Wie Sebnitz Mountainbiker locken will

Was in einer abgelegenen Ecke Nordböhmens und im Erzgebirge funktioniert, soll künftig auch zum Rande der Sächsischen Schweiz Besucher locken:
ein Bikepark für Mountainbiker. Entstehen könnte er im Waldgebiet zwischen Sebnitz, dem Neustädter Ortsteil Rugiswalde und dem tschechischen Dolni Poustevna. Die drei Städte planen bereits seit Längerem an dem Projekt. „Mountainbiker sind ein deutlich wachsendes Klientel“, sagte der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU), als er den aktuellen Stand diese Woche vor Pensionsbetreibern und Gastwirten präsentierte. „Ein Klientel, das bisher in der Sächsischen Schweiz nicht gut bedient wird.“
Startpunkt ist der Gerstenberg, die höchste Erhebung in dem Waldgebiet nördlich von Sebnitz. Von dort schlängeln sich dem Plan zufolge drei Trails zwischen den Bäumen talwärts: einer nach Rugiswalde, einer Richtung Dolni Poustevna und einer zum Sebnitzer Sportzentrum Solivital. Hier soll zudem ein Pumptrack entstehen: ein kleiner, welliger Rundkurs. In Rugiswalde könnte der Skilift zur Bewältigung des Anstiegs integriert werden. Die Routen sollen so angelegt werden, dass sie – in verschiedenen Schwierigkeitsgraden – auch für Familien mit Kindern und E-Bike-Besitzer geeignet sind, also keineswegs nur für technisch versierte Geländerad-Könner.
Wie das aussehen kann, haben sich Verantwortliche der Stadt und des Sachsenforsts im November bei einer Exkursion nach Nove Mesto pod Smrkem angeschaut. In der kleinen Stadt im Isergebirge existiert seit 2009 der Singletrek pod Smrkem, ein Areal mit insgesamt 80 Kilometern Streckenlänge, das mittlerweile europaweit als Mountainbike-Paradies bekannt ist und jährlich mehr als 50 000 Besucher zieht. „Beeindruckende Zahlen“, sagte OB Ruckh.
Damit ähnliches, freilich ein paar Nummern kleiner, auch in der Region um Sebnitz entstehen kann, müssten neue Pfade in den Wald gebaut werden. Erste Entwürfe für die Streckenführung liegen längst vor, ein Ortstermin mit dem Sachsenforst hat im November stattgefunden. Es geht darum, bei möglichst geringen Eingriffen in die Natur möglichst großen Fahrspaß für die Biker zu ermöglichen. Im Waldgebiet um den Gerstenberg stehen die Chancen für eine Genehmigung vergleichsweise gut. Im Sebnitzer Wald rings um die Forellenschenke hingegen dürfte eine permanente Strecke nicht gebaut werden, der Bereich ist als Flora-Fauna-Habitat geschützt.
Durch die Lage am Solivital erhofft sich Sebnitz zudem eine bessere Auslastung seines Sport- und Freizeitzentrums. Wenn der Bikepark kommt, könnten dort zusätzlich ein Fahrradverleih und eine E-Bike-Ladestation entstehen. Die jährlichen Kosten für die Unterhaltung beziffert Ruckh auf bis zu 50 000 Euro. Der Streckenbau selbst könnte zu 80 Prozent aus Tourismusfördermitteln des Freistaats bestritten werden, den Rest teilen sich die drei Kommunen. Die Entscheidung für oder gegen den Bikepark soll diesen Sommer fallen. Was noch fehlt, sind die Genehmigungen vom Forst und den Naturschutzbehörden. Geben sie ihr Okay, könnte der Streckenbau im kommenden Jahr starten. Die ersten Biker dürften dann voraussichtlich 2021 über die Trails rollen.
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