Von Gunnar Klehm
Die Sucherei hat endlich ein Ende. Urlauber können wieder im Erdgeschoss im Haus des Gastes in Bad Schandau die Touristinformation nutzen. In den letzten Monaten wurden die Ratsuchenden mit freundlichen Hinweisen über Treppen und an Baustellen vorbei ins Obergeschoss dirigiert. Die monatelange Hochwassersanierung ist zum größten Teil erledigt.
Eine große Baustelle bleibt aber noch. Das ist die Kegelbahn, oder besser die Bauhülle der ehemaligen Kegelbahn. Denn seit die Elbe nach dem Hochwasser das Gebäude verlassen hat, wurde in dem schmalen fensterlosen Raum nur noch getrocknet, sonst nichts. Die Einrichtungsgegenstände wurden, so gut es ging, beräumt. „Die Geräte sind aber nicht wiedereinbaufähig“, sagt Bürgermeister Andreas Eggert (parteilos). Das hätte ihm eine Fachfirma erklärt. Deshalb habe die Stadt lange gezögert, den Wiederaufbau der Kegelbahn voranzutreiben. Am heutigen Dienstag ist eine Sondersitzung des Stadtrates geplant, auf der nun diese Entscheidung fallen soll.
Wer will heute schon noch regelmäßig zum Kegeln gehen?
Diese Frage haben zwei Dutzend Bad Schandauer mit einem lauten „Wir!“ beantwortet. Das Kegelvergnügen will ihnen auch niemand nehmen, beteuern auch jene, die den Wiederaufbau nicht befürworten. Im Ortsteil Krippen würde man sich wünschen, dass die Kegelfreunde für mehr Auslastung der beiden Bahnen dort sorgen. „Unsere Anlage hat anerkannten Standard. Eine Lüftung wird auch noch eingebaut“, sagt Andreas Willkommen, der Pächter des Vereinsheims an der Elbe, in dem die Anlage steht. Er wolle auch noch mehr dafür tun, dass sich Kegelfreunde bei ihm wohlfühlen. „Weil die Fähre im Winter schon früh am Abend nicht mehr fährt, habe ich Gäste sogar persönlich zurück nach Schandau gefahren“, sagt Andreas Willkommen. Das könne man doch alles mit ihm besprechen. Nur eines gehe eben nicht, dass die Kegelfreunde ihre Getränke selbst mitbrächten. Das Vereinsheim sei schließlich eine gastronomische Einrichtung, und die Betriebskosten müssten ja irgendwie reinkommen.
Vereine bezahlen bei ihm 14 Euro pro Stunde für zwei Bahnen, Private acht Euro pro Bahn. Die Auslastung ist bescheiden. Das Erwirtschaften der Kosten für die Instandhaltung nicht leicht. „Ich habe mich gefreut, dass nach der vorübergehenden Schließung in Bad Schandau einige Kegelfreunde mit der Fähre zu uns rüber gekommen sind“, sagt Andreas Willkommen.
Ist eine zweite Kegelbahn für eine 3.900-Einwohner-Stadt zu viel?
Dass eine Kegelbahn ein Zuschussgeschäft ist, wie alle anderen Sport- und Kultureinrichtungen auch, das ist unbestritten. Gerade erst wurde der Wiederaufbau des Kunstrasenplatzes an der Carolabrücke begonnen. Es gibt keine Alternative dazu im Stadtgebiet. Das war eine der Erklärungen. Und die Sanierung kostet die Stadt keinen Cent. Die Schäden rührten vom Hochwasser im Juni 2013 her, deren Beseitigung wird bei kommunalen Immobilien zu 100 Prozent vom Bund gefördert. So konnte es nicht am fehlenden eigenen Geld scheitern. Das gilt sowohl für den Sportplatz als auch für die Kegelbahn.
Reichen die beantragten Sanierungsmittel aus?
Für die Kegelbahn wurde inzwischen geklärt, dass die Versicherung einen Großteil des Schadens an der Technik ersetzt. Für die Sanierung des gesamten Gebäudekomplexes wurden 409.000 Euro beim Wiederaufbaustab des Freistaates angemeldet. Diese Summe hat allerdings nicht ausgereicht, wie die Stadt inzwischen festgestellt hat. Der Bürgermeister müsste eine Nachförderung beantragen. Das ist eine der finanziellen Unbekannten, die in dem Projekt Kegelbahn noch lauern. Eine weitere sind die Betriebskosten. Um der hohen Raumfeuchte in dem historischen Gebäude Herr werden zu können, wird eine Klimaanlage eingebaut. Die Folgekosten müsste der städtische Haushalt tragen oder sie müssten auf die Nutzer umgelegt werden. Was kann und will die Stadt den Keglern aufbürden? Das könnte eine spannende Diskussion heute, ab 19 Uhr, im Stadtrat werden, wenn sich denn alle trauen.