Wie tickt die Jugend in und um Kamenz?

Kamenz. Der Leitbildprozess „Kamenz 2030“ ist aus verschiedenen Gründen ins Stocken geraten. An den Jugendlichen der Stadt liegt das nicht. Sie konnten sich über eine Umfrage des Netzwerks für Kinder- und Jugendarbeit sogar direkt mit ihren Wünschen und Vorstellungen einbringen. Die SZ stellt die Umfrage-Ergebnisse kurz und bündig zusammen:
729 Jugendliche haben sich beteiligt, das ist durchaus schon repräsentativ
Die schriftliche Umfrage wurde im Lessinggymnasium, in den beiden Oberschulen und im BSZ durchgeführt. Sie war selbstverständlich freiwillig, aber immerhin 729 junge Leute zwischen zehn und 20 Jahren haben teilgenommen. Die Aussagen sind damit durchaus repräsentativ, wobei zu beachten ist, dass etwa 40 Prozent der Antwortgeber aus dem Umfeld der Stadt kommen. Sie nehmen aber auch auf vielfältige Weise am Kamenzer Vereinsleben teil.
Etwa 55 Prozent bescheinigen der Stadt wenig oder gar keine Attraktivität
44 Prozent kreuzten „wenig“ und elf Prozent sogar „keine“ an, als nach der Attraktivität der Stadt gefragt wurde. Das ist im ländlichen Raum jugendtypisch. Immerhin ein Drittel gewinnt der Stadt aber auch Positives ab. 400 der Befragten gab an, dass sie auch wegen ihrer Freunde gern hier sind.
Die Schwimmhalle – ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der Stadt
Die Umfrage fand in der heißen Phase der Debatte um die Zukunft der Schwimmhalle statt. Auch aus diesem Grund dürfte das Hallenbad ganz besonders in Fokus eines Alleinstellungsmerkmals der Stadt gerückt sein. Sein Erhalt und die Schaffung weiterer Freizeitangebote (Freibad, Kino, Diskotheken) wurden dringend gewünscht. Während das Forstfest als Anziehungspunkt für Jugendliche große Bedeutung hat, ist es die Hutbergbühne eher nicht. Die spricht übers Jahr ja auch eher Oldies an. Schnelllebige, also jugendtypischere Angebote tragen ein hohes wirtschaftliches Risikopotenzial in sich. Gleichwohl sollten Versuche in diese Richtung nicht ausbleiben, wenn die Bühne überleben will.
Insgesamt beklagt werden fehlende Jugendtreffs in der Stadt
Mehr als 40 Prozent der Befragten vermissen geeignetere Treffmöglichkeiten in Kamenz. Dabei geht es vor allem um „öffentliche Räume“, weil junge Leute nun mal gern gesehen werden wollen. Die Aufwertung, im Grunde eine Reaktivierung des Geländes am Alten Stadtbad wird genannt. Die Jugendclub-Situation wird nicht positiv bewertet. Vor allem für Teenager, aber auch in der Altersgruppe bis 26 Jahre gibt es Nachholbedarf. Die Angebote der beiden Clubs im Stadttheater sind offenbar für diese Zielgruppe nicht relevant.
Interessante Hobbys bleiben für junge Leute nach wie vor sehr wichtig
Eine deutliche Mehrheit bestätigt, dass sie ihre Hobbys, die eine bunte Palette widerspiegeln, in der Stadt und ihren Ortsteilen ganz oder zum großen Teil gut ausüben können. Hier macht sich das Sportangebot bemerkbar – aber auch solche Angebote wie Kamenz Can Dance spielen hier mit hinein. Allerdings ist nur ein Sechstel der Befragten bereit, auch selbst im Verein aktiv zu werden, um eigene Interessen durchzusetzen. Kamenz wird vor allem als Lern- und Ausbildungsort wahrgenommen.
Kommunikation und Mobilität bleiben wichtige Jugendthemen
Keine Überraschung gab es bei den Fragen zur Social Media-Nutzung. Whatsapp (von Facebook) wird am meisten genutzt, gefolgt von Instagram. Etwa zehn Prozent nutzen außerdem Homepages oder Blogs für die Interaktion mit anderen. Für 55 Prozent ist das Thema Mobilität (Rufbusse, Mitfahrgelegenheit) wichtig. Neben der (Bahn)Anbindung nach Dresden und Hoy.