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Wieder im Lot

Am Pfingstmontag ist Mühlentag. Die Kottmarsdorfer Mühle ist rechtzeitig repariert. Auch Oderwitz zeigt Altes neu.

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Sie steht wieder im Lot und dreht sich wieder. Problemlos lässt sich die Kottmarsdorfer Bockwindmühle in den Wind stellen, die Flügel kreisen leicht und ruhig. Dieser Tage wird noch aufgeräumt und saubergemacht, ehe ab Pfingstsonnabend, wie geplant, die Besucher wieder kommen können. Die Mühlenreparatur ist, schneller als gedacht erfolgreich, beendet.

Die Kottmarsdorfer Mühle Bockwindmühle steht seit 1843 auf dem 435 Meter hohen Pfarrberg. Heute ist sie ein beliebtes Ausflugsziel – und das nicht nur zum Mühlentag, der am Pfingstmontag wieder stattfindet. Foto: Matthias Weber
Die Kottmarsdorfer Mühle Bockwindmühle steht seit 1843 auf dem 435 Meter hohen Pfarrberg. Heute ist sie ein beliebtes Ausflugsziel – und das nicht nur zum Mühlentag, der am Pfingstmontag wieder stattfindet. Foto: Matthias Weber

Dabei sieht es zunächst gar nicht nach einem schnellen und guten Ende aus. Mühlenbauer Martin Wernicke aus Kyhna bei Leipzig, der das tonnenschwere Bauwerk mit Wagenhebern bis zu 20 Zentimeter anheben muss, um die Drehpunkte inspizieren zu können, hat anfangs erhebliche Schwierigkeiten. Die unscheinbaren Lastenstemmer sacken im weichen Erdreich immer wieder weg, erst Betonfundamente sorgen für die nötige Stabilität – die Mühle ist nun mal kein Leichtgewicht.

Doch als sie dann wie auf Stelzen steht, ist der schwierigste Teil geschafft. Und die größte Sorge des Mühlenbauers löst sich in Wohlgefallen auf: Der Zapfen am oberen Drehpunkt der Mühle, der den fast ein Meter starken Hausbaum mit dem genauso wuchtigen Mehlbaum verbindet, ist nicht in Mitleidenschaft gezogen. Doch, Überraschung: Dieser Zapfen ist nicht wie vermutet aus Holz, sondern aus Metall. Und auch am unteren Mühlen-Drehpunkt, wo zwei Balken auf der Holzplattform des Bockgestells kreisen, bewegt sich nicht Holz auf Holz, sondern sind zwei kreisrunde Eisenscheiben eingebaut. Hatte die zunehmende Industrialisierung in Deutschland vor über 170 Jahren bereits Einflüsse auf den Mühlenbau? Oder wurden diese Teile bei der letzten großen Mühlenrekonstruktion im Jahre 1937 eingebaut?

Auf jeden Fall dürfte das viele Metall im Laufe der Jahre das Vordrehen der Mühle in den Wind gehemmt haben. Zimmerermeister Wernicke baut deshalb bienenwachsgetränkte Schleifbretter ein, um die Gleitfähigkeit zu erhöhen. Und die Schieflage der Mühle? Um sie in den Griff zu bekommen, bittet der 39-jährige Mühlenbauer einen befreundeten Schmied um Hilfe. Der fertigt zwei starke Zuganker, die die Flügelwand von ihrer einseitigen Überlastung befreien. Das hatten früher die Mühlenbauer einem Fachwerk zugedacht. Doch das ist dazu wegen Altersschwäche nicht mehr in der Lage, weil altersschwach.

Nachdem der Mühlenbauer noch die Flügel ausgewuchtet hat, kommt mit der Drehprobe die Stunde der Wahrheit. „Schon drei Personen sollten mit der A…-Kreuz-Methode die Mühle mühelos in Bewegung setzen“, verspricht der Mühlenbauer. Und tatsächlich – es funktioniert! Michael Görke, Bürgermeister der Gemeinde Kottmar, die als Mühleneigentümer den Reparaturauftrag erteilt hat, kann sich bei der Bauabnahme gemeinsam mit Mitgliedern des Kottmarsdorfer Mühlenvereins überzeugen.

Martin Wernicke hat sich in die Kottmarsdorfer Mühle hineingedacht. Und dabei noch einige Mängel festgestellt, die beseitigt werden müssten. Die Bremse zum Beispiel braucht eine Überholung. Der Mühlenbauer wird also wiederkommen zur Kottmarsdorfer Mühle, die nach seinen Worten „etwas ganz Besonderes“ ist. Zum Mühlentag am Pfingstmontag wollen die Natur- und Heimatfreunde als Mühlenbetreiber ihr besonderes Stück mit einem bunten Programm präsentieren und die gelungene Reparatur feiern.

Eine Reparatur hat auch die Oderwitzer Birkmühle hinter sich. Hier ist der Mahlgang mit Unterstützung des Denkmalschutzes saniert worden. Nun wird er zum Mühlentag erstmals ausprobiert, erklärt Dietmar Truhel vom Birkmühlverein. Selbstverständlich hoffen auch die drei Oderwitzer Mühlen – neben der Birkmühle sind das die Neumann- und die Berthold-Mühle – dass sie wieder viele Gäste anziehen können: 3 000 Besucher im Laufe eines Tages war bislang die Rekordzahl.

Ob die Oderwitzer diesen Rekord knacken können, wird sich zeigen. Vorbereitet sind sie allerdings – und arbeiten im Mühlendorf auch weiterhin eng zusammen: Verschiedene Angebote für Erwachsene und Kinder sowie ein Handwerkermarkt sind auch in diesem Jahr wieder zum Mühlentag geplant. (SZ/dD/abl)

www.muehlen-dgm-ev.de/dmt