ihr Okay davon abhängig, dass die Halle zum Zeitpunkt frei ist. Auch ein Kauf war als Möglichkeit im Gespräch.
Was im Einzelnen ist für die drei Kernzonen geplant?
Als Arbeits-Thema für die Schau steht derzeit „Schloss-Garten-Landschaft“. Das Motto Bergbau hätte sich für Freital zwar angeboten. Allerdings war das schon bei vorherigen Schauen vertreten und soll auch 2015 in Oelsnitz/Erz. auftauchen.
In den drei festgelegten Kernzonen will Freital verschiedene Gartenthemen und Veranstaltungsbereiche unterbringen. In Burgk könnten Gärten, Gewächshäuser, Winzerei und Streuobst eine Rolle spielen und Gastronomie wie Veranstaltungen stattfinden. Die alte Scheune würde zur zentralen Info und Kasse ausgebaut. Im alten Real könnten Gärtnermarkt, Blumenschau und Gastronomie unterkommen. Auf dem Festplatz soll eine überdachte Bühne bzw. Veranstaltungshalle entstehen – vorerst als temporäre Lösung. Ein bleibender Bau wäre nur mit entsprechendem Budget machbar. Entlang der Weißeritz soll ein Freizeitbereich mit Sport, Spiel und Park hinkommen. Themen wären hier Obstbau, Imkerei, Erholung. Das Gebiet am Osterberg müsste für die Nutzung erschlossen werden. Hier sieht die Studie einen an den Fels angebauten Weg entlang der Weißeritz vor. Auf dem Berg könnten ein Aussichtspunkt, ein zweiter Veranstaltungsplatz und ein Klettergarten hinkommen. Themen wären Wald, Kleingarten und Steine. Am Platz der Jugend wäre eine Sonderschau denkbar. Das Storchenbrunnenareal bleibt vorerst nur Option für Ergänzungen.
Wie viele Besucher erwartet die Stadt und wo sollen die alle parken?
Bereits jetzt spielt auch der Blick auf die Infrastruktur eine wichtige Rolle. Dabei ist die Anbindung an Autobahn, Bundesstraßen, Bus und Bahn gut. Haltestellen sind in der Nähe. Parkplätze für 2.250 Pkws und um die 20 Busse sollen am Windberg, am Förderturm und gegenüber des Kulturhauses entstehen. Geplant ist auch ein Shuttlebus innerhalb der Stadt. Insgesamt geht man von 600.000 Besuchern aus – 1.000 Pkws am Tag , 4.500 am Wochenende.
Steht schon fest, was die ganzen Pläne insgesamt kosten sollen?
Die Stadt sprach von Investitionen über sieben Millionen Euro und noch einmal fünf Millionen für die Durchführung. Als Einnahmen würden Eintrittsgelder, der Zuschuss vom Freistaat über rund 3,5 Millionen Euro und andere Fördergelder möglich sein. Allerdings sind die Zahlen nur grob gerechnet, einzelne Posten nicht belastbar. Für die Planung und Durchführung müsste die Stadt eine eigene GmbH gründen. Auch ist der Nachweis Pflicht, dass die Investitionen nachhaltig sind und der Stadt auch über die Schau hinaus etwas bringen – und sie auch dann noch das Geld für den weiteren Betrieb der Anlagen hat.
Wie geht es mit den Plänen zur Bewerbung Freitals jetzt weiter?
Die Studie soll jetzt verfeinert und eine qualifizierte Bewerbung vorbereitet werden. Zwischenzeitlich wollte die Stadt das Ganze auf nach 2022 verschieben. Das Rathaus fürchtet, die Sache samt Finanzierung nicht mehr sauber rund zu bekommen innerhalb der Bewerbungsfrist bis März 2014. Zwei Konkurrenten arbeiteten zudem schon ein Jahr länger an dem Thema. Der Vorsprung sei kaum aufzuholen. Entschieden wurde nun dennoch, bis Jahresende die Unterlagen weiter zu bearbeiten und dann harte Fakten und belastbare Zahlen auf den Tisch zu legen, anhand derer der Stadtrat endgültig Ja oder Nein sagen soll. Eine Interessens-Bekundung will das Rathaus zumindest schon mal nach Dresden schicken. Der Ausrichter für 2019 soll im Herbst 2014 feststehen. Das Kabinett entscheidet darüber auf Basis der Empfehlung einer Bewertungskommission.