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Wie sich die Wut erklären lässt

Immer mehr, immer schneller - und der Wahn zur Selbstoptimierung kennt keine Grenzen. Der Soziologe Hartmut Rosa sagt, was in unserem Leben schiefläuft.

Von Karin Großmann
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„Egal, wie Sie sich dieses Jahr anstrengen: Im nächsten Jahr müssen Sie noch eine Schippe drauflegen“, warnt Hartmut Rosa und sucht nach einem Ausweg aus der Steigerungsfalle.
„Egal, wie Sie sich dieses Jahr anstrengen: Im nächsten Jahr müssen Sie noch eine Schippe drauflegen“, warnt Hartmut Rosa und sucht nach einem Ausweg aus der Steigerungsfalle. © (c) Christian Juppe

Es ist toll, wenn man mit einem einzigen Daumendruck Temperatur und Licht im Raum regeln kann, die Pizza bestellen, den Rasenroboter in Gang setzen und die Welt auf den Bildschirm holen kann. Alles sofort verfügbar. Doch wehe, wenn die Batterie leer ist. Dann ist es vorbei mit dem gottgleichen Selbstverständnis. Dann hängt man fest in der Warteschleife. Dann wird geschimpft und geflucht aus Frust und Enttäuschung.

An dieser Alltagserfahrung verdeutlicht der Soziologe Hartmut Rosa einen Konflikt, der sich in vielen Bereichen des Lebens zeigt, auch in der Politik, auch in der Natur. Es ist der Konflikt zwischen einer Macht, die alles und jedes unbedingt zu kontrollieren und zu beherrschen meint, und der Ohnmacht, weil das in der Regel misslingt. Das Ergebnis entspricht nicht den Erwartungen. Das Glücksversprechen wird nicht erfüllt. Die beste Absicht scheitert an der Realität. In solchen Zusammenhängen findet der 54-jährige Soziologe Ursachen für eine wachsende Aggressionshaltung.

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