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Wieder Nachbarprotest zu Neubauten

Nach dem Podium im Radebeuler Kulturbahnhof setzen sich Einwände fort. Jetzt muss die Landesdirektion entscheiden.

Von Peter Redlich
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Die Garagen an der Pestalozzistraße, Ecke Schumannstraße sollen zugunsten von drei Mehrfamilienhäusern fallen. Die bestehenden Gebäude an der Pestalozzistraße haben weniger Geschosse als die neu geplanten, wenden Nachbarn ein.
Die Garagen an der Pestalozzistraße, Ecke Schumannstraße sollen zugunsten von drei Mehrfamilienhäusern fallen. Die bestehenden Gebäude an der Pestalozzistraße haben weniger Geschosse als die neu geplanten, wenden Nachbarn ein. © Norbert Millauer

Radebeul. Was passt zu Radebeul? Was passt zur Umgebung? Die Antworten der Stadtverwaltung sind eindeutig: Das, was das Gesetz zulässt. Fast 200 Bürger haben vor wenigen Tagen im Radebeuler Kultur-Bahnhof zum Thema Bauen in der Stadt diskutiert. Anlass dafür waren zuletzt Bauten und Bauproteste am Augustusweg. Jetzt melden sich Anwohner von unterhalb der Meißner Straße.

An der Ecke Pestalozzistraße, Schumannstraße sowie auf dem Areal des Wasaparkes sollen neue Häuser errichtet werden. Während die Wasapark-Pläne noch nicht ganz aktuell sind, gibt es für das Nachbargrundstück schon eine Baugenehmigung der Stadt. Dort sollen drei Mehrfamilienhäuser errichtet werden. Die neuen Besitzer des Grundstückes wollen die dort befindlichen Garagen abreißen.

Bei einigen unmittelbaren Nachbarn an der Schumannstraße sowie oberhalb an der Karl-May-Straße regt sich Widerstand. Sie sind der Meinung, dass sich besonders die zwei Gebäude entlang der Pestalozzistraße nicht in die bereits bestehenden Größenverhältnisse der auch denkmalgeschützten Nachbargebäude einordnen. Die Grundrisse der Häuser sind größer. Sie haben vier, statt üblicherweise zwei bis drei Etagen. Auch sei die Traufhöhe höher als bei den Nachbarhäusern.

© Norbert Millauer

Außerdem schlagen sie dem Investor vor, die Einfahrt zum Grundstück nicht an der Schumannstraße, sondern an der Pestalozzistraße einzurichten. Dies, so ihre Argumentation, würde weniger Belastung durch Autoverkehr für die Nachbargrundstücke erzeugen.

Die Pläne zeigen nämlich, dass die Fahrzeuge alle oberirdisch auf dem Grundstück auf Stellplätzen stehen sollen. Nach den Geschossen zu urteilen, so ein weiterer Nachbar, werden hier mindestens 30 Wohnungen entstehen. „Die Grundstückseinfahrt“, so dieser Bewohner, „wäre dann direkt an meiner Grundstücksgrenze.“

Auch er habe Widerspruch gegen die Baupläne eingereicht. Zwar haben die potenziellen Bauherren ein Haus an der Schumannstraße ein Geschoss niedriger als an der Pestalozzistraße vorgesehen, aber in der Schumannstraße entsprechen drei Geschosse auch nicht der üblichen Umgebung, heißt es im Widerspruch.

Zudem wird das Gebäude wesentlich tiefer gebaut als sonst an der Schumannstraße. Pläne, zu den nördlichen Nachbarn, eine Mauer aus Steinen zu errichten, um Schallschutz zu bieten, habe der Bauherr abgelehnt.

Den Protest haben die vom Bauvorhaben betroffenen Nachbarn zuerst als Widerspruch gegen die Baugenehmigung bei der Stadtbauaufsicht eingereicht. Von dort bekamen sie allerdings die Antwort, dass sich das „geplante Bauvorhaben in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt“.

© Norbert Millauer

Seitens der Bauaufsicht werden dazu Vergleichsmaße aufgeführt. Etwa die Grundflächen, die bei den bestehenden Nachbargebäuden an der Pestalozzistraße zwischen 220 und 260 Quadratmeter liegen. Die geplanten Neubauten haben Grundflächen von etwa 250 Quadratmeter.

Ähnlich fällt die Aussage als Vergleich zu den Traufhöhen aus. In Sachen Geräuschbelästigung durch Fahrzeuge unmittelbar in der Nachbarschaft argumentiert die Baubehörde damit, dass ja jetzt durch die Garagen sogar noch mehr Verkehr vorhanden sei. Die Anwohner aber dazu: „Hier hat jemand seine Fahrzeuge eingestellt, die er kaum bewegt.“

Zum Bauvorhaben gibt es auch eine sogenannte Straßenabwicklung (siehe Abbildungen). Die zeigt, dass es dennoch Unterschiede gibt. Deutlich wird das an der Geschosszahl wie auch an den Ansätzen der Dächer, der Traufhöhe, im Vergleich zu den bestehenden Nachbarhäusern.

Der Dresdner Immobilienmakler Helmut Pritsch, welcher die Investoren Central Immobilien AG aus Erlangen vertritt, sagt zu den Einwänden Folgendes: „Traufhöhe und Geschosszahl sind nicht entscheidend, sondern die Kubatur der Gebäude. Und da passen wir uns ein.“ So sehe das schließlich auch die Baubehörde der Stadt.

Die Zufahrt zu den Garagen sei jetzt an der Schumannstraße angeordnet, und dort werde die Zufahrt auch bleiben, so Helmut Pritsch. Die Investoren würden sich ohnehin mit dem Bauen der insgesamt 22 Wohnungen in Radebeul Zeit lassen. „Wir warten die Entscheidungen der Landesdirektion ab. Dann wird eben erst in drei Jahren gebaut“, so Pritsch.

Die sich gegenüber mögliche fortsetzende Bebauung mit Mehrfamilienhäusern auf dem Wasapark-Gelände greift allerdings die Geschosshöhen der bestehenden Bauten an der Pestalozzistraße auf. Die vorgelegten Abbildungen und Informationen der Planer sprechen von drei Geschossen.

Auch zu den Wasaparkplänen gibt es erste Wortmeldungen der Anwohner. Markus Biegel hat an die Stadtverwaltung einen offenen Brief mit fast 30 Unterschriften geschickt. Darin steht, „dass Handlungsspielraum für Sie als gewählte Vertreter der Bürgerschaft sowie für die Stadtverwaltung am ehesten dann besteht, wenn für die Neubebauung bzw. Umgestaltung von Teilen des Stadtgebiets Bebauungspläne aufgestellt werden“. Auch den Schreibern des Briefes sind die Bauten zu groß dimensioniert.

Für die Nachbarn zum Baustreit Schumannstraße, Pestalozzistraße ist das Thema Größe, Zufahrt, Lärmbelastung noch nicht abgeschlossen. Sie halten ihren Widerspruch aufrecht. Die Radebeuler Bau- behörde hat diesen an die Landesdirektion weitergereicht. Von dort gibt es noch keine Entscheidung.