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Wieder Abholzung an der Landeskrone

Diesen Winter ist das Waldstück unterhalb des Pfaffendorfer Weges betroffen. Einen Kahlschlag soll es diesmal aber auf keinen Fall geben.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Die Gerüchteküche in Biesnitz brodelt. Am Fuße der Landeskrone soll diesen Winter wieder ein ganzes Waldstück abgeholzt werden, heißt es. Und langfristig plane die Stadtverwaltung insgeheim, die komplette Landeskrone schrittweise abzuholzen und neu aufzuforsten, weil der jetzige Baumbestand sein Alter erreicht hat. „Letzteres stimmt definitiv nicht“, sagt Stadtsprecherin Sylvia Otto.

Und Ersteres ist nicht Sache der Stadt, denn das betreffende Waldstück ist eine von nur zwei Waldflächen auf der gesamten Landeskrone, die nicht der Stadt gehören. Ganz konkret geht es um ein fünf Hektar großes Waldstück, das entspricht etwa sieben Fußballfeldern. Es liegt unterhalb des Pfaffendorfer Weges, der vom früheren Ostsachsendruck nach Pfaffendorf führt. Dort wiederum ist es der Wald auf der linken Wegseite zwischen dem letzten Garten und dem Rodelhang.

Eigentümer ist Dirk Fritsche. Er arbeitet als Angestellter in einem Görlitzer Betrieb und wohnt direkt an der Landeskrone: In der Friedersdorfer Straße, im letzten Haus vor dem Ortsausgang in Richtung Kunnerwitz. „Ich habe den Wald im Jahr 1999 von der Treuhand gekauft, weil ich verhindern wollte, dass er in die falschen Hände gerät und abgeholzt wird“, sagt Fritsche.

Zu diesem Ansinnen steht er bis heute: „Ich will am Waldrand leben, da kommt ein Kahlschlag für mich nicht infrage.“ So ist an den Gerüchten nicht viel dran. Nur ein bisschen was: Ein kleinerer Teil der Bäume wird in diesem und im nächsten Winter tatsächlich weichen müssen.

Vor allem geht es ihm um die Verkehrssicherheit. In den vergangenen Jahren sind nämlich schon mehrfach Bäume auf Zäune und Gartentore der anliegenden Gärten gestürzt. „Zum Glück blieb es bisher bei Sachschäden“, sagt Fritsche. Allerdings will er nicht warten, bis jemand erschlagen wird. Deshalb hat er einen Antrag eingereicht, die Bäume zu fällen, die eine echte Gefahr darstellen. Wie viele das sind, könne er als Laie nicht abschätzen. „Vielleicht zehn oder 15 Prozent“, vermutet er.

Sachsenforst hilft dem Besitzer

Auf jeden Fall werden am Waldrand und an den Wegen mehr Bäume gefällt als mittendrin im Waldstück. Dort plant er nur eine Art Durchforstung: Ein paar alte Bäume sollen weichen, damit wieder ein paar junge nachwachsen können. Welche Bäume tatsächlich verschwinden, wird ein Förster anzeichnen. „Da ich kein Experte bin, habe ich Sachsenforst um die fachliche Betreuung gebeten“, sagt Fritsche.

Jörg Moggert, Referent Privat- und Körperschaftswald im Forstbezirk Oberlausitz des Staatsbetriebes Sachsenforst, bestätigt das: „Wir haben eine Vereinbarung mit dem Waldbesitzer, welche Leistungen wir ausführen.“ Vor allem geht es um die Beratung. Doch auch beim Ausmessen und beim Holzverkauf könne Sachsenforst unterstützen. Fritsche betont aber, dass der Holzverkauf für ihn keine Priorität hat: „Mir geht es um die Verkehrssicherheit.“ Moggert lobt den Waldbesitzer: „Er hat im Vorfeld vorbildlich mit allen Behörden gesprochen.“ Da es sich bei der Landeskrone um ein Naturschutzgebiet, aber auch um ein Naturdenkmal handelt, müssen mehr Behörden zustimmen als anderswo.

„Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes hat für die forstliche Maßnahme ihr Einvernehmen erklärt“, bestätigt Landkreis-Sprecherin Marina Michel. Peter Mitsching, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt, reagiert zurückhaltender: „Wir werden zu privaten Anträgen in der Öffentlichkeit keine Aussagen zum Arbeitsstand machen, da hierdurch die Privatsphäre der Antragsteller über die Gebühr belastet wird.“

Doch Stadtsprecherin Sylvia Otto erklärt, dass die städtischen Ämter in den Vorgang einbezogen sind: „Sie erteilen eine Genehmigung, wenn die Maßnahmen notwendig und begründet sind.“ Das sei hier der Fall. Fritsche hat nach eigener Aussage noch keine Genehmigung vorliegen. Wenn diese da ist, soll es losgehen. Allerdings in zwei Abschnitten: Ein Teil der Bäume soll in diesem Winter gefällt werden, ein Teil erst im nächsten: „Ich will den Wald schonen, deshalb mache ich nicht zu viel auf einmal.“ Die Stadt selbst hat nach Auskunft von Amtsleiter Torsten Tschage auf ihren Waldflächen an der Landeskrone keine weiteren Rodungen geplant. Einzige Ausnahme sind auch hier notwendig werdende Fällungen zur Herstellung der Verkehrssicherheit entlang öffentlicher Wege.