Wie Handarbeit der KulturFabrik hilft

Hoyerswerda. Es wird ein Tier gewünscht. „Ein Affe, bis Juni“, sagt Brigitte Pokrandt. Sie sitzt an einer festlich gedeckten Kaffeetafel im Café „Auszeit“ des Hoyerswerdaer Bürgerzentrums. Und der Affe, von dem da die Rede ist, soll aus Wolle sein. Aber das ist allen am Tisch sonnenklar. Hier treffen sich die sogenannten Strickfrauen. „Wir sind kein Verein, verhalten uns aber so“, sagt Inge Ilin. Die älteren Damen stricken Socken, Schals, Mützen oder eben Tiere – der Erlös aus dem Verkauf wird dem KulturFabrik e. V. gespendet. Die meisten Sachen gehen beim jährlichen Stand zum Weihnachtsmarkt weg.
Für die Unterstützung lädt die KuFa die Damen dann einmal im Jahr zu Kaffee und Kuchen ein. Die Arbeitsgruppe „Wir“, die sonst zum Beispiel Ausfahrten, Wanderungen oder Museumsbesuche der KuFa-Vereinsmitglieder organisiert, besorgt das Backwerk und kocht den Kaffee. Vorige Woche war es wieder einmal so weit – zum zehnten Mal. Zunächst galt die Unterstützung dem Verein „Braugasse 1“, dessen Vorsitzende Inge Ilin war. Nachdem das Bürgerzentrum fertig war, löste sich der Lobby-Verein auf – die Strickfrauen machten aber weiter. Inge Ilin sammelte in ihrer Apotheke „Am Jahnstadion“ Wolle und verkaufte auch Strick-Produkte.
Stricken gegen das Rheuma
Inzwischen hat sie die Apotheke zum Jahreswechsel abgegeben: Sie führt zwar im selben Ärztehaus nun die Geschäfte der Fußpflege ihres Sohnes. Aber es ist deutlich weniger Platz. „Wenn wir noch eine Stelle zum Verkaufen finden würden, wäre das ganz schön“, sagt sie. Spenden-Wolle nimmt nun der Dienst am Besucher-Tresen des Bürgerzentrums entgegen, berichtet die Apothekerin a. D. Vorige Woche händigte sie Uwe Proksch nun einen Umschlag mit 400 Euro Strick-Erlös aus, worüber der KuFa-Geschäftsführer sich selbstredend sehr freute: „Bleiben Sie dabei! Es hilft uns“, meinte er. Der Appell trifft auf offene Ohren. Ilse Bruckhaus zum Beispiel hat Rheuma. Der Umgang mit den Stricknadeln hält die Finger geschmeidig, erzählt die 79-Jährige. An sie richtete sich die anfängliche Bestellung, die jemand bei Brigitte Pokrandt abgegeben hatte. Denn Ilse Bruckhaus war vor Jahren im Handel mal ein Buch zu gestrickten Tieren aufgefallen. Seither fertigt sie Teddys, Katzen, Hasen und auch mal eine Mickymaus an.
Als ihre frühere Kollegin Helga Schnippa sie vor fünf Jahren besuchte, bewunderte sie eine Kollektion der Strick-Tiere und lud Ilse Bruckhaus zu den Strickfrauen ein. Seither macht sie mit. Sie berichtet, dass sie zu Hause jeden Tag strickt. Der regelmäßige Gruppentreff jedoch findet im Jugendclubhaus Ossi statt.
So, wie Ilse Bruckhaus ihr Herz an Strick-Tiere verloren hat, sind die Spielfiguren der Wahl für Ilona Jungfer gehäkelte Kasper-Puppen. Die Vorlage stammt aus einer in den 1980ern erschienenen Ausgabe der Zeitschrift „Die Sowjetfrau“. Der Artikel existiert sogar noch, berichtet Ilona Jungfer, die mit 69 die Jüngste im Kreis ist.
Knöpfe im Briefkasten
Im letzten Jahrzehnt hat sich natürlich weithin herumgesprochen, was die Strickfrauen da tun. Und offenbar finden eine ganze Menge Leute die Unterstützung der KuFa-Arbeit mittels Strick- und Häkelnadeln gut. So landen bei Ilse Bruckhaus im Briefkasten schon mal abgelegte Knöpfe, die den Woll-Tieren dann zum Beispiel als Augen dienen. Und Brigitte Pokrandt hat unter anderem ihre Walking-Sportgruppe beim SC gefragt, ob Interesse an Stricksachen besteht. Ergebnis: kein geringes. Inzwischen gibt es sogar Bestellungen. Einen Affen zum Beispiel. Die Stricknadeln werden also weiter klappern – ein bisschen eine Sucht, mit der man Gutes tun kann.
Die Strickfrauen würden sich über neue Spendenwolle freuen – abzugeben wie geschildert im Bürgerzentrum.