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Wir vom Wenzelsmarkt: Rauschebart mit Geschenkegarantie

Für viele Kinder in Bautzen ist er der wahre Weihnachtsmann: Sänger Eberhard Rabovsky.

Von Miriam Schönbach
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Eberhard Rabovsky schlüpft schon seit fast 20 Jahren ins Weihnachtsmann-Kostüm. Das rote Kostüm des 71-Jährigen hat eine noch viel ältere Geschichte.
Eberhard Rabovsky schlüpft schon seit fast 20 Jahren ins Weihnachtsmann-Kostüm. Das rote Kostüm des 71-Jährigen hat eine noch viel ältere Geschichte. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Den Sack voller Geschenke hat er schon geschultert. Mit einem Lächeln im Gesicht wartet der Weihnachtsmann auf das Ende des Programms auf der Bühne. „Guten Abend, schön Abend, es weihnachtet schon“ singen dort gerade die Kinder aus der „Knirpsenland“-Kita. „Das ist mein Lieblingslied“, freut sich Eberhard Rabovsky. Seit knapp 20 Jahren schlüpft er für die Bautzener Mädchen und Jungen im Advent täglich auf dem Weihnachtsmarkt wie im Kornmarkt-Center in die Rolle des gütigen Alten mit dem roten Mantel und ohne Rute. Gleich kommt sein großer Auftritt.

Das letzte Lied ist verklungen. Die Knirpse rufen „Weihnachtsmann! – Weihnachtsmann!“. Eberhard Rabovsky startet von seiner Warteposition hinter einer Bude und begrüßt erst mal seine kleinen Gäste. Seine tiefe Stimme schallt über das Mikrofon über den ganzen Hauptmarkt, auch die Erwachsenen denken nun noch mal kurz darüber nach, was dem Bärtigen wohl so gar nicht gefallen könnte. Eine vorbeihuschende Passantin sagt: „Ich war immer artig. Guter Weihnachtsmann“. „Das hoffe ich doch“, erwidert der 71-Jährige mit einem Augenzwinkern.

Erste Erfahrungen während der Theaterzeit

Eberhard Rabovsky war viele Jahre Sänger am Bautzener Musiktheater. Den Dezemberjob hat er im Jahr 2000 von einem Kollegen „geerbt“. Zuerst springt er als Ersatz ein, ein Jahr drauf nimmt ihn dann die Stadt als Weihnachtsmann unter Vertrag. Seine ersten Erfahrungen als Rauschebart mit Geschenkegarantie hat der Großpostwitzer allerdings bei Kinderweihnachtsfeiern während seiner Theaterzeit gesammelt. „Das Kostüm hat mir meine Tante vor 34 Jahren genäht, auch die Glöckchen am Gürtel klingeln seit dieser Zeit“, sagt der Selbstständige.

An der Bühne stehen die Kleinen Schlange. Sie alle wollen aufgeregt dem Weihnachtsmann ein Gedicht aufsagen oder ein Lied vorsingen. Mit großen Augen schauen die Kinder den liebevollen Rot-Rock an, manche ernst, andere wissend. „Meine Enkeltochter hat mich noch lange verteidigt. Als ihre Freundinnen ihr sagten: Das ist doch dein Opa, erwiderte sie: Nein, das ist der Weihnachtsmann“, schmunzelt Eberhard Rabovsky. Er selbst hat übrigens schon mit gut sechs Jahren die Illusion an Knecht Ruprecht verloren. Damals sah er aus dem Küchenfenster in die Polster-Werkstatt seines Vaters gegenüber, wo sich der Weihnachtsmann – oder besser ein Freund der Eltern – umzog. Sein schönstes Weihnachtsgeschenk bekam Eberhard Rabovsky mit gut elf Jahren. Damals stand eine elektrische Eisenbahn unter dem Weihnachtsbaum. Inzwischen mag es der freiberufliche Trauerredner Heiligabend am liebsten ganz ruhig und vor allem in Familie. Der Sack mit Geschenken bleibt in der Ecke stehen. Schließlich liegen ab der Eröffnung des Wenzelsmarktes 45 Weihnachtsmann-Auftritte hinter ihm. Zum festen Programm in der Christnacht gehören für ihn der Besuch des Gottesdienstes sowie Kartoffelsalat und Bockwurst.

Die nächsten Kinder warten