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In Moritzburg geht Unterricht fast normal weiter

Die Kurfürst-Moritz-Schule Boxdorf ist schon sehr weit auf dem Weg zur digitalen Schule. Das ist jetzt ein großer Vorteil.

Von Sven Görner
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Laptop im Kinderzimmer statt lernen in der Schule. Für die 16-jährige Hannah (li.) geht der Unterricht seit Montag dank E-Learning weiter. Ihre Schwester Isabel, die noch die Grundschule besucht, ist dabei eine aufmerksame Beobachterin.
Laptop im Kinderzimmer statt lernen in der Schule. Für die 16-jährige Hannah (li.) geht der Unterricht seit Montag dank E-Learning weiter. Ihre Schwester Isabel, die noch die Grundschule besucht, ist dabei eine aufmerksame Beobachterin. © Norbert Millauer

Moritzburg. Hannah hat gerade den Laptop geöffnet, um sich ihre heutigen Aufgaben für den Unterricht anzusehen. In Deutsch muss die 16-jährige Moritzburgerin als Prüfungsvorbereitung einen Text zu Goethes Faust schreiben. 

Aufgaben und Übungen am Computer zu erledigen, gehört für die Mädchen und Jungen der Kurfürst-Moritz-Schule schon lange zum normalen Unterricht dazu. Auch Handys sind in der Oberschule der Gemeinde Moritzburg nicht verpönt, sondern werden ganz gezielt mit einbezogen. Auch Hannah hat in der Schule schon Arbeiten auf dem Mobiltelefon geschrieben. 

Bereits seit 2006 nutzt die Schule die auf dem Sächsischen Bildungsserver bereitgestellte Plattform Moodle fürs E-Learning, alle Schüler und Lehrer sind darin einbezogen. Die Boxdorfer waren damals die Ersten in ganz Sachsen. Inzwischen wurden die Angebote immer mehr ausgebaut. Mit Office 365 wird vor allem in den Kassen acht bis zehn eine weitere Möglichkeit genutzt, mit der Lehrer und Schüler in Echtzeit gemeinsam agieren können. 

So gut aufgestellt und vernetzt, lag es auf der Hand, dass die Schule mit dem Schließen der Häuser den Unterricht komplett  auf das elektronische Lernen umstellt. Und so erreichte die Eltern der 500 Schülerinnen und Schüler bereits am Sonntag ein ausführlicher Elternbrief, mit dem Schulleiter Heiko Vogel über das weitere Vorgehen informierte. Natürlich per E-Mail. 

Abgeschickt wurde diese über den elektronischen Schulmanager, der seit dem Start des laufenden Schuljahres genutzt wird und Eltern, Lehrern und Schülern zahlreiche Möglichkeiten der Information und Kommunikation bietet. Klassenbuch, Stundenpläne, Hausaufgaben, Noten, Fehlzeiten, Krankmeldungen von Kindern und vieles mehr ist darin je nach Zugangsberechtigung sichtbar. 

„Unser Ziel ist es, dass der Stundenplan vollständig erhalten bleibt. Mit Ausnahme des  GTA  und der Profilbereiche“, so der Schulleiter. Spätestens bis  19 Uhr am Tag vor dem Unterricht sollen die Aufgaben im Moodle beziehungsweise im Office 365 abrufbar sein. Diese Ankündigung sorgte am Umstellungstag bereits für eine rege Nachfrage. „Früh waren bereits 50 Schüler eingeloggt“, freut sich der Schulleiter. 

Weil aber auch die Lehrer erst einmal auf das neue System umsteigen mussten, fehlten noch Aufgaben, was im Chat-Bereich zu zahlreichen Nachfragen führte. Heiko Vogel bat die Schüler, den Lehrern noch eine Chance zu geben.  In der Schule waren am Montag übrigens nur elf Schüler. Weitere holten noch ihre Sachen aus den Schließfächern. Am Dienstag kamen dann gar keine Schüler mehr.

Umso reger waren die Aktivitäten im Netz. Am Mittag waren 102 Mädchen und Jungen in Echtzeit auf den Moodle und bei Office 365 aktiv. „Und es gibt sehr viel Kommunikation, zwischen den Schülern, aber auch mit den Lehrern.  Diese stehen für Rückfragen per E-Mail und Moodle-Mitteilung zur Verfügung.

Fachlehrer geben in der Aufgabenübersicht aber auch an, wenn sie in einem Zeitfenster per Microsoft-Teams-Chat erreichbar sind. „Bei Fragen können Schüler auch mal ein Handyfoto schicken“, so der Schulleiter. „Uns ist wichtig, dass die Aufgaben entweder direkt im Browser funktionieren oder als PDF-Dokument zur Verfügung stehen, sodass es keine technischen Probleme geben sollte und auch kein Drucker benötigt wird.“

Auch wenn elektronisches Lernen in der Kurfürst-Moritz-Schule schon lange zum Schulalltag gehört, ist die jetzige Situation dennoch auch für die Lehrer eine Herausforderung. „Ich denke, dass wir in dieser Woche die Basis schaffen und in den nächsten beiden Wochen dann einen enormen Qualitätszuwachs erreichen werden“, sagt der Schulleiter. 

Rund ein Drittel seiner Kollegen war in den vergangenen beiden Tagen in der Schule. Die anderen arbeiten von zu Hause. „Wir sind technisch gut aufgestellt, sodass wir uns im Haus ein bisschen verteilen können.“ Ein Kollege habe bereits für die Lehrer ein Erklärvideo angefertigt, wie bei Moodle Bewertungen eingesammelt werden können. Denn auch das hatte Heiko Vogel in dem Elternbrief angekündigt: „Grundsätzlich wird die Erfüllung der Aufgaben auch kontrolliert, und in verantwortungsvollem Maß wird es auch Bewertungen geben.“ Im SZ-Gespräch sagte er am Dienstag noch, dass Benotungen aber nicht überraschend kommen werden. 

Erklärvideos für die Schüler seien auch schon in der Vergangenheit an der Schule produziert und genutzt worden. „Das wird in den nächsten Wochen sicher in noch viel stärkerem Umfang passieren“, ist sich Heiko Vogel sicher. Für den GTA-Bereich schwebt dem Musiklehrer eine Instrumenten-Sache vor. „Wer eine Gitarre zu Hause hat, könnte dann auf diese Art üben. Das wäre  auch eine Abwechslung zum übrigen Lernen.“ Dazu muss man wissen, dass es in der Schule mit ihrem musischen Profil mindestens eine Band pro Klasse gibt.

Und was passiert, wenn ein Schüler die Aufgaben nicht erfüllt, sondern die Schließung der Schule als zusätzliche Ferienzeit betrachtet? „Wir warten ab, wie sich das entwickelt. Am Ende der Woche werden wir einen Screenshot von den Klassenbüchern für die Eltern bereitstellen, aus dem ersichtlich ist, welche Aufgaben zu erfüllen waren. Wenn gar nichts passiert, dann müssen wir deutlicher werden“, ergänzt der Schulleiter. Er erwarte bei Krankheit zudem eine normale Krankmeldung.

Wenn Eltern derzeit zu Hause arbeiten und vielleicht auch noch Geschwister einen Computer nutzen müssen, könnte es bei dem einen oder anderen Probleme geben. Kann die Schule da mit einem Laptop oder Tablet aushelfen? „Bisher hatten wir eine Anfrage, die wir aber verneinen mussten, weil unsere Geräte auf die Benutzung in der Schule eingerichtet sind.“  

Allerdings scheinen die Schüler ihre Aufgaben sehr flexibel zu lösen. Wie Heiko Vogel beobachtet hat, sind die Ersten schon früh um sieben aktiv. „Als ich Montagabend halb elf meinen Computer ausgemacht habe, waren es immer noch 29.“

Der Schulleiter ist sich sicher, dass die Erfahrungen in dieser Ausnahmesituation sehr wichtig für die Schüler sind: „Denn Online-Lernen wird es immer geben.“ Und er ist auch davon überzeugt, dass das künftige Bild von Schule ganz maßgeblich mit von dieser Zeit geprägt sein wird.