Von Gunnar Klehm
Die Nachricht schlug gestern Nachmittag ein wie eine Bombe. Nicht der April-Scherz vom Superkreis OE/OE (siehe S.1), sondern aus CDU-Kreisen sickerte durch, dass die aufstrebende Stadt an der Wilden Sau mit ihrem Status im Weißeritzkreis unzufrieden ist. Entweder man werde Kreisstadt, oder man müsse doch den immer drängender werdenden Abwerbeversuchen des Landkreises Meißen nachgeben.
„Kein Kommentar“, hieß es dazu gestern erwartungsgemäß im Wilsdruffer Rathaus. „Ich würde gern wissen, wer diese Diskussion immer wieder in die Öffentlichkeit trägt“, sagte Bürgermeister Ralf Rother (CDU).
Gegenüber der SZ erklärte jedoch ein einflussreicher CDU-Politiker: „Egal wie, Hauptsache wir werden es, und wenn nur der Landrat sein Büro hier her verlegt“. Mit hierher ist vermutlich das historische Rathaus am Markt gemeint, das erst kürzlich mit großem finanziellen Aufwand saniert wurde. Bisher fehlt jedoch eine dauerhafte Nutzung. Lediglich das Trauzimmer des Standesamtes sorgt bisher für etwas Publikumsbetrieb in dem imposanten Bau.
In Wilsdruff sieht man sich außerdem am Anfang einer rasanten Entwicklung, während man Dippoldiswalde auf dem absteigenden Ast wähnt. Kann Wilsdruff über eine positive Entwicklung der Einwohnerzahl berichten, schrumpft dagegen die jetzige Kreisstadt immer weiter. Während in Dipps Schulen schließen müssen, baut Wilsdruff neue und hat volle Klassen. Abgesehen von der Großen Kreisstadt Freital sei Wilsdruff auf bestem Wege, bei Bildungs- und Sozialeinrichtungen die Nummer Eins im Weiße ritzkreis zu werden.
Auch wirtschaftlich sorgt die Stadt, die das weltweit agierende Unternehmen Preiss-Daimler hinter sich weiß, mit Neuansiedlungen für Furore. Mit dieser modernen Stadt sollte der Kreis in die Offensive gehen und nicht mit dem „Traditions-Örtchen Dipps“. Auch die Dresden-Nähe als Makel zu betrachten, sei längst nicht mehr zeitgemäß. Das sei statt dessen ein Imagegewinn, von dem der gesamte Kreis profitieren könne.
Wann wolle zwar nichts übers Knie brechen und den Zeitpunkt auch nicht als Ultimatum verstanden wissen, doch bis Ende 2008 sollten die Verhandlungen abgeschlossen sein. Ein Jahr darauf sind die nächsten Kommunalwahlen. Im Falle eines Kreis-Wechsels wäre ein Bürgerentscheid notwendig, für den genug Zeit bleiben müsse.
Landrat Bernd Greif (CDU) war gestern Abend nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.