Schlaflose Nächte für Autohaus-Chefs

Kamenz. Die Krise zehrt - an den Nerven, finanziellen Rücklagen und langfristigen Plänen. Auch bei der Autohaus Elitzsch GmbH in Kamenz. Eigentlich hätte es in ein paar Wochen ein großes Fest mit etwa 1.000 Gästen - Mitarbeitern und deren Angehörigen - gegeben. Das 100-jährige Bestehen sollte in der Energiefabrik Knappenrode gefeiert werden, die jüngst ebenfalls ihren 100. Geburtstag hatte. Doch nun muss das Jubiläum des Autohauses warten. Corona hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die ausgefallene Jubelfeier ist dabei jedoch das kleinste Übel.
Der Automobilbranche geht es derzeit bekanntermaßen nicht gut. Die Autohaus Elitzsch GmbH ist mit neun Standorten der größte VW-Händler weit und breit. Der Familienbetrieb arbeitet in der vierten Generation. "Wir sind sehr stolz auf unser Jubiläum. Dass wir regional gut aufgestellt und bestens vernetzt sind, wird uns sicherlich auch diesmal durch die schweren Zeiten helfen", sagt Geschäftsführer Thomas Elitzsch.

Diesel-Skandal und eine historisch einmalige Transformationsphase der gesamten Automobilindustrie haben ihre Wunden hinterlassen. Trotzdem überwiegt am Stammsitz in Kamenz der Optimismus. "Pro Woche sorgen wir in unseren Servicebetrieben für die Mobilität von mehr als 900 Werkstattkunden - vorwiegend mit Fahrzeugen der Marken Volkswagen, Audi, Seat und Skoda", sagt Uwe Simmang, Geschäftsführer Verkauf. An den Standorten wurden bisher zusammen jährlich etwa 4.600 Neu- und Gebrauchtwagen verkauft.
Das Unternehmen trägt Verantwortung für mehr als 380 Mitarbeiter. Verständlich, dass die Corona-Krise die beiden Geschäftsführer in den letzten Wochen einige schlaflose Nächte gekostet hat. "Sicher - wir stehen auf einer soliden Basis", so Thomas Elitzsch, aber die Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber sei groß. Erst seit 1. Mai sind die Mitarbeiter für den Verkauf wieder aus der wochenlangen Kurzarbeit zurück. Es ist ein dünnes Drahtseil, auf dem man sich bewegt. Keiner weiß, was kommt.
VW hilft mit eigenem Konjunkturpaket
Um die Nachfrage nach Autos wieder anzukurbeln, hatten sich Hersteller und Bundesländer kürzlich für Kaufprämien als Teil eines umfassenden Konjunkturprogramms der Bundesregierung stark gemacht. Der "Autogipfel", bei dem Autoindustrie und Regierungsvertreter über solche Maßnahmen diskutiert haben, blieb bisher jedoch ohne Ergebnis. Anfang Juni wird nochmals beraten.
"Ich persönlich verstehe Gegner dieser neuen Abwrackprämie voll und ganz. 2009 war das eine sinnvolle Sache und hat uns geholfen, durch die Banken- und Finanzkrise zu kommen. Aber Corona ist anders", sagt Thomas Elitzsch. Die Leute hielten verständlicherweise ihr Geld zusammen. Wer denke in diesen Tagen an den Kauf eines neuen Autos? Schön wäre es, doch Realismus sei angebracht.
VW unterstütze die prekäre Lage deshalb vielmehr mit einem selbst aufgelegtem Konjunkturpaket. "Unsere Kunden brauchen Sicherheit. Darauf zielt alles. Es wird beispielsweise eine kostenlose Arbeitslosigkeitsversicherung bei Finanzierungen und Leasing geben, ein preiswertes Wartungspaket, und die Garantie wird auf fünf Jahre erweitert", so Uwe Simmang.
"Die Normalität läuft langsam wieder an. In den letzten Wochen haben wir uns mit Reifenwechsel und nötigen Reparaturen über die Zeit gerettet. Nun steht alles auf Neustart. Man spürt es", so Thomas Elitzsch. Und am 11. Juli 2021 wird dann eben der 101. Geburtstag mit der gesamten Belegschaft gefeiert.
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