Von Thilo Alexe
Armes Chemnitz. Es zählt zu den 30 größten Städten Deutschlands. Und liegt auch auf Rang 30. Leider auf einer aktuellen Hitliste zur Zukunftsfähigkeit von Städten. Heißt: Die Aussicht auf Bevölkerungs- und Jobwachstum ist nirgendwo so mies wie in Chemnitz. Bereits vor einem Jahr hatte die Berliner Tageszeitung „taz“ die Stadt ordentlich runtergemacht. Chemnitz sei die „Hauptstadt des Grauens“, „verschnarcht“ und „verlassen“ – kurzum das Celle des Ostens oder das Minsk des Westens. Doch immerhin: das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Sachsen wird in Chemnitz erwirtschaftet. Wie tröstlich.
Sollten die Chemnitzer also wirklich betroffen sein: Mit dem Geld können sie Abhilfe schaffen – und sich ein Herrengedeck leisten. Zwei große sächsische Alkoholproduzenten wollen den süffigen DDR-Klassiker wiederaufleben lassen. Ab Mai gibt es Piccolo und Bier im Retro-Look. Die Chemnitzerin knallt sich den Sekt rein, der Chemnitzer das Bier. Und schon wandelt sich die Hauptstadt des Grauens in eine berauschende Metropole.
Berauschend sind gelegentlich auch Landtagsdebatten. Etwa die zum Ringen. Die Traditionssportart soll nicht mehr olympisch sein, was die Linke erzürnt. SPD-Chef Martin Dulig kündigte aus Solidarität an, dass seine Fraktion aus Liebe zu diesem Sport eine eigene Nationalmannschaft aufstellen will. Und Grünen-Mann Miro Jennerjahn outete die Abgeordneten generell als Ringkämpfer: „Wir ringen um Worte und manchmal auch um Fassung.“