SZ +
Merken

Wir packen genauso an wie die Feuerwehrmänner

Peggy Streil und Veronika Gentzsch sind die einzigen Frauen bei der Freiwilligen Feuerwehr in Leisnig.

Teilen
Folgen

Von Nicole Laube u. Carsten Gäbel

Peggy Streil ist 19 Jahre alt und seit zwei Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in Leisnig. Sie ist dort eine von zwei Frauen, die regelmäßig ausrücken. Das Feuerlösch-Gen scheint bei ihr in der Familie zu liegen, denn auch ihr Bruder und ihr Onkel engagieren sich bei der Feuerwehr. „Die Arbeit macht mir Spaß“, sagt sie. „Außerdem ist es ein Hobby, das nicht jeder hat.“ Bei den Diensten lerne man viel über Technik, zum Beispiel welchen Schlauch man mit welchem Stahlrohr verbinden muss.

Wenige Frauen unter Männern

Nicht nur in Leisnig sind Feuerwehrfrauen deutlich in der Unterzahl. „Der Frauenanteil unterscheidet sich zwar von Wehr zu Wehr, ist aber generell niedrig“, sagt Andreas Ehrhardt, der Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes Mittelsachsen. „Man merkt daran deutlich, dass die Arbeit jahrelang ein Männerbusiness war.“

Mit den vielen Männern kommt Peggy Streil prima zurecht. Das Arbeitsklima sei angenehm. „Ich wurde in Leisnig gut in die Mannschaft aufgenommen“, sagt sie. Das ist jedoch nicht selbstversändlich, weiß Andreas Ehrhardt. „Das Umdenken muss vor allem in den Männerköpfen stattfinden, die die Feuerwehrarbeit noch immer großteils als ihre Domäne ansehen“, so Ehrhardt. Doch auch Veronika Gentzsch, die zweite Feuerwehrfrau in Leisnig, kann über mangelnde Gleichberechtigung nicht klagen. „Von Seiten der Männer gibt es nie dumme Sprüche“, sagt sie. Gentzsch ist bereits seit 1991 dabei. Der Brand des „Löwen“ in Leisnig im Februar 1991 hat sie auf die Idee gebracht. „Ich habe mit meiner Familie in der unmittelbaren Nähe gewohnt und mitgelöscht, bevor die Feuerwehr ankam“, sagt Gentzsch. Auch ihr Mann ist bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Mancher Einsatz prägt sich tief ins Gedächtnis ein. „Wenn es um Menschenleben geht, geht es mir durch und durch“, gibt Gentzsch zu. Ihr schlimmestes Erlebnis war ein schwerer Autounfall auf der A14 in diesem Mai, bei dem drei Menschen ums Leben kamen.

Auf solche tragischen Situationen werden die Feuerwehrleute im sogenannten „Dienst“ vorbereitet. Dieser findet an jedem zweiten Montag statt. „Nach dem Dienst sitzen wir meist noch bis 22 Uhr zusammen, unterhalten uns in geselliger Runde“, so Gentzsch.

Gleiche Arbeit wie die Männer

Leicht ist die Feuerwehrarbeit für Frauen aber nicht immer. „Wir packen wie Männer an“, so Gentzsch. Zu Einsätzen werden die Mädels per Pieper gerufen.

„Die Frauen erledigen die gleiche Arbeit wie die Männer und sie machen sie genauso gut“, sagt Andreas Ehrhardt. Er weiß es aus seiner persönlichen Erfahrung. Die permanente Einsatzbereitschaft sei jedoch gerade für junge Mütter oft eine Hürde. „Wer passt auf das Kind auf, wenn der Pieper geht?“ Da bedürfe es schon guter Unterstützung durch Familie und Ehemann.