Das Thema des XVI. Bautzen-Forums lautet „Opfer und Täter der SED-Herrschaft. Lebenswege in der Diktatur.“ Warum gerade dieser Schwerpunkt?
Weil das Thema bei der Aufarbeitung der DDR-Geschichte sehr wichtig ist. In der Diskussion um Stasi-Spitzel und Opfer staatlicher Willkür stellt sich immer wieder die Frage, warum jemand sich für das System einspannen ließ und anderen dadurch schadete. Auf der anderen Seite ist es genau so interessant, zu analysieren, wie jemand zum Widerstand gegen das Regime kam. Wer trat aus Überzeugung gegen den SED-Staat auf, wer wurde durch erfahrene Willkür zum Oppositionellen? Dieses Thema bewegt uns schon lange, deshalb haben wir es ausgewählt.
Wie wollen Sie sich damit auseinandersetzen?
Wir haben Joachim Gauck, den ehemaligen Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen, und Pavel Kohout, einen der Wortführer des Prager Frühlings, gewonnen. Beide werden aus ihren jeweiligen Erfahrungen eine Menge zum Thema berichten. Ergänzt wird das Ganze durch mehrere Wissenschaftler, die zum Beispiel die psychologische Komponente des Themas beleuchten werden. Zeitzeugengespräche mit ehemaligen Inhaftierten sind vorgesehen, ebenso Diskussionsrunden und Vorträge.
Wer kann teilnehmen?
Jeder, den das Thema interessiert. Das Forum ist grundsätzlich öffentlich, die Teilnahme daran kostenlos. Aber wir wissen natürlich auch, dass nur wenige Privatleute zwei Tage Zeit haben, sich alle Vorträge anzuhören. Deswegen gibt es wieder am ersten Abend eine Veranstaltung in der Bautzener Gedenkstätte. Dann wird zum Beispiel Pavel Kohout lesen. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieses Angebot gern angenommen wird.
Wie viele Leute kamen in den vergangenen Jahren?
Insgesamt haben wir in den letzten Jahren zwischen 200 und 300 Besucher gezählt. Etwa zur Hälfte waren das ehemalige Opfer und deren Angehörige. Erfreulicherweise sind aber auch immer recht viele junge Leute und auch Lehrer dabei.
Gespräch: Annett Kschieschan
XVI. Bautzen Forum vom 19. bis 20. Mai im Bautzener „Wally“, Wallstraße 3. Organisator ist die Friedrich-Ebert-Stiftung Leipzig. Abendveranstaltung mit Pavel Kohout am 9. Mai in der Gedenkstätte an der Weigangstraße 8a.