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Wie Kulturmüller flittern

Die beiden Kulturmüller haben sich im Sommer das Ja-Wort gegeben. Und waren nun mit dem Club der Hochzeitsfotografen auf Tour in Kalabrien.

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Von Ina Förster

Jens Reuter und Christian Schydlo sind ein Paar. Seit 14 Jahren schon. Am 8.8. 2007 gaben sie sich nun noch das Ja-Wort – ganz offiziell, feierlich und mit großer Party in ihrer eigenen Kulturmühle. „Es war eine logische Schlussfolgerung für uns. Man hat schließlich Verantwortung füreinander“, meint Christian Schydlo. Aber ohne romantischen Heiratsantrag in einer Gondel in Venedig ging es auch bei ihnen nicht. Nun ist es öffentlich, nun kann man damit an die Presse gehen, sagen sich beide. Vor ein paar Wochen waren sie immerhin mit dem Club der Hochzeitsfotografen in Kalabrien beim Fotoshooting. Da berichtete der private Fernsehsender Sat 1 darüber. Seitdem weiß es die halbe Nation.

Ein Zeichen setzen

„Wir haben davon nicht viel gesehen, um diese Zeit schlafen wir noch“, gesteht Jens Reuter. Die Gastronomen mit Herz führen seit Jahren ihre Kulturmühle in Bischheim und sind nachts meistens bis in die Puppen im Dienst der Kundschaft unterwegs. Sie haben sich Respekt erarbeitet. Beim Publikum und bei der Bevölkerung. Zwei Männer, die sich in so einer ländlichen Idylle nieder lassen, zusammen leben und sich lieben – das braucht schon etwas Mut. „Es gibt immer solche und solche Menschen. Manche regt einfach alles auf. Wir können damit aber gut umgehen. Und wollten trotzdem mit unserer Hochzeit ein Zeichen setzen“, erklärt Christian.

Applaus im prüden Italien

Ein Zeichen für die Zeitgenossen mit Vorurteilen nämlich. Gleichgeschlechtliche Liebe ist in deutschen Landen nach wie vor immer noch nicht das Alltäglichste der Welt. „Wir hatten da ehrlich gesagt Bedenken, als wir in Kalabrien waren. Da gab es ja Fotoshootings am Strand und wir mussten mit den Hochzeitssachen posen“, erinnert sich Jens. Aber statt Missfallen im etwas prüden, katholischen Italien, gab es spontanen Applaus auf offener Szene. Darüber freuten sich alle Mitgereisten. „So ein exotisches Pärchen war das erste Mal dabei und fand Interesse bei allen“, erzählt Fotografin Jaqueline Fichte aus Großröhrsdorf. Sie und ihr Mann waren es, die die Kulturmüller zur Flittertour mit dem Club der Hochzeitsfotografen einluden „Wir haben uns dort vor vier Jahren angeschlossen. Das sind deutschlandweit zehn Studios, die gemeinsam eine Fotohochzeitsreise gestalten. Wir waren erstmals mit einem weiteren Studio mit den Vorbereitungen betraut“, erzählt sie.

Wie sie Jens und Christian kennen gelernt hat, daran erinnert sie sich ebenfalls gut. Auch daran, dass sie schon dutzende Male zu dienstlichen Hochzeits-Foto-Shootings in die Mühle gerufen wurde und nie bemerkt hat, dass die beiden ein Paar sind. „Zu ihrer eigenen Hochzeit haben sie unser Studio dann bestellt und ich habe am Telefon noch gefragt, wie das denn mit der Frisur der Braut wäre“, lacht sie heute. Als Hochzeitsgeschenke hatten sich beide übrigens Geld gewünscht, von dem 650 Euro in die Aids-Stiftung nach Dresden floss und der Rest 2008 in einen Kinderspielplatz vor der Mühle investiert wird. Am 1. Juni soll die Einweihung sein. Die Flitterreise ins sonnige Italien war übrigens so überhaupt nicht sonnig. „Wir sind mitten in der Nacht ab Leipzig abgeflogen. Bedingung war, dass alle in ihrer Hochzeitskleidung reisen mussten. Die zehn Grad, die uns in Kalabrien erwarteten, waren mehr zum Abgewöhnen“, so Jens Reuter.

Im Januar geht’s nach Kuba

Trotzdem war es eine tolle Erfahrung, zusammen mit 16 anderen Pärchen die Woche bei luxuriösen Sektempfängen, romantischen Shootings und einem obligatorischen Pool-Sprung zu verbringen. Und das war nur ein Vorgeschmack: Im Januar geht’s in die richtige Flitterwochen nach Kuba.