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Wie Görlitz klimafreundlich werden soll

Unter Federführung der Dresdner Energy Saxony soll Görlitz zum Modell werden. Auch Zgorzelec will mitmachen.

Von Matthias Klaus
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Energy-Saxony-Geschäftsführer Lukas Rohleder traf sich jetzt mit Octavian Ursu in Görlitz.
Energy-Saxony-Geschäftsführer Lukas Rohleder traf sich jetzt mit Octavian Ursu in Görlitz. © Foto: Nikolai Schmidt

Die Stadtwerke heizen die Wohnungen mit klimafreundlichem Gas, die Verkehrsgesellschaft bringt Busse mit Brennstoffzellen-Technologie auf die Straßen und überhaupt spielt Wasserstoff eine immer größere Rolle in der Stadt Görlitz. „Er könnte direkt vor Ort hergestellt werden, bei Siemens“, sagt Lukas Rohleder. Er ist der Geschäftsführer des Vereins Energy Saxony mit Sitz in Dresden.

Görlitz, so stellt er sich vor, könnte zu einer Modellstadt für Klimaneutralität werden, eine Modellstadt, für die Technologien von morgen. Kontakte der Dresdner in der Region gibt es bereits, Energy Saxony ist Partner der hiesigen Hochschule Zittau Görlitz. Dort zeigt man sich den Plänen gegenüber aufgeschlossen. Tobias Tschunke, Prorektor für Forschung an der Hochschule sagt, dass man darauf vorbereitet sei, an der Entwicklung eines „nachhaltigen Mobilitätskonzeptes für die Oberlausitz mitzuwirken“. Und mit Siemens stehe man im Austausch, so Lukas Rohleder. Simens stellt demnach einen Kern des Vorhabens dar. Das Unternehmen ist bestrebt, den Standort zu dekarbonisieren, also unabhängig von kohlenstoffhaltigen Energieträgern zu machen. Wasserstoff, Brennstoffzellen – sie gelten zwar als eine Alternative im aufkommenden Markt der Elektromobilität, gelten aber bislang als teuer in der Herstellung und in der Anschaffung. Lukas Rohleder sieht das anders. „Es gibt keinen Grund, warum ein Auto mit Brennstoffzelle teurer sein sollte als eines mit Verbrennungsmotor“, sagt er. Für jeden Anwendungszweck gebe es eben bestimmte Lösungen: E-Autos mit Batteriebetrieb derzeit eher auf kürzeren Strecken, die Brennstoffzelle für Lkw und Busse in längerem Betrieb.

„Europastadt Görlitz / Zgorzelec 2030 – Stadt der Zukunft“, unter diesem Titel steht das Vorhaben mehrerer ortsansässiger Unternehmen, die Görlitz zur Modellstadt machen wollen. Wasserstoff und Brennstoffzellen sind dabei nur ein Teil des Ganzen. Vernetzung – dieses von Geschäftsführern und Managern gern genutzte Wort kommt dabei ins Spiel. Wirtschaft, Politik, Forschung sollen an einem Strang ziehen. Unterstützung für das Vorhaben kommt von Oberbürgermeisterkandidat Octavian Ursu. Jetzt vereinbarte er mit dem Zgorzelecer Bürgermeister Rafal Gronicz, bei dem Europastadt-Projekt zusammenzuarbeiten. In Zgorzelec arbeitet bereits ein Energienetzwerk namens „Klaster“, das ähnliche Ziele verfolgt.

Eine wichtige Rolle soll dabei zudem das Forschungsinstitut Casus spielen. Das Casus-Institut, das zu 90 Prozent vom Bund gefördert und vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf gemeinsam mit sächsischen und polnischen Partnern entwickelt wurde, wird zunächst seinen Sitz am Görlitzer Untermarkt haben. Ende des Jahres sollen zehn Wissenschaftler in Görlitz tätig sein. In den kommenden Jahren ist ein Neubau in Görlitz geplant, wo ab 2023 rund 120 Mitarbeiter, darunter 90 Wissenschaftler arbeiten sollen.

Octavian Ursu machte sich bereits für die Innovationsplattform Grip stark. Mit ihrer Hilfe sollen junge Existenzgründer in Görlitz eine Chance erhalten. Neue Produkte, neue Unternehmen sollen mithilfe von Grip in der Stadt entstehen. „Wenn wir hier in Görlitz so etwas auf die Beine stellen, soll es keine leere Hülle sein. Wir werden keine Immobilie bauen, sie dann Innovationszentrum nennen und am Ende ist es nur ein vermietetes Objekt“, sagt Ulrich Erdmann, Geschäftsführer der Erdmann-Softwaregesellschaft. Er ist einer der Unternehmer, die sich für die Innovationsplattform engegieren. Existenzgründer, sagt Ulrich Erdmann, müssen nicht zwangsläufig ganz neue Ideen mitbringen. In seiner Firma liegen noch Vorhaben in der Schublade, die auf die Bearbeitung harren.

Wichtig sei es nun, sagt Octavian Ursu, die vorhandenen Strukturen zu vernetzen. „Ich setze darauf, dass damit die Attraktivität von Görlitz als Wohn- und Arbeitsort von jungen Leuten, von jungen Leuten gestärkt wird“, sagt er. Aus Sicht des Energy- Saxony-Geschäfstführer ist Görlitz ein idealer Stadtort: städtisch, aber doch nicht zu groß, Autobahn in der Nähe. „Wir wollen mit dem Vorhaben Europastadt 2030 auch zum Gelingen des Strukturwandels in der Region beitragen“, sagt Lukas Rohleder. Aus dem Sofortprogramm Strukturentwicklung wird das Projekt auch unterstützt, Höhe unklar.

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