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Wie Sachsen sein Hebammen-Problem lösen will

Die Geburtshelferinnen klagen über eine zu hohe Arbeitsbelastung – vor allem in den Kliniken. Das führt zu Engpässen.

Von Andrea Schawe
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Eine Hebamme hört  mit einem CTG die Herztöne eines Babys ab. Viele Geburtshelferinnen fühlen sich überlastet.
Eine Hebamme hört mit einem CTG die Herztöne eines Babys ab. Viele Geburtshelferinnen fühlen sich überlastet. © dpa

Dresden. Gute Netzwerke, mehr Ausbildungsplätze und Entlastung im Kreißsaal: Sachsen will die Versorgung mit Hebammen und deren Arbeitsbedingungen verbessern. Noch gebe es keine flächendeckenden Versorgungslücken, heißt es in der Studie, die im Auftrag des Sozialministeriums erstellt wurde. Allerdings gibt es Engpässe, vor allem in den Kliniken der Städte mit steigenden Geburtenraten wie Dresden, Leipzig und Chemnitz. In Sachsen arbeiten etwa 1 020 Hebammen, 60 Prozent sind nur freiberuflich tätig.

Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) kündigte am Mittwoch an, allen Empfehlungen der Hebammenstudie zu folgen. „Einige Maßnahmen haben wir bereits umgesetzt“, sagte sie. Zum kommenden Schuljahr werden die Ausbildungsplätze um 23 erhöht. Sachsen hat außerdem ein Online-Netzwerk für die Vermittlung von Hebammen aufgebaut. Dazu kommt, dass der Freistaat seit 2018 Hebammen, die sich niederlassen wollen, finanziell unterstützt. Allein in diesem Jahr wurden schon 60 000 Euro gezahlt.

Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Arbeitsbedingungen der Hebammen verbessert werden müssen. „Die strukturellen Probleme haben weiter zugenommen“, sagt Stephanie Hahn-Schaffarczyk, die Vorsitzende des sächsischen Hebammenverbands. „Vor allem die Lage in den Kliniken hat sich enorm zugespitzt.“ Wegen der hohen Arbeitsbelastung will mindestens jede vierte Hebamme ihre Arbeitszeit reduzieren. Zwischen 15 und 37 Prozent der Hebammen denken darüber nach, den Beruf aufzugeben.

Eigener Studiengang

Um die Hebammen zu entlasten, sollen sie von fachfremden Tätigkeiten befreit werden. Neben der Versorgung von Schwangeren, Gebärenden und Müttern im Wochenbett müssen Hebammen auch administrative Aufgaben, Ambulanzdienste und oft auch die Reinigung des Kreißsaals übernehmen. Beispiele, die die Arbeitszufriedenheit erhöhen und die Belastung senken, sollen anderen Krankenhäusern bekannt gemacht werden. Das Sozialministerium will außerdem das Konzept eines hebammengeleiteten Kreißsaals prüfen. Er könne die klinische Geburtshilfe attraktiver machen. „Das ist ein guter und praktischer Weg, der den Hebammen kurzfristig Entlastung verschaffen kann“, sagte Stephanie Hahn-Schaffarczyk.

Sie hofft auf die Akademisierung der Ausbildung. Derzeit werde dazu im Bundesgesundheitsministerium ein Gesetzentwurf erarbeitet, sagte Ministerin Klepsch. Das Sozialministerium will den Studiengang an allen drei Ausbildungsstandorten in Dresden, Leipzig und Chemnitz einführen. Unklar ist noch, wie viele Studienplätze benötigt werden.