Von Dominique Bielmeier und Maria Fricke
Landkreis. Der Begriff Blow-up, zu Deutsch so viel wie „Platzer“, ist viel zu harmlos für die Gefahr, die dahintersteckt: Durch extreme Hitze dehnen sich Betonfahrplatten auf Autobahnen aus und brechen auf. Erst vor einer Woche ist das am Autobahndreieck Dresden-West passiert. Etwa zwei Stunden lang musste die Überfahrt von der A4 auf die A 17 in Richtung Prag gesperrt werden. Auch durch ausfallende Klimaanlagen oder elektrische Defekte macht die anhaltende Saharahitze dem Verkehr zu schaffen, wie der DA erfahren hat.
In Döbeln weichen Straßen auf
Fast täglich sind die Mitarbeiter des Döbelner Bauhofes derzeit im Einsatz, um aufgeweichte Straßen mit einer Stein-Sand-Mischung zu versehen. Probleme gebe es laut Bauhofchef Jürgen Aurich vor allem an der Albert-Schweizer-Straße sowie auf der Straße von Oberranschütz bis zur Gake. Ursache für das Aufweichen des Belags ist eine Oberflächenbehandlung, bei der eine Teer-Splitt-Mischung auf die Fahrbahn aufgetragen worden ist. Aufgrund der Hitze und der ständigen Fahrzeugbewegung, vor allem jetzt während der Erntezeit, „bluten die Straßen aus“, so Aurich. Im Rest des Altkreises gibt es bisher keine Hitzeschäden.
Dass vor allem Straßen ins „Schwitzen“ kommen, die eine Oberflächenbehandlung erfahren haben, bestätigt auch das Landratsamt. „Betroffen sind hierbei insbesondere Kurvenradien und Feldausfahrtsbereiche“, so ein Sprecher. Die Straßenmeistereien führen regelmäßig Kontrollfahrten auf den Kreisstraßen durch. Dort, wo es Bedarf gebe, werde abgesplittet. So kann das Anhaften des Bitumens am Reifen verhindert werden. Zur Warnung der Verkehrsteilnehmer werden Schilder aufgestellt.
Autobahnhuckel werden zur Gefahr
Trotz Sperrung von vergangener Woche erklärt Isabel Siebert, Sprecherin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv): „Weder in den letzten Jahren noch in diesem haben wir Hitzeschäden an den Autobahnen im Freistaat verzeichnen müssen.“ Am Dreieck Dresden-West habe es sich nicht um einen Hitzeschaden im klassischen Sinne gehandelt. Schuld sei eine Baustelle: Dort wurde ein großes Stück einer Betonfahrbahnplatte rausgehämmert. „Das letzte verbleibende Stück hat die Spannung der kompletten Platte abgekriegt und nachgegeben“, sagt die Lasuv-Sprecherin. So kam es zum Blow-up.
Isabel Siebert räumt aber ein, dass die Hitze auf den Autobahnen auch zur Gefahr werden kann – besonders für Motorradfahrer. Beim Asphalt seien vor allem Aufschiebungen ein Problem. Sie entstünden dort, wo der weichere Asphalt auf eine feste Kante trifft, beispielsweise am Übergang zu einer Brücke oder beim Wechsel zu einer Beton-Fahrbahn. „Weil der Asphalt ein bisschen weicher ist, kann er zu solchen Huckeln angeschoben werden“, erklärt Siebert. Die Hitze begünstigte das. Die kleinen Hügel würden aber schon am Morgen, bevor der Berufsverkehr losgeht, mit einer Fräse beseitigt. Weil sie trotzdem kurzzeitig für Biker zur Gefahr werden könnten, gelte an solchen Stellen Tempo 80.
Zur Sicherheit werden die morgendlichen Streckenkontrollen der Autobahnmeistereien zurzeit am Nachmittag wiederholt. Dass es auf unseren Straßenbahnen vermehrt zu hitzebedingten Blow-ups kommen könnte, wollte Isabel Siebert nicht ausschließen.
Busfahrer dürfen ohne Krawatte fahren
Ins Schwitzen kommen bei Temperaturen um die 30 Grad und mehr auch die Busfahrer und ihre Fahrgäste. Zwar gibt es inzwischen in 50 Prozent der Busse der Regiobus Mittelsachsen GmbH eine Klimaanlage für den Fahrer und die Mitreisenden, in der anderen Hälfte der Fahrzeuge müssen allerdings beide darauf verzichten, wie Geschäftsführer Michael Tanne auf Nachfrage sagt. Busse mit einer Klimatisierung nur für die Fahrer gebe es nicht. „Da sollen für beide Seiten schon gleiche Bedingungen herrschen“, so Tanne. Neuere Busse hätten jedoch immer eine Klimaanlage.
Erleichtert werde den Berufskraftfahrern ihre tägliche Arbeit unter anderem durch Wasser, was ihnen mitgegeben wird, sowie die Schlipsbefreiung. Diese gelte von Mai bis Ende September. „Aber wenn die Temperaturen wieder normal sind, tragen unsere Fahrer auch wieder einen Schlips“, sagt Tanne. An den Haltestellen habe es bisher durch die hohen Temperaturen noch keine Schäden gegeben. Auch die Fahrzeuge hätten der Hitze bisher standgehalten.
Bei der Bahn gibt es Gratiswasser
Bei Rekordhitze ohne funktionierende Klimaanlage im ICE sitzen, ist der Horror jedes Zugreisenden. Obwohl die Bahn laut eigener Aussage gerade 30 Millionen für die Verbesserung der Klimaanlagen investiert hat, könne es bei zwei bis drei Prozent der Anlagen zu Ausfällen kommen. Die Fahrgäste würden dann in klimatisierte Wagen geleitet. „Außerdem werden an heißen Tagen die Getränkevorräte in den Zügen erhöht und es wird kostenlos Mineralwasser an die Fahrgäste ausgegeben“, so die DB.
Auch Streckensperrungen sind möglich. Der Grund dafür: „Die anhaltende Trockenheit führt zu einer größeren Waldbrandgefahr, sodass es zu Böschungsbränden kommen kann“, so ein Bahnsprecher.