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Wie weiter mit dem Hafen Riesa?

Der geplante Ausbau ist umstritten. Unternehmen wie Kronospan halten die Anlage für unverzichtbar.

Von Christoph Scharf
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Container warten im Riesaer Hafen auf den Abtransport.
Container warten im Riesaer Hafen auf den Abtransport. © Sebastian Schultz

Riesa. Touristen statt Container: Das fordern die Grünen für die Elbe. Den geplanten Bau eines neuen Containerterminals in Riesa lehnen sie als „Steuergeldverschwendung“ ab, die Elbe sei als Niedrigwasserfluss ohnehin nicht als Wasserstraße geeignet. In Riesa reagiert der Hafenbetreiber Sächsische Binnenhäfen Oberelbe (SBO) empört auf die Schlagzeile von dieser Woche – und verweist auf seine Rolle für die regionale Wirtschaft. 

So brauche man das neue Terminal nicht nur für den Schiffsverkehr, sondern auch um Züge schneller und effektiver beladen zu können, sagt SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff. „Schon jetzt fährt vom Hafen jeden Tag mindestens ein Güterzug in den Hamburger Hafen ab. So können wir binnen 24 Stunden aus von Riesa jedes Terminal und jedes Schiff in Hamburg erreichen.“

Ein Unternehmen, das dieses Angebot rege nutzt, ist der Lampertswalder Laminat-Experte Kronospan. Der lässt pro Jahr 6 000 Container transportieren, bei einer Exportquote von 70 Prozent. „Der Riesaer Hafen ist für uns unverzichtbar“, sagt Geschäftsführer Tino Hesse. Container per Lkw nach Hamburg zu schaffen, wäre für Kronospan wirtschaftlich nicht darstellbar. „Wir beliefern Baumarktketten in Saudi-Arabien. Da muss man in maximal vier Wochen liefern können. Dazu ist eine perfekte Logistikkette nötig.“

Auch für das Wacker-Chemiewerk sei der Hafen wichtig, sagt SBO-Chef Heiko Loroff. „Wir bearbeiten 13 000 Containereinheiten pro Jahr für Wacker und sind für deren gesamten Containertransport bis Hamburg verantwortlich.“ Die Agrar-Handelsgesellschaft FGL habe extra wegen der Trimodalität – also der Verbindung der Verkehrswege Straße, Schiene, Schiff – ein Grundstück am Riesaer Hafen erworben, sagt Regionalleiterin Martina Lassotta. Im Durchschnitt fahre man 50 000 Tonnen Getreide im Frühjahr ab, am liebsten per Schiff. „Man kann sich ausrechnen, wie viele Lkws das wären. Und mit unseren Getreidezügen müssen wir noch irgendwie in die dichten Fahrpläne reinkommen. Dabei wollen auch unsere Kunden pünktlich beliefert werden.“

Die Spitze der CDU-Landtagsfraktion um Christian Hartmann traf sich mit Heiko Loroff, dem Chef der Betreibergesellschaft SBO, im Riesaer Hafen.
Die Spitze der CDU-Landtagsfraktion um Christian Hartmann traf sich mit Heiko Loroff, dem Chef der Betreibergesellschaft SBO, im Riesaer Hafen. © Sebastian Schultz

Wirtschaftsvertreter und die Führungsspitze der SBO waren am Donnerstag im Riesaer Hafen zusammengetroffen, um sich mit dem Vorstand der CDU-Landtagsfraktion um Christian Hartmann auszutauschen. Der Besuch stand schon länger auf dem Programm – das Zusammentreffen mit der Veröffentlichung der Grünen-Vorschläge für die Elbe war Zufall. Der aber nicht nur beim Abgeordneten Geert Mackenroth (CDU) für Emotionen sorgte. „Eine im Landtag vertretene Partei fordert jetzt ziemlich unverblümt die Schließung des Riesaer Hafens. Aber man kann nicht den Straßen- und Luftverkehr verteufeln und gleichzeitig auch noch den Wasserweg für Güter schließen wollen.“

Loroff räumt allerdings ein, dass die von den Grünen genannten Zahlen zum Rückgang der per Schiff transportierten Güter stimmen. Die Gütermenge auf der Elbe seit den 90ern drastisch zurückgegangen, was an der schlechten Schiffbarkeit wegen der unterbliebenen Unterhaltungsmaßnahmen liege, aber auch wirtschaftliche Gründe habe. „Es werden heute viel weniger Massengüter wie Kohle oder Kies auf dem Fluss transportiert als früher, dafür aber ganz andere materielle Werte.“

So entspreche eine Turbine von Siemens dem Wert zahlreicher Getreide-Ladungen. Gleichwohl gelte, dass Transporte per Schiff umweltfreundlicher und günstiger seien. Wenn sie ablegen können. „Das letzte Jahr mit einer siebenmonatigen Trockenheit hat uns getroffen. Zwar ist der Umsatz insgesamt gewachsen, aber die Verlagerung des Gütertransports vom Wasser auf Schiene und Lkw hat uns fast eine Dreiviertelmillion Euro gekostet“, so Loroff.

Es bleibe aber der Vorteil der möglichen Verbindung von Schiff, Straße, Schiene. „Alle Planspiele eines Neubaus auf der Grünen Wiese sind für unsere Kunden nicht akzeptabel.“ SBO-Aufsichtsratschef Bernd Sablotny aus dem Wirtschaftsministerium betont, dass man die Elbe als Schifffahrtsweg ohnehin nicht aufgeben könne. „In internationalen Verträgen hat sich Deutschland dazu verpflichtet, die Elbe als Wasserweg auch für Tschechien zu unterhalten.“

Und Stefan Kunze vom Verein Elbe Allianz sieht in Riesas Anbindung an Hamburg einen Riesenvorteil für den Standort. Auch für Züge brauche man im Hinterland leistungsfähige Terminals. Und es stelle sich die Frage, wer denn die Elbe unterhalten solle, wenn sie nicht mehr als Bundeswasserstraße zählt. „Soll sich der Fluss bei Hochwasser selbst seinen Weg suchen?“

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