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Winter kann teuer sein

Mieter müssen mit einem drastischen Anstieg der Nebenkosten rechnen.

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Von Wolf Dieter Liebschner

Mieter müssen sich nach Schätzungen des Deutschen Mieterbundes auf drastisch höhere Nebenkostenabrechnungen gefasst machen. Wegen der Gas- und Ölpreiserhöhungen sei mit Nachzahlungen bis zu 30 Prozent zu rechnen, hieß es.

Diese Entwicklung trifft auch für das Elbland zu. Allerdings rechnet Thomas Ungethüm, der Präsident des Landesverbandes Haus und Grund Sachsen, lediglich mit einer Steigerung um 15 bis 20 Prozent. „Die Entwicklung der Öl- und Gaspreise stimmt uns sehr nachdenklich“, sagt Ungethüm. „Zudem wissen wir noch gar nicht, wie sich die Preise kurzfristig entwickeln werden.“ Für April dieses Jahres hätten die Versorger eine neue Preisrunde angekündigt. „Das verstört die Mieter.“ Und letztlich auch die Vermieter. Ungethüm wehrt sich dagegen, dass sie als böse Buben aus diesem Prozess hervorgehen. Man gebe nur die höheren Kosten weiter.

Letztendlich geht Ungethüm davon aus, „dass Gas und Öl im Preis tendenziell steigen werden“. Haus und Grund bedauere dies. Es sei keinesfalls im Interesse der Vermieter, „dass die Nebenkosten zu einer Art zweiter Kaltmiete werden“. Zusätzlich würden weitere Steigerungen bei den Trink- und Abwasserpreisen erwartet. „Durch Wegzug und Rückbau werden die Kosten auf immer weniger Mieter umgelegt. Das forciert den Preisauftrieb.“ Man sehe mit großer Sorge, dass Abwasser- wie auch Gaspreise „im Osten heute schon teilweise höher als in den westlichen Bundesländern sind“.

Wasserverbrauch sinkt weiter

Ungethüm macht dafür insbesondere die demographische Entwicklung wie auch die erhöhte Sparsamkeit beim Wasserverbrauch verantwortlich. „Während der Bundesdurchschnitt bei täglich etwa 120 Litern pro Kopf liegt, ist er im Osten auf etwa 85 Liter gesunken. Zu DDR-Zeiten wurden pro Kopf noch etwa 200 Liter verbraucht.“

Eyk Schade ist Vorsitzender des Mietervereins Meißen. Er betreut ungefähr 4 000 Mieter in den Landkreisen Meißen, Riesa-Großenhain, Torgau-Oschatz, Döbeln und Muldental. Ihm sind angesichts dieser Preisspirale die Hände gebunden. „Die Erhöhungen kommen, das ist sicher“, sagt er. Die Mieter könnten nur mit Sparsamkeit darauf reagieren. „Insbesondere das Heiz-Verhalten muss kontrolliert werden“, sagt er. Als letzte Konsequenz empfiehlt er die Suche nach preiswerterem Wohnraum. „Ich warne allerdings vor den so genannten Wärme-Contracting-Verträgen. Hier werben Drittversorger mit Kubikmeterpreisen um die 50 Cent. Das sind nur Lockangebote.“ Realistisch seien dagegen Preise zwischen einem und 1,20 Euro.

Wie teuer dieser Winter werde, hänge auch davon ab, wann der Vermieter im vergangenen Jahr seine Tanks gefüllt habe. Darauf weist der deutsche Mieterbund hin. Anfang 2004 sei Öl 20 Prozent billiger als ein Jahr zuvor gewesen, Ende 2004 aber 40 Prozent teurer.

In der Statistik des Mieterbundes für 2004 machten sich die Energiepreissteigerungen ebenfalls bemerkbar. Die Warmmieten sind danach im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent gestiegen. Das entsprach zwar der allgemeinen Inflationsrate, aber nur, weil sich die Kaltmieten im Bundesdurchschnitt lediglich um 1,1 Prozent erhöhten.