Von Carola Lauterbach
Das wird bestimmt meine letzte Zigarette, stimmt der Mittdreißiger lustlos an. Er denkt, dass er sie in der Neujahrsnacht rauchen wird. „Mit Genuss, mit richtig Genuss.“ Er will sich ein Rückfall-Polster schaffen, denn einen Monat später wird es auch in Sachsen eng für Raucher.
Alle öffentlichen Gebäude, Gaststätten – sofern sie keine separaten Räume für Raucher ausweisen können – und Diskotheken werden ab 1.Februar 2008 zu rauchfreien Zonen. „Ich werde nicht zu denen gehören, die vor der Kneipe bibbernd qualmen“, sagt der junge Mann missmutig. „Lieber gewöhne ich mir das Rauchen ganz ab.“
Weil Einsicht von Rauchern und Appelle an ihre Vernunft meist ebenso erfolglos blieben wie freiwillige Regelungen in weiten Bereichen der Gesellschaft, musste auch in Sachsen dieses Gesetz her, zum Schutz der nichtrauchenden Bevölkerung. Ende September wurde es im Landtag nach einer langen kontroversen Debatte verabschiedet. In anderen Bundesländern – und erst recht in vielen anderen Staaten – war es da längst wirksam. Doch um in Sachsen den Rauchern nicht den Jahreswechsel und den Gastronomen nicht das Silvestergeschäft zu vermiesen, wird das Gesetz nicht am Neujahrstag, sondern erst einen Monat später in Kraft gesetzt.
Das stimmt aber weder Ketten- noch Genussraucher und schon gar nicht Gastwirte versöhnlich. Laut einer Befragung der Dehoga Sachsen unter 500 Gastronomen erwartet die knappe Hälfte Umsatzverluste – weil Gäste ganz wegbleiben oder ihren Aufenthalt deutlich verkürzen würden. 53 Prozent sehen langfristig negative Folgen bis zur Entlassung von Personal und sogar bis zur Geschäftsaufgabe. Zwei Drittel befürchten Probleme mit Anwohnern, weil ihre Gäste nun draußen ihrem Laster nachgehen werden. Darüber hinaus sind die meisten Gastwirte sauer, weil sie als private Unternehmer vom Gesetzgeber bevormundet würden.
Politessen in Kneipen
Ein Drittel der Befragten sieht dem 1.Februar allerdings furchtlos entgegen. Diese Wirte führen entweder schon längst ausgewiesene Nichtraucherlokale oder verfügen über Räume, die eine Trennung in Raucher und Nichtraucher zulassen. Und jeder zehnte Gastronom kann sich sogar steigenden Umsatz vorstellen, jeder siebente rechnet mit nur positiven Auswirkungen.
„Das sehe ich genauso“, sagt eine junge Frau. „Ich kann mir vorstellen, künftig mit Freunden viel länger in einem Restaurant zu sitzen, weil ich nicht ständig husten muss, keine brennenden Augen bekomme und weil meine Sachen nicht nach Nikotinqualm stinken.“
Vielerorts sind die Gastwirte – vor allem in kleinen Kneipen – noch dabei, ein wenig umzubauen, um Raucherinseln zu schaffen. Und in Rathäusern und Gemeindeverwaltungen werden Pläne ausgetüftelt, wie die Einhaltung des Rauchverbotes kontrolliert werden sollte. Eine Raucherpolizei soll es laut Sozialministerium jedenfalls nicht geben. In Großenhain etwa kann man sich inzwischen vorstellen, dass die Politessen künftig nicht nur Falschparker, sondern auch Falschraucher abstrafen. Verstöße gegen das Gesetz können nämlich mit bis zu 5000 Euro geahndet werden.