Von Melanie Ermscher
Landkreis. Die Beschwerden der Eltern und Gemeinden, das Hoffen und Bangen haben in Oßling und Schwepnitz keinen Erfolg gehabt. Gestern gab der Pressesprecher des Regionalschulamtes Bautzen, Mathias Peter, bekannt, dass die Mittelschulen der beiden Kommunen im kommenden Schuljahr keine fünften Klassen eröffnen dürfen. Ebenfalls betroffen im Kreis sind die Mittelschulen Großröhrsdorf, Burgneudorf und Arnsdorf. Für die Mittelschule in Crostwitz kam sogar das totale Aus.
Für Schwepnitz und Oßling sagte Peter: „Das heißt aber nicht, dass das im kommenden Jahr wieder so aussehen muss. Das wird von Jahr zu Jahr nach den Schülerzahlen beurteilt.“ Für die Eltern, an die gestern Vormittag die Mitteilungsbriefe der Schulen rausgingen, ein schwacher Trost. Denn diejenigen, die ihre Kinder in den betroffenen Lehranstalten einschulen wollten, müssen nun auf Alternativen zurückgreifen: „Manche Eltern haben auch Zweitwünsche angegeben, die versucht werden, zu erfüllen. Wenn die Zweitschule überfüllt ist, wird auf eine andere Schule in der Nähe ausgewichen“, sagte Mathias Peter.
Hintergründe und Reaktionen gemischt
Die Hintergründe der betroffenen Kommunen spiegelten sich in den gemischten Reaktionen wider. Beim Großröhrsdorfer Bürgermeister Klaus Eckert herrschte Gelassenheit: „Bei uns ist das gewollt, weil wir laut Schulnetzplanung eine neue Schule für das Rödertal haben wollen. Ab dem Schuljahr 2003/2004 gehen deshalb unsere fünften Klassen nach Bretnig-Hauswalde, damit wir die Konzeption besser umsetzen können. Bis ich bis 2007/2008 den Neubau habe.“
Weniger gewollt war die Entscheidung des Kultusministeriums in Schwepnitz. Bürgermeister Heiko Driesnack sagte gegenüber der SZ: „Wir sind maßlos enttäuscht. Das hat auch etwas mit dem Standortfaktor zu tun. Erst werden die Telefonzellen abgebaut, dann die Briefkästen und jetzt auch noch die fünften Klassen.“ Wenn junge Familien in den Ort ziehen wollten, gelte die erste Frage Kindergarten und Schule. „Und wenn die Kinder woanders in die Schule gehen, dann gehen sie auch in andere Vereine.“ Sein Oßlinger Amtskollege Klaus Hetmann war gestern nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Crostwitzer hatten im Vorfeld zwar nicht mit der Zulassung einer neuen fünften Klasse im August gerechnet: „In Crostwitz wurden seit zwei Jahren keine fünften Klassen mehr gebildet“, weiß auch Steffen Domschke, Dezernent des Landratsamtes für Finanzen, Schulen, Umwelt und Verkehr. Trotzdem hatte man auf den Fortbestand der Schule gehofft.
Bürgermeister Matthias Brützke sagte: „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren schon Schreiben vom Kultusministerium bekommen, das für die Mittelschule ein fehlendes öffentliches Interesse besteht. Für das kommende Schuljahr haben sich nur sieben Schüler für die fünfte Klasse angemeldet. Es wäre ab diesem Schuljahr nur noch eine Schule mit drei Klassen gewesen. Es war damit zu rechnen.“ Jedoch nicht mit dem Zeitpunkt. „Ich hatte darum gebeten, dass die Mittelschule noch bis zu ihrem 100-jährigen Bestehen in 2004 erhalten bleibt. Wir haben rechtlich keine Mittel. Aber ich gebe noch nicht ganz auf und versuche, in der nächsten Woche einen Termin beim Kultusministerium zu bekommen.“
Im Klassenverband mit Lehrern nach Ralbitz
Nach Auskunft von Mathias Peter biete das Regionalschulamt den Eltern der betroffenen Kinder an, im Klassenverband mit den bisherigen Lehrern an die Mittelschule Ralbitz zu wechseln. Die Mittelschule in Räckelwitz stehe ebenfalls als Alternative zur Verfügung, jedoch nicht für einen Wechsel im Klassenverband.
Steffen Domschke bezeichnete die Entscheidungen vom Ministerium als das, was zu erwarten gewesen sei: „Nach dem Anhörungsschreiben vor drei Wochen, das eine ziemliche Entschlossenheit deutlich machte, kam es nicht unerwartet.“ Domschke sagte aber auch: „Es gibt nicht nur negative Nachrichten: Die dritte Grundschule Ottendorf-Okrilla in Medingen ist für 2004/2005 zugelassen.“ Nicht nur für die Grundschulen, auch für die Gymnasien im Landkreis Kamenz scheint es aktuell gut auszusehen: „Bei dem, was ich auf dem Tisch habe, gibt es keine Probleme“, versicherte der Pressesprecher des Regionalschulamtes. SACHSEN