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Wissenschaftler von morgen

Zwei Schüler aus Radeberg waren bei „Jugend forscht“ erfolgreich. Dabei ging es ihnen nur um eine gute Schulnote.

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© Thorsten Eckert

Von Marleen Hollenbach

Die letzten Tests schreiben, für die Abiturprüfungen büffeln, die Zukunft planen. Das sind alles Dinge, mit denen sich die Zwölftklässler des Radeberger Humboldt-Gymnasiums gerade herumschlagen. Eigentlich genug für einen Schüler. Doch manchem reicht das noch nicht. Felix Knothe und Jan van der Kamp sind zum Beispiel solche Typen, die ganz nebenbei forschen wie richtige Wissenschaftler. Und das sogar erfolgreich. Erst neulich gewannen sie einen Preis beim bekannten Wettbewerb „Jugend forscht“. Dabei hatten sie mit ihren wissenschaftlichen Untersuchungen ganz andere Ziele verfolgt.

In erster Linie wollten sie eine gute Note erhalten. Für die Besondere Lernleistung (BLL). Das ist eine Art Belegarbeit, die eine mündliche Prüfung ersetzt und in die Abiturnote mit einfließt. Die Schüler wählen schon in der elften Klasse ein Thema, mit welchem sie sich dann über viele Monate auseinandersetzen. Am Ende halten sie ihre Ergebnisse auf rund zehn Seiten fest. „Manchmal landen aber auch viel umfangreichere Arbeiten auf meinem Schreibtisch“, sagt Schuldirektorin Elke Richter und schmunzelt. Denn wer einmal in die Materie eintaucht, der weiß am Ende oft nicht, wo er einen Punkt machen soll. Genau das sind aber Kompetenzen, die den Schülern später an der Universität helfen, wenn kleine und große wissenschaftliche Arbeiten geschrieben werden müssen und strenge Professoren auf Genauigkeit, Inhalt und Form der Arbeit achten.

Wie ein Student hat sich auch Felix Knothe gefühlt, als er an der Bergakademie in Freiberg war. Dort fand er nämlich Unterstützer für seine Arbeit. Der 17-jährige Schüler hatte sich für das Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften entschieden. Sein Thema klingt wie eine Doktorarbeit. Ohne zu stocken, nennt er den Titel: Stimulierung der mikrobiellen Bodenaktivität mittels Zugabe von Nährstoffen bei Böden unterschiedlicher Fruchtbarkeit beziehungsweise Schädigung. Schwieriger wird es schon, wenn der Zwölfklässler das Thema in wenigen Worten erklären soll. Aber genau das gehört zur BLL auch dazu. Vor einer Lehrerkommission wird er die Arbeit verteidigen müssen. Erst dann gibt es die Note dafür. Geübt hat er das schon bei „Jugend forscht“. Seine Arbeit hatte Felix Knothe schnell eingereicht. Aber diese dann auch einer Jury vorzustellen, das war noch etwas ganz anderes. Doch der junge Mann wurde belohnt, kann sich jetzt sogar Landessieger nennen. Auch beim Bundeswettbewerb wird der Schüler mit dabei sein. Dieser findet Ende Mai in Künzelsau in der Nähe von Heilbronn statt.

Ähnlich erfolgreich verlief der Landeswettbewerb für den Schüler Jan van der Kamp, der ebenfalls das Radeberger Humboldt-Gymnasium besucht. Seine Arbeit trägt einen Titel, der auch einen Liebesroman schmücken könnte: Rendezvous-Konzept am Schienenverkehrsknoten Dresden. Doch schon wer seine Präsentation anschaut, weiß, dass es hier nicht um Romantik geht, sondern um harte Fakten. Die Abfahrtszeiten der Züge hat sich der Schüler einmal genau angesehen. Nicht mit einer Universität, sondern mit dem Verkehrsverbund Oberelbe hat der Schüler zusammengearbeitet. Jan van der Kamp wollte vor allem eines: die Wartezeiten reduzieren. Wen stört es nicht, wenn er beim Umsteigen viel Zeit vertrödelt. Um das zu vermeiden, treffen sich bei Jan van der Kamp alle Züge zur selben Zeit an einem Knotenpunkt, um dann wieder in verschiedene Richtungen auszuströmen. Bei „Jugend forscht“ gab es dafür den zweiten Platz. Dass das Modell aber wirklich umgesetzt wird, bezweifelt der Schüler. Dennoch hat er den VVO mit dieser Arbeit unterstützt.

„Jugend forscht“ ist Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb. Ziel ist es, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, Talente zu finden und zu fördern. Pro Jahr gibt es bundesweit mehr als 100 Wettbewerbe. Teilnehmen können Jugendliche ab der 4. Klasse bis zum Alter von 21 Jahren. Beim Regionalwettbewerb waren in diesem Jahr 36 Arbeiten zu Themen aus Naturwissenschaften, Mathematik und Technik zugelassen. Sie stammen von insgesamt 45 Schülern.