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„Wir machen das, woran wir selbst Spaß haben“

Der Dorfkrug Roda meistert den Spagat zwischen Tradition und Moderne.

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Von Antje Steglich

Der Tisch ist bereits gedeckt, die stoffbezogenen Lampen tauchen den holzgetäfelten Raum in ein angenehmes Licht, die Ostereier an den Weidenzweigen sorgen für erste Frühlingsgefühle. Willkommen im Dorfkrug Roda – willkommen zu Hause. Hier wird nicht nur der Gaumen verwöhnt, sondern auch die Seele. Denn der Dorfkrug ist nicht einfach nur ein Gasthaus, sondern scheinbar auch Wohnstube für das 130-Seelen-Dorf. Hier laufen die neuesten Informationen zusammen, hier trifft man sich zum Mittagessen, während die Kinder gemeinsam im Garten spielen. Ortsfremde Gäste, die zum Teil sogar aus Radebeul und Dresden anreisen, werden mit offenen Armen empfangen und erfahren schnell manch Interessantes aus dem Dorf – über den kleinen privaten Reptilienzoo zum Beispiel oder die DDR-Ausstellung im Ort.

„Bei uns ist viel los“, lacht Betriebswirtschaftlerin Ute Giebler, die den Dorfkrug seit etwa einem Jahr zusammen mit der älteren Schwester Kerstin Kalwak führt. Ganz im Sinne der Eltern Helga und Hans-Jürgen Linke übrigens: „Sie waren schließlich sehr erfolgreich.“ Schon als Kind half die Große der Mutter in der Küche, während die kleine Schwester beim Vater in der Gaststube stand. Die Rollenverteilung ist bis heute geblieben.

Kerstin Kalwak ist der kreative Kopf in der Küche. Sie kreiert am liebsten gesunde und leichte Gerichte, die am besten noch mit den Mondphasen harmonisieren. Dazu gibt es Traditionelles. Aufbauend auf Rezepten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden – schließlich hat die Familie hier seit 120 Jahren ein Schenkrecht. Und die hausgemachte Sülze oder die Bratwürste dürften noch genauso schmecken wie anno dazumal.

Frisches aus der Region

Am Ende findet sich in der dicken, ledergebundenen Speisekarte ein bunter Mix, der Gourmets aller Couleur erreichen dürfte: neben den typischen Landgasthof-Spezialitäten wie Eierflockensuppe, Soljanka, Würzfleisch, Bratenbrot und Schnitzel finden sich Schwertfischsteak und Lachseintopf, Rindszunge, Carpaccio vom Rind oder Garnelen im Tempuramantel. Auf der Frühlingskarte, die erst in den nächsten Tagen in die Mappen gelegt wird, stehen unter anderem Lamm mit Spinatsalat, Spanferkelkotelett mit Spitzkohl oder Ofenkartoffel mit Frühlingsquark, verrät Kerstin Kalwak. Das Gros der Zutaten kommt aus der Region, und selbst die Kartoffeln würden hier noch per Hand geschält, verspricht die Köchin. Dafür sei man zwar nicht der preiswerteste Gasthof in der Region, könne aber für eine hohe Qualität garantieren.

Für den hohen Standard – der sich genauso im Catering des Hauses zeige – sei aber vor allem das engagierte Team zuständig, sagen die Schwestern. „Bei uns gibt es keine Fluktuation, unsere Leute sind immer für uns da. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar“, sagen die beiden über die 14-köpfige Mannschaft.

Grund dafür scheint nicht nur die familiäre Atmosphäre im Haus zu sein, sondern vor allem der Spaß an der Arbeit. „Wir machen nur das, worauf wir selbst Lust und woran wir Spaß haben. Wir leben hier“, sagt Ute Giebler. Familienfreundlichkeit spielt deshalb eine große Rolle im Haus. So soll in nächster Zeit noch der Spielplatz erweitert werden, und es gibt den Wunsch, eine Art Kinderzimmer im Dorfkrug zu schaffen.