Von Thomas Staudt
Deutlich sichtbar knabbert der Tagebau an den Rändern des ehemaligen Jagdparks Mühlrose. Vor knapp 200 Jahren von Fürst Pückler in die wilde Landschaft des so genannten „Urwalds“ hineingerodet, wird das einstige Idyll des Jagdparks in nicht allzu ferner Zeit vom Tagebau aufgefressen sein.
Vorher laufen umfangreiche Dokumentations- und Sicherungsmaßnahmen. So begannen in der vergangenen Woche Mitarbeiter einer Reichwalder Firma mit der Umsetzung des gefleckten Knabenkrauts von der Orchideenwiese des Jagdparks in den Trebendorfer Tiergarten. Die Aktion ist Bestandteil eines Vattenfall-Projekts zur Erstellung eines Arteninventars der Wälder um Weißwasser. Ziel ist es, die biologische Vielfalt in dem bald nicht mehr existierenden Gebiet zu erhalten. Das Naturschutzzentrum am Braunsteich Weißwasser – eine Einrichtung des Umweltamts Görlitz – und die Abteilung Rekultivierung von Vattenfall begleiten die Umsetzung. Das Unternehmen trägt auch die Kosten.
Iris Rumplasch von der Naturschutzstation bezeichnet die Umsetzung als Experiment. „Ob es gelingt, müssen wir abwarten.“ Knackpunkt bei der Aktion ist der Umstand, dass sich die Orchideenart nur in Verbindung mit einem speziellen Pilz vermehrt. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Pilzkulturen an den neuen Standort gelangen, werden die Knollenwurzeln nicht einfach nur ausgegraben, sondern in großen Soden aus der Wiese gestochen. Am neuen Standort – er liegt Luftlinie etwa einen Kilometer entfernt – erhalten die Pflanzen fürs erste ein Drahtgeflecht, das sie vor Wildschweinen schützen soll.
Neben den Orchideen werden noch weitere Pflanzen aus dem Tagebauvorfeld umgesetzt. Beispiele hierfür sind die Moorpflanzen aus den Großen Jeseritzen. Zusätzlich sichern Förster Samen von Kiefern, Buchen, Rotbuchen oder Trauben-eichen.
Laut Vattenfall-Sprecher Ralf Krüger wird auch die Umsetzung der Azaleen von der Jagdschlosswiese vorbereitet. Eine Fachbaumschule versucht, die ursprünglich aus China und Japan stammenden Sträucher zu vermehren. Was mit den Samen der Pücklerschen Rotbuche am ehemaligen Jagdschloss geschieht, ist noch offen.