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„Wir wollen auch nach dem Bau der Allee noch da sein“

Moritzburg. Händler und Gastronomen befürchten wegen der weiträumigen Umleitung drastische Umsatzeinbußen.

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Von Sven Görner

„Wir sind ja trotz der Bauarbeiten auf der Schlossallee erreichbar, aber durch die Schilder am Kreisverkehr in Reichenberg versucht doch erst gar keiner, in den Ort reinzufahren“, beschreibt Regina Vitense von der Moritzburger Geschenkboutique das Dilemma der örtlichen Händler. Dabei ist sowohl in Richtung Schloss als auch nach Dresden die Durchfahrt möglich.

Doch offiziell wird der Verkehr seit einer Woche über den Auer an Moritzburg vorbeigeleitet, weil bis zu den Hengstparaden im September die Schlossallee komplett erneuert sein soll. „Natürlich wollen wir eine schöne Schlossallee haben, aber wir wollen auch nach dem Bau noch da sein“, sagt die Geschäftsfrau. Während sie redet, fährt vor ihrem Laden in der Einkaufsgalerie ein Bagger vorbei und rüttelt das kostbare Meissner durch.

Auch im hinteren Bereich der Passage haben die Inhaber und Verkäuferinnen gestern Zeit für einen Plausch. „Für uns ist die Umleitung deutlich spürbar“, fasst Dirk Teske vom Uhren- und Schmuckgeschäft die Meinung der Umstehenden zusammen. „Bei den Bauarbeiten im Herbst hat das mit der Umleitung besser geklappt. Da wurden wenigsten nur die Lkw über den Auer geschickt. Aber wer fährt schon fünf Kilometer in eine Sackgasse rein, wenn er nicht weiß, dass es an deren Ende doch weitergeht.“ Und für Katrin Grebner vom Blumengeschäft Kunath ist nicht nachvollziehbar, dass bei durchfahrenden Pkw die Sicherheit im Baustellenbereich gefährdet sein soll. „Wenn man sich erst einmal bis zum Ortseingang getraut hat, ist es ja schließlich auch nicht verboten, weiterzufahren.“

Die Gemeinde bleibt hart

Die Alarmglocken läuten auch bei Silvio Stelzer vom Restaurant „Zum Dreispitz“, obwohl das noch vergleichsweise günstig in Sichtweite des Schlossparkplatzes liegt. „Die Ausschilderung für die jetzige Parkplatzeinfahrt über die Markt-Straße ist viel zu klein“, so seine Beobachtung. Mehrfach seien bereits Busse daran vorbei gefahren, hätten an der Einmündung Schlossallee gestanden und seien dann in Richtung Radeburg weiter gefahren. „Vielleicht ist für die Wochenenden eine andere Reglung möglich, da wird ja nicht gebaut“, so Stelzer. „Dann könnte man doch die Autos von Dresden aus durch den Ort fahren lassen.“ Sein Kollege Dirk Schmidt vom Café am Käthe-Kollwitz-Platz fordert: „Der Schilderwald muss weg.“ Nur Lkw sollten über den Auer fahren.

Die Gemeinde bleibt indes hart: „Es wird keine Änderungen an den Umleitungen geben“, so Bürgermeister Georg Reitz (CDU). Diese seien mit der Polizei, der Verkehrsbehörde des Landratsamtes und dem Baubetrieb abgestimmt worden. „Da können wir als Gemeinde jetzt nicht einfach ein paar Schilder umhängen oder wegnehmen“, so der Verwaltungschef. Ursprünglich sei sogar eine Bauweise geplant gewesen, die eine Vollsperrung von der Waldstraße bis zum Schlossparkplatz erfordert hätte. Die Bautechnologie sei dann optimiert worden, um einerseits die gewerblichen und touristischen Interessen der Anlieger zu wahren und andererseits die Straße bis zu den Hengstparaden im Spätsommer fertig zu stellen. „Halten wird uns jetzt nicht an die Absprachen, hätte der Baubetrieb das gleiche Recht. Beim Bau der Straße unter vollem Verkehr würde die Bauzeit mindestens ein Jahr statt der jetzt vorgesehenen sechs Monate dauern.“

Was möglich ist, will die Gemeinde dennoch tun. „Wir werden noch mehr Parkflächen schaffen, die näher an den Geschäften dran sind“, verspricht Reitz. Auf dem Schlossparkplatz gibt es jetzt außerdem zehn Kurzzeitparkplätze für Geschäftskunden. Sobald der Frost aus dem Boden ist soll auch die chaotische Buckelpiste der provisorischen Parkplatzzufahrt verschwinden. Reitz gibt zu, dass es die Gemeinde versäumt hat, diese bereits im Herbst in einen ordentlichen Zustand zu versetzen.

„Die Gemeinde unterstützt auch unser historisches Nachtspektakel am 19. März in der Einkaufgalerie indem sie die Musiker bezahlt“, freut sich Regina Vitense. Sie hofft, dass diese Veranstaltung mithilft, wieder mehr Leute in die Läden und Gaststätten zu holen.