Wie Ostrau ein digitales Dorf werden soll

Ostrau. Von der Resonanz waren die Organisatoren mehr als überrascht. Etwa 30 Anwohner aus Ostrau und Umgebung hatten sich zum Bürger-Workshop „Digitale Dörfer Sachsen“ im Jugendclub Ostrau eingefunden.
Das Leader-Gebiet Lommatzscher Pflege ist für die Einführung dieses Projektes ausgesucht worden. Dabei starten die Fraunhofer-Institute für Experimentelles Software Engineering (IESE) und für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Lfulg) in den Gemeinden mehrere digitale Dienste. Diese sollen die Kommunikation und das Wir-Gefühl innerhalb der Orte stärken. Darunter sind unter anderem ein lokales Informations- und Nachrichtenangebot, eine Kommunikationsplattform und ein „Sag´s uns“-Kanal, auf dem Bürger mit der Verwaltung in Kontakt treten können, um Vorschläge, Wünsche oder Mängel zu melden.
Bei einigen Anwesenden sorgte das Anliegen für Irritation. Sie waren in der Erwartung gekommen, dass es um den Breitbandausbau in der Gemeinde geht. „Häufig herrscht die Meinung vor, wenn wir das Internet oder die Glasfaser haben, dann ist die Digitalisierung passiert. Vielmehr ist es aber so, dass sie dann erst richtig beginnt“, sagte Matthias Berg.
Doch die Erwartungen gingen auch in eine andere Richtung. „Ich weiß, dass teilweise Ängste kursieren, was das 5G-Netz anbelangt“, sagte Bürgermeister Dirk Schilling (CDU). Bei diesem Workshop gehe es aber ausdrücklich nicht um den 5G-Standard oder dessen Einrichtung.
Mittelfristig wollen die Organisatoren zwei Ziele angehen. Zum einen soll ein Konzept zur nachhaltigen Digitalisierung der Lommatzscher Pflege erstellt werden. Daran sollen die Bürger zum Beispiel über Workshops beteiligt werden. „Bis zum Frühjahr 2020 soll ein Papier erarbeitet werden, wie man die Digitalisierung im ländlichen Raum betreiben kann“, erklärte Matthias Berg vom Fraunhofer-Institut IESE in Kaiserslautern. „Was sind die Lebensbereiche, die man dabei besonders beachten muss? Für diese und weitere Fragen sind die Bürger-Workshops gedacht“, so Berg weiter. Es solle der Bedarf an digitalen Diensten ermittelt werden, die dann in dieses Konzept einfließen sollen.
Das zweite Ziel beschreibt Berg mit „Basismodule Kommunikation“. Das Fraunhofer-Institut in Kaiserslautern betreut solche Projekte schon seit geraumer Zeit. Dabei sei Software für den ländlichen Raum mit unterschiedlichen Schwerpunkten entwickelt worden. „Wo es sinnvoll ist, können die Dienste auch in der Lommatzscher Pflege zur Verfügung gestellt werden“, so Berg.
Aus einem Pool von neun Themenbereichen befassten sich die Teilnehmer in zwei Gruppen mit den Gebieten Arbeit/Wirtschaft und Mobilität/Erreichbarkeit. Sie arbeiteten verschiedene Problemstellungen heraus. Diese dienen den Verantwortlichen als Grundlage, um das Projekt weiter voranzubringen.