Von Bettina Klemm
Die Fläche zwischen der Hertha-Lindner-Straße und der Könneritzstraße mit dem Schützenplatz in der Mitte ist ein Paradebeispiel für den aktuellen Wohnungsbau in der Stadt. Dabei stießen die Pläne von Jochen Lagerein anfangs auf viel Skepsis. Der Chef der Columbus Bauprojekt GmbH entwickelte schon vor zwölf Jahren ein Grundstück neben dem Schießhaus. Moderne innerstädtische Loft-Wohnungen sollten dort entstehen. Der Stadtplaner Lagerein dachte von Anfang an großzügig. Er erwartete schon damals, dass das gesamte Gebiet in etwa einem Jahrzehnt bebaut sein wird. Es ging um ein Areal, nicht weit weg vom Dresdner Zwinger, aber zu jener Zeit reichlich vernachlässigt, zugewachsen und zugemüllt.





Lagerein setzte Maßstäbe, moderne Architektur, aufwendig gestaltete Fassaden mit integriertem Sonnenschutz, energieeffiziente Gebäude und ruhige, grüne Innenhöfe. Die Wohnungen sind mit edlen Materialien ausgestaltet, schlicht und elegant. Er kaufte Grundstück für Grundstück, oft von Erbengemeinschaften. Wenn im Spätsommer sein 15. Komplex fertig ist, hat der heute 49-jährige Lagerein mit seinem Team auf dem Areal etwa 240 Eigentumswohnungen gebaut. Die Quadratmeterpreise in den Columbus-Projekten liegen derzeit bei zwischen 2 700 und 3 900 Euro. Die ersten Käufer haben deutlich weniger bezahlt, aber auch viele Jahre mit Baustellen vor der Tür gelebt.
Auch die Grundstückspreise sind deutlich gestiegen. Die Bodenrichtwertkarte der Stadt weist das Viertel als eines der teuersten in Dresden aus. Nach der Wende hatten besonders westdeutsche Investoren Flächen zu hohen Preisen gekauft. Doch dann kam der Wohnungsbau mehr als ein Jahrzehnt nahezu vollständig zum Erliegen. Jetzt erst werden in etwa wieder die damaligen Preise erzielt. Im vergangenen Jahr zählte der Immobilienkompass der Zeitschrift „Capital“ die Wohnungen am Schützenplatz zu den teuersten in der Stadt. Inzwischen dürft der Lahmann-Park auf dem Weißen Hirsch dieses Prädikat erhalten.
Rund um den Schützenplatz gibt es längst keine Baugrundstücke mehr. Weitere Unternehmen wie die HBH, die Treuwobau und die Firma Max Wiessner haben Flächen gekauft und entwickelt. Was klein anfing, wurde zu einem großen Projekt. Die Käufer schätzen die unmittelbare Citylage. Es sind sowohl ältere Menschen als auch zunehmend Familien mit Kindern. „Es ist wie ein Dorf in der Stadt, langsam kennen sich die Bewohner“, sagt Lagerein. Ganz allmählich wachse auch das Interesse an den Ladenflächen. Lagerein hat zwar selbst am Stadtrand gebaut, aber seinen Firmensitz mit vergoldeter Fassade ins Musikerviertel, unmittelbar neben den Neubau der Musikhochschule, verlegt.
Auch er hat im Viertel weitere Pläne, so will er die Fläche links neben dem Schießhaus als Nächstes bebauen. Eine Bautafel war schon aufgestellt, wurde aber wieder abgenommen. Warum, ist unbekannt. Mit dem Wohnungsbau entstehen im Viertel Straßenzüge nach historischem Vorbild, wie die Feigen- und die Trabentengasse.
Fast 70 Jahre nach der Zerstörung wird nun auch das Gebiet An der Herzogin Garten bebaut. Die wild gewachsenen Bäume und Sträucher sind abgeholzt, die Archäologen haben nach historischen Kellern, Beeteinfassungen und Bachläufen gesucht. Die beiden Investorengruppen wollen zum großen Teil gemeinsam bauen. Die Gruppe Baywobau/CTR hat die Fläche zur Hertha-Lindner-Straße erworben und will dort in ihrer „Residenz am Zwinger“ hauptsächlich Appartements errichten. Reinhard Saal hat das deutlich größere Areal an der früheren Orangerie erworben. Er baut dort großzügige Miet- und Eigentumswohnungen und gestaltet wieder eine ansprechende Parkanlage. In einigen Jahren soll auch das Gebiet bis zum Bahnhof Mitte mit Wohnungen bebaut werden. Münchner Investoren haben die Fläche erworben und wollen das lange Bürohaus an der Könneritzstraße abreißen.