Von Reinhard Leue
Vielleicht erinnert sich mancher noch an den Film „Das schwarze Schaf“, in dem Heinz Rühmann den Pater Brown spielt. Der sagt an einer Stelle: „Humor ist eine Erscheinungsform der Religion.“ Ja, seit Ostern gibt es wieder etwas zum Lachen für uns, denen das Lachen eigentlich vergangen ist. Die Orthodoxe Kirche pflegt bis heute das Osterlachen und stellt das in der Osterliturgie bildhaft dar. Die Gemeinde zieht am Ostermorgen noch bei Dunkelheit in einer Prozession um die verschlossene Kirche. Sie trägt symbolhaft unter Psalmengesängen und Gebeten den toten Christus bei sich. Dann klopft der orthodoxe Priester dreimal kräftig an die verschlossene Tür und ruft: „Öffnet die Pforten, ihr Herrscher der Hölle, öffnet euch, ihr ewigen Tore; der König der Macht und Herrlichkeit will seinen Einzug halten!“
In der Kirche gibt es ein Rumoren und Gepolter, das vom Glöckner veranstaltet wird; so, als ob der Teufel los wäre. Dann aber wird die Tür aufgerissen und der Priester stimmt laut das Ostergelächter an und zieht mit der Gemeinde unter Ostergesängen in die Kirche ein. Es ertönt vielstimmig und wiederholt das „Christos woskresje!“ Christus ist auferstanden, er ist wahrlich auferstanden!
Hunderte von Kerzen werden angezündet, alle Gläubigen umarmen sich und geben sich den Osterkuss. Die Auferstehung hat Tod und Teufel, die Mächte der Finsternis überwunden. Freude und Lachen sind angesagt und erlaubt. Eine Religion, die nicht zum befreiten Lachen führt, ist unglaubwürdig. Der Osterglaube bereitet Freude und Befreiung. Von dieser Freude darf jeder empfangen und durch seine Taufe daran teilnehmen. Früher wurden viele Menschen in der Osternacht getauft, und am Sonntag nach Ostern „Quasimodogeniti“ stimmten dann die Neugetauften als die „Neugeborenen“ mit der Gemeinde in den Jubel ein.
Reinhard Leue ist Pfarrer i. R.