Seit Wochen ist eine Seite des Tunnels durch die Königshainer Berge dicht, und zwar die in Richtung Görlitz. Doch wie kommt man aus Bautzen denn nun am besten nach Görlitz? Die drei Autos starten an einem Donnerstag, um 16.30 Uhr, auf dem Hauptmarkt in Bautzen. Ziel ist das Gewerbegebiet mit Porta und Hornbach.

Variante 1: Autobahn bis Nieder Seifersdorf, dann offizielle Umleitung
Eigentlich ist ja die Autobahn noch immer der schnellste Weg. Denn selbst, wenn ich in Nieder Seifersdorf runter muss, müsste ich doch schneller als die anderen beiden sein. Beim Start auf dem Hauptmarkt nehme ich nicht den Weg durch die Stadt, sondern fahre nach rechts zur Autobahnauffahrt West. Nur 20 Minuten brauche ich bis Nieder Seifersdorf. Dort nehme ich die ausgeschilderte Umleitung U 5. Was einem Geduldsspiel gleichkommt. Denn diesen Weg nehmen auf jeden Fall fast alle Lkw und Pkw, die nach Polen wollen – erkennbar am Kennzeichen. Der Weg ist gut ausgeschildert und führt bis kurz vor Niesky, wo die Umleitung auf die B 115 Richtung Görlitz führt. Ich habe das Gefühl, dass ich mit der Kirche ums Dorf fahre, komme aber fast zeitgleich mit meiner Kollegin an, die die Bundesstraße nimmt. Ihre Ampel am Gewerbegebiet Porta war eher grün. Alternativ könnte ich von Nieder Seifersdorf auch Richtung Reichenbach von der Autobahn abfahren, wo ich dann wie die anderen beiden ab Reichenbach auf der B 6 weiter nach Görlitz fahre. (SZ/kf)
Variante 2: Landstraße parallel zur Autobahn Richtung Weißenberg
Die Kolleginnen sind die Ersten, die vom Marktplatz rollen. Ich fahre hinterher. Kein Problem. Meine Strecke ist sowieso die kürzeste. Ich werde sie schon noch einholen. An der Kreuzung am Frick-Markt biege ich nach Weißenberg ab. Idyllische Landschaften. In Neupurschwitz gibt es an der Straße Honig aus der eigenen Imkerei, etwas weiter wirbt ein Schild für den Verkauf von Junghühnern. Da geh ich im Ort schon mal gern auf 50 runter. Eine Autobahnfahrt ist eintöniger. Auf der Landstraße fahre ich dann aber auch nicht mehr als 80 Stundenkilometer. Ein weiß lackierter Transporter will nicht schneller vorwärtskommen. Und ehrlich: Viel zügiger käme ich hier auch nicht voran. Kurve an Kurve. Das erschwert auch das Überholen. In Wurschen ist die Autoschlange dann auf sieben Fahrzeuge angewachsen. Zeit, um die Pferde am Straßenrand zu beobachten. Bald wird’s mir aber zu viel. Ich habe gute Sicht, es kommt nichts, ich setze an und überhole. Geschafft. Überhaupt ist die Strecke frei. Das wird was. Ich werde wohl gewinnen. Doch dann mache ich einen verhängnisvollen Fehler. Anstatt auf die B6 links nach Görlitz abzubiegen, fahre ich geradeaus nach Reichenbach und zuckle durch die Straßen. Das kostet Zeit und Kilometer. Deshalb komme ich wohl als Letzte ins Ziel. Gefühlt aber bin ich Erste. Ganz klar. (SZ/pre)
Variante 3: Bundesstraße 6 –
so wie vor dem Autobahnbau
Meine Strecke führt mich über die Bundesstraße 6. Durch Bautzen brauche ich noch ziemlich lange. Der Verkehr ist dicht. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass ich zehn Minuten brauche, bis ich endlich Bautzen hinter mir lasse. Jetzt komme ich schnell voran. Doch schon kurz hinter Auritz wird meine Freude getrübt. Ich nähere mich dem Ende einer Autoschlange. Vier Autos fahren vor mir, ganz vorn ein polnischer Lkw. An Überholen ist nicht zu denken. Ständig kommt Gegenverkehr. Einige Fahrzeuge vor mir biegen ab, eins schafft es dann doch, kurz vor Hochkirch zu überholen. Ein erneuter Blick auf die Uhr lässt mich staunen, vom Ortsausgang Bautzen bis nach Hochkirch brauche ich nur acht Minuten, und das trotz Lkw. Am Eiseroder Berg bietet sich dann auch für mich die Möglichkeit zum Überholen. Dort gibt es eine zweite Fahrspur extra zum Überholen. Geschafft. Nun liegt Löbau vor mir. Dort habe ich Glück. Alle fünf Ampeln sind grün und so bin ich innerhalb von fünf Minuten durch die Stadt durch.
Jetzt geht es wieder zügiger voran. Auf der Höhe von Reichenbach ist es aber wieder so weit. Ein Lkw fährt voraus. Diesmal ist die Schlange der Autos vor mir noch länger. Ich zähle zehn Stück. Hinter mir sind es sogar noch mehr. Ich fahre jetzt etwa 70 Kilometer pro Stunde. Ich habe nicht wirklich das Gefühl, voranzukommen. Erst hinter Holtendorf wird die Straße noch mal zweispurig und ich schaffe es, den Lkw zu überholen. Jetzt ist es nicht mehr weit. Über die Umgehungsstraße von Görlitz erreiche ich unseren Treffpunkt. Und trotz der nervigen Behinderung durch die Lkw schaffe ich es als Erste zum Ziel. (SZ/fs)
Fazit: Die gewählten Wege nehmen
fast die gleiche Zeit in Anspruch
Auch ohne Autobahntunnel ist es relativ egal, welchen Weg nach Görlitz man wählt. Der einzige Unterschied sind die Kilometer. Variante 1 hat es am Weitesten, nämlich 53,4 Kilometer, Variante 2 ist mit 46,3 Kilometern die kürzeste Strecke, und Variante 3 liegt mit 47 Kilometern in der Mitte. Von der Zeit unterscheiden sie sich um drei Minuten. Wir brauchten zwischen 49 und 51 Minuten. Und auf dem Weg zurück kann man sich ja immer noch auf die Autobahn begeben. Da ist der Tunnel frei.