Von Jenny Ebert
Test: Heißt es „Orthografie“ oder „Orthographie“? Oder doch eher „Ortografie“?
Richtig, es heißt „Rechtschreibung“! Da kann man nichts falsch machen. Sollen die Damen und Herren vom Rat für deutsche Rechtschreibung – wie Sie sehen, wählen auch diese die einfache Variante – sich doch den Kopf zermartern. Wenn nach zehn Jahren des Streitens über „schnäuzen“ oder „schneuzen“ wieder nur solch ein Humbug herauskommt wie bei der ersten Reform 1996, kann man sich nur noch kopfschüttelnd abwenden. Oder heißt das jetzt „Kopf schüttelnd“?
Egal. Letztendlich darf jetzt sowieso jeder schreiben wie er mag. Kommas setzen nach dem Salzstreuerprinzip, Getrenntschreibung nach Blattbreite und Großschreibung nach Zeilenhöhe.
Bemitleidenswert sind Lehrer und Schüler. Bloß gut, dass die gerade Ferien haben. Zeit, sich mit dem neuen Duden auseinander zu setzen, der ab heute verbindliche Gültigkeit hat. Wäre ja langweilig, wenn man mit den eben verinnerlichten Rechtschreibregeln für den Rest seines Lebens auskommen würde. Deswegen gab’s ja schon 2004 kleine Veränderungen im Schriftbild. Wie heißt es in einem Werbeslogan? Öfter mal was Neues.
Wissen Sie, was noch absurd ist? Das amtliche Regelwerk regelt laut dem schon angesprochenen Rat „die Rechtschreibung innerhalb derjenigen Institutionen, für die der Staat Regelungskompetenz hinsichtlich der Rechtschreibung hat.“ Mal ehrlich, hat der Staat wirklich noch Kompetenz? Fragen wir doch mal den Duden: Kompetenz ist erklärt mit „Sachverstand“. Hm …
Hier mal ein paar Absurditäten: Der Schwerkranke wurde durch die erste Reform „schwer krank“. Die zweite seit heute gültige machte ihn „schwerkrank“. „Geografie“, „Delfin“ und „aufwändig“ gefällt Ihnen nach neuer Rechtschreibung nicht? Schreiben Sie’s nach der alten, beides ist erlaubt. Bringt auch mehr Abwechslung beim Lesen.
Manches erklärt das Regelwerk herrlich verständlich: Zusammensetzungen mit adjektivischem erstem Bestandteil werden zusammengeschrieben, wenn die beiden Wörter eine idiomatisierte Gesamtbedeutung bilden, also „richtigstellen“ und „krankschreiben“. Denn in diesen Fällen ist es keine Verbindung mit morphologisch komplexen Adjektiven wie bei „dingfest machen“ oder „schachmatt setzen“.
Alles klar?