Von Marco Mach
Am Sonnabend baggerte sie noch US-Superstar Justin Timberlake auf der „Wetten, dass...?“-Couch in Friedrichshafen an. Doch schon am Donnerstag kommt Cindy aus Marzahn nach Weinböhla. Ja, richtig gehört: Weinböhla. Die Assistentin von Markus Lanz und Deutschlands derzeit bekannteste Komikerin tritt im Zentralgasthof der 10 000-Seelen-Gemeinde auf.



Wie das? „Sie war schon einmal 2009 bei uns und hat sich scheinbar wohl gefühlt. Deshalb hat ihre Agentur uns jetzt wieder angefragt“, sagt Zentraler-Chefin Christina Wolf. Ende Dezember war alles in Sack und Tüten, im Januar startete der Vorverkauf, und nach 14 Tagen war der Saal restlos ausverkauft. Knapp 600 Fans steuern so morgen Weinböhla an, die wenigsten davon werden wohl direkt aus dem Ort kommen. Sie erleben die einzigste Vorpremiere des nagelneuen Programms „Pink Is Bjutiful“ in Sachsen.
Es ist üblich, dass Komiker ihre Shows vor der Premiere in kleinen Hallen testen, ob die Gags auch wirklich zünden. Nur deshalb hat der Zentraler den Zuschlag für das Gastspiel bekommen. Ansonsten wäre er viel zu klein. Die Premiere findet vor Tausenden am 21. März im auch schon ausverkauften Berliner Tempodrom statt, bevor Cindy aus Marzahn am 28. März die Arena in Leipzig rockt.
Kaum zu glauben, aber die Wuchtbrumme überrollt derzeit Deutschland. Sie füllt schon lange Zeit Säle, räumt Preise nur so ab. Ende 2012 „übernahm“ sie dann „Wetten, dass..? und bekam sogar in der renommierten „New York Times“ einen Artikel. Die 41-jährige Berlinerin heißt eigentlich Ilka Bessin. Geboren in Luckenwalde, absolvierte sie eine Ausbildung zur Köchin, dann zur Hotelfachfrau, arbeitete als Kellnerin, Geschäftsführerin eines Restaurants und als Animateurin. Nach Jahren der Arbeitslosigkeit begann sie Anfang der 2000er-Jahre eine erfolgreiche Karriere als Kunstfigur „Cindy aus Marzahn“. Sie stellt in dieser Rolle, in ein pinkfarbenes Kostüm gepresst wie eine Wurst, auf der Bühne eine fette und faule Arbeitslose dar. Ihr bekanntester Witz lautet: „Ick habe Alzheimer-Bulimie! Ick fresse den janzen Tag und vergess abends immer zu kotzen!“ Ist das komisch? Offenbar ja, denn Millionen Deutsche lachen darüber. Kritiker sagen dagegen: Armes Deutschland!
Und Christina Wolf? „Ich bin kein Fan, finde jedoch gut, dass sie nicht wie etwa Oliver Pocher Witze auf Kosten anderer macht, sondern über sich selbst.“ Auch als Assistentin bei „Wetten, dass..?“ habe sie sich gesteigert, wirkt sie auf Wolf, die anfänglich große Skepsis hatte, immer intelligenter. Und als Ilka Bessin sei Cindy eine ganz Liebe: „Ohne Perücke sieht sie ganz anders aus, hat glatte statt gelockte Haare.“ Die Zentraler-Chefin muss es wissen. 2009 konnte sie mit ihr kurz plaudern.
Ihr Auftritt am Donnerstag ist für das Haus ein besonderer. Klar, schließlich ist der Saal nicht alle Tage ausverkauft. Da muss noch mehr als sonst auf die Sicherheit geachtet werden, etwa darauf, dass kein Glas mit in den Saal genommen wird. Die Crew reist gegen Mittag an, am späten Nachmittag folgt die Komikerin. Laut Wolf bringt diese alles selbst mit, der Zentralgasthof stelle nur die Räume. Nach der Show wird der pinke Bus wohl gleich wieder abreisen – der nächste Termin wartet.