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Wie soll Ottendorfs Verkehrsnetz aussehen?

Städtebahn oder Straßenbahn - darüber wird im Ort heiß diskutiert. Die Ortschaftsräte in spe haben klare Vorstellungen.

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© Thorsten Eckert

Von Marleen Hollenbach

Die Ottendorfer mögen ihre Städtebahn. Einmal eingestiegen sind sie in kurzer Zeit in Dresden. Die Taktzeiten stellen allerdings nicht jeden zufrieden. Lediglich einmal in der Stunde holt der Zug die Ottendorfer ab, oder bringt sie aus Dresden kommend wieder nach Hause. Noch schlechter sieht es am Wochenende aus. Das ist wohl auch der Grund, warum der Ruf nach einer Straßenbahnanbindung für Ottendorf-Okrilla laut wurde. Und als dann auch noch die Dresdner Verkehrsbetriebe ihr Interesse bekundeten, sahen einige schon im Traum die Tram durch den Ort ziehen. Ist das nur eine schöne Illusion, der man sich nicht hingeben sollte, oder könnte es wirklich einmal Realität werden? Fakt ist, der Verkehrsverbund Oberelbe hat bereits erste Untersuchungen gestartet. Während sich viele Unternehmer im Gewerbepark schon pro Tram ausgesprochen haben, hält man sich im Ottendorfer Rathaus weiterhin bedeckt. Die SZ hat jetzt die Kandidaten der einzelnen Ortschaftsräte befragt und klare Antworten erhalten.

Für Lothar Menzel (CDU) sind die Diskussionen um Ottendorfs Verkehrsnetz kein Neuland. Er hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder zu Wort gemeldet, wenn es um die mögliche Anbindung an das Dresdner Straßenbahnnetz ging. Der derzeit amtierende Ortsvorsteher von Ottendorf-Okrilla hat das Thema auch im Ortschaftsrat angesprochen. Handlungsbedarf sieht er aber ganz woanders. „Schon seit Langem wünschen wir uns, dass sich die Gemeinde bei diesem Thema aktiver beteiligt“, sagt er. Lothar Menzel geht es auch nicht nur darum, die Taktzeiten zu erhöhen. „Ich denke da vor allem an das städtebauliche Problem. Unser Ort wird nun einmal von der Bundesstraße und den Schienen in zwei Teile geteilt“, sagt er. Er hält es für möglich, dass sich diese Situation durch die Straßenbahn entschärfen ließe. „Aber das bieten uns die Verkehrsbetriebe nicht von alleine an. Da müssen wir selbst hinterher sein, zusehen, dass wir für unseren Ort das Beste rausholen“, erklärt Lothar Menzel.

Ganz so euphorisch ist René Edelmann nicht, wenn er an die Straßenbahn denkt. Der derzeit aktive Ortsvorsteher von Medingen steht auch diesmal auf der Liste der Linkspartei, möchte in den Ortschaftsrat gewählt werden. Er hat sich gemeinsam mit dem Hermsdorfer Frank Holata Gedanken gemacht. „Es geht um sehr sehr viel Geld“, sagen die beiden. Sie sind sich sicher, dass das Projekt nur dann richtig beurteilt werden kann, wenn alle Kostenfragen geklärt sind. Auch im Medinger Ortschaftsrat wurde die Diskussion in der vergangenen Zeit immer wieder geführt. „Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass eine Straßenbahn nur ein möglicher Baustein des gesamten innerörtlichen Nahverkehrs ist. Und dieser muss letztendlich passen“, sagt Edelmann. Das Gesamtkonzept der öffentlichen Verkehrsmittel sei unzureichend, mache Ortsteile viel zu schlecht angebunden. Hier sieht Edelmann viel dringenderen Handlungsbedarf.

Peter Kunath tritt für die SPD an, ist als Kandidat für den Hermsdorfer Ortschaftsrat aufgestellt. Er ist selbst Bahnfahrer, kennt die Taktzeiten ganz genau. „Außerhalb des Berufsverkehrs ist die Bahn beinahe leer. Ich bin nicht gegen eine Straßenbahn, frage mich aber, ob das alles wirklich effektiv ist“, sagt er. Ohne großen Aufwand ließe sich eine Straßenbahn in Ottendorf nicht realisieren. Fraglich ist für ihn aber, ob Aufwand und Nutzen wirklich im Verhältnis stehen.

Ähnlich skeptisch ist Karsten Stephan, der für die FDP antritt und in den Medinger Ortschaftsrat einziehen möchte. Auch wenn er eher locker an dieses Thema herangeht. „Ich glaube, dass das sowieso noch Zukunftsmusik ist. Wir sollten das Gutachten vom Verkehrsverbund abwarten und dann weitersehen“, sagt er. Dass die Straßenbahn ein Segen für alle Pendler ist, die im Ottendorfer Gewerbepark arbeiten, glaubt er nicht. „Es ist Illusion, dass die Tram einmal quer durch das Gewerbegebiet fährt. Und ob alle Pendler bis zur nächsten Haltestelle laufen wollen, bezweifel ich stark“, sagt er.

Die große Skepsis kann Mirko Mantke nicht teilen. Er gehört zum Aktionsbündnis Parteilose, möchte in den Ortschaftsrat von Ottendorf-Okrilla einziehen. „Es ist natürlich eine Sache der Finanzierung, aber insgesamt wäre doch eine Straßenbahn für unseren Ort nicht verkehrt. Sie würde ja auch denen helfen, die von außen in unseren Ort kommen“, erklärt er.

Das Thema hat Zeit. Das Unternehmen der Städtebahn hat mit dem Verkehrsverbund Oberelbe einen noch bis 2024 laufenden Vertrag für die Strecke abgeschlossen. Doch ein vorzeitiger Wechsel ist nicht gänzlich ausgeschlossen und die Weichen dafür werden jetzt gestellt. Deshalb kommen die gewählten Ortsvertreter auch in dieser Amtszeit wohl nicht um das Thema Straßenbahn herum.