Von Martin Lamß
Seit gut einem Monat fühlt sie sich in den Bühlauer Waldgärten sauwohl, eine Bache mit ihren sechs oder sieben Frischlingen. „Zu unserem Leidwesen“, sagt Vereinsvorstand Wolfgang Schmidt. Denn die Wildschweine zerwühlen auf Nahrungssuche die Gärten. „Am besten schmecken ihnen Kartoffeln und Erdbeeren, die unsere Pächter mit viel Mühe gepflanzt haben.“ In 20 Parzellen sind die Waldbewohner schon eingebrochen. Den 2,5 Kilometer langen Zaun, der das gesamte Gelände umgibt, hebeln sie mühelos aus und stürmen in die Sparte. Oder jemand vergisst, ein Tor zu schließen, und schon sind die Tiere drin. „Übergriffe von Schweinen auf Gärten kommen schon mal vor“, sagt Revierförster Thomas Stelzig. „Schließlich gibt es neun Hektar Wald auf dem Gelände. Aber so massive Probleme hatten wir in Bühlau noch nie.“
Dass die Wildschweine Menschen angreifen, schließt Stelzig allerdings aus. „Nur wenn eine Bache ganz frisch Junge bekommen hat oder sich extrem in die Enge getrieben fühlt, greift sie an.“
Normalerweise würde der Revierförster das schweinische Problem mit der Flinte lösen. Doch das ist in den Waldgärten nicht möglich. Wegen der vielen Leute, die ständig in der Anlage unterwegs sind und weil das Gelände mit seinem dichten Bewuchs unübersichtlich ist, wäre das viel zu gefährlich. „Sicherheit geht einfach vor.“
Also müssen andere Taktiken her, um die Wildschweine loszuwerden. „Man kann sie beispielsweise mit einem bestimmten Geruch vertreiben“, erklärt Stelzig. „Etwa mit Chemikalien, die nach faulen Eiern riechen.“ Darüber würden allerdings nicht nur die Schweine ihre Rüssel rümpfen. Auch die Pächter würden unter dem erbärmlichen Gestank leiden.
Deshalb bleibt nur eins übrig: Der Wildsau und ihren Frischlingen wird das Leben jetzt so unangenehm wie möglich gemacht – mit Treibjagden. Schon vergangene Woche gingen Waldarbeiter-Lehrlinge begleitet von 30 Kleingärtnern als Treiberkette über das Gelände. „Danach dachten wir, die Schweine wären weg“, sagt Stelzig. Doch die Tiere kamen wieder. Sie sind einfach zu sehr an die Menschen und Hunde gewöhnt, die sich täglich in den Waldgärten aufhalten. Von ihnen lassen sie sich kaum aus der Ruhe bringen. Trotzdem werden die Kleingärtner jetzt zwei bis drei Mal pro Woche durch die Anlage streifen.