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"Wir wollen, dass die Kitas wieder öffnen"

Eltern demonstrieren in Pirna dafür, dass die Grundrechte gewahrt bleiben, vor allem für Kinder. Politisch sehen sie sich als neutral.

Von Thomas Möckel
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Eltern-Demonstration auf dem Pirnaer Markt, Initiatorin Jana Engelmann (vorn): Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder.
Eltern-Demonstration auf dem Pirnaer Markt, Initiatorin Jana Engelmann (vorn): Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder. © Thomas Möckel

Die Zahl der Ordnungskräfte ist größer als jene der Demonstranten. Fünf Mannschaftswagen und ein Kleinbus der Polizei stehen am Sonnabendnachmittag auf dem Pirnaer Obermarkt, an jeder Seite haben sich Beamte platziert. Für halb vier ist eine weitere Demonstration angekündigt, die vierte binnen zwei Wochen. Die Polizisten wachen unter anderem darüber, dass die Auflagen eingehalten werden. So dürfen es beispielsweise nicht über 30 Teilnehmer sein und sie müssen Mundschutz tragen. Die Beamten werden nicht eingreifen. 

Jana Engelmann und Frank Baudisch aus Pirna haben die Kundgebung angemeldet, sie verstehen sich als eine Art Elterninitiative, die sich angesichts der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen um die Zukunft ihrer Kinder sorgt. Einen politischen Hintergrund, sagen sie, gebe es nicht. "Wir sind neutral und stehen auf keiner bestimmten Seite", sagt Jana Engelmann. Eine Demo am 1. Mai war von der AfD angemeldet, eine andere am 22. April von einem AfD-Mann initiiert.

Verbote dürfen nicht zur Gewohnheit werden

Die Demonstranten wollen in erster Linie ihre Grundrechte uneingeschränkt zurück, um wieder selbst über das Leben bestimmen zu können. "Die Menschen dürfen sich jetzt nicht zu sehr an die Situation gewöhnen, dass ihre Rechte eingeschränkt sind und sie ständig überwacht werden", sagt Jana Engelmann. 

Im Blick haben die Protestler dabei vor allem ihren Nachwuchs. Der einhellige Tenor: die Kinder sollen nicht in 20 Jahren auf die Straße gehen müssen, um ihrerseits überhaupt wieder Grundrechte einzufordern. 

Die Demonstranten verlangen, dass Kindertagesstätten und Schulen rasch wieder für alle öffnen. Die Kinder zuhause zu betreuen und zu unterrichten, ohne gewohnte soziale Kontakte zu Gleichaltrigen und die übliche Struktur, sei auf Dauer ein unerträglicher Zustand. 

Mehr Freiwilligkeit statt Pflicht

Darüber hinaus wünschen sich die Demonstranten, dass die Menschen  auch in der Corona-Krise selbstbestimmt entscheiden dürfen, statt verpflichtet zu werden. Ihnen wäre beispielsweise eine Impf- und Maskenempfehlung lieber als eine Pflicht. "Auch die Ausgangs- und Kontaktsperren sollten eher auf freiwilliger Basis laufen, es darf nicht alles so verordnet sein", sagt Jana Engelmann. 

Auch fordern die Demonstranten mehr Meinungsvielfalt in den Medien. "Der Beginn der Corona-Debatte war sehr einseitig", behauptet Jana Engelmann. Auch jetzt würden kritische Stimmen unterdrückt und oft nicht gehört, obwohl viele Bedenken durchaus gerechtfertigt seien. 

Zugleich wünschen sich die Protestler, dass bei allen Einschränkungen und Verboten stets die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt. "Es darf am Ende nicht sinnbildlich so sein, dass das Löschwasser schlimmer ist als das Feuer", sagt eine Demonstrantin. 

Eltern wollen Aktion wiederholen

Ihre Forderungen haben die Eltern auf gelbe Schilder geschrieben, darauf ist unter anderem zu lesen: "Für freiwillige Ausgangs- und Kontaktsperren", "Freiheit für die Kinder (Spielplätze, Freunde, Kitas)", "Für die schwedische Lösung", "Kurzarbeitergeld für Politiker oder Diäten-Spenden", "Kein Immunitätsausweis". 

Die Schilder haben sie an einem langen Seil befestigt, die 15 Teilnehmer bilden damit vor dem Rathaus eine lange Kette. Es ist ein stiller Protest, keine Wortbeiträge, nichts. Die wenigen Passanten, die am Nachmittag noch in der Altstadt unterwegs sind, bleiben stehen, lesen sich die Forderungen durch und gehen wortlos weiter. 

Nach einer halben Stunde ist die Demonstration vorüber, die Schilder werden von den Veranstaltern eingesammelt, die Polizei rückt ab. Am 9. Mai wollen die Eltern die Aktion um 15.30 Uhr wiederholen. 

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