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Wo Bäume leben lernen

Es gibt kleine und große Schüler. Welche, die etwas mehr Zuwendung brauchen, und andere, die fast von alleine klar kommen. Aber ein waches Auge haben die vier Lehrer auf alle. So sehen sie auch, wo Talente heranwachsen, die veredelt werden müssen.

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Von Tilo Berger

Es gibt kleine und große Schüler. Welche, die etwas mehr Zuwendung brauchen, und andere, die fast von alleine klar kommen. Aber ein waches Auge haben die vier Lehrer auf alle. So sehen sie auch, wo Talente heranwachsen, die veredelt werden müssen. Und sie erkennen auf einen Blick, wo gegen allzu viel Urwüchsigkeit ein scharfer Schnitt hilft. Bei alledem ist darauf zu achten, dass in der Schule Ordnung herrscht.

Bei ein paar tausend Schülern kommt das einem Kunststück gleich. Edith und Rüdiger Wünderlich, ihr Sohn Falk und ein Angestellter vollbringen es Tag für Tag neu – und das seit fast zwanzig Jahren. 1986 übernahmen die heutigen Inhaber von den Eltern die traditionsreiche Baumschule Pelz am Ufer der Spree. Von der Balkonpflanze nebst Erde und Kasten bis zum (fast) ausgewachsenen Baum gibt es beinahe nichts, was es auf den sechs Hektar nicht gibt.

Das Werden und Wachsen des Familienbetriebes gleicht einem Spiegel der Lebensverhältnisse der Kundschaft: Früher kauften die Leute mehr Obstgehölze – an denen wuchs schließlich Ess- oder anders Verwertbares. Doch schon in den 60er, 70er Jahren waren mehr Ziergehölze und Rosen gefragt. Heute legen viele Kunden eher Wert auf Ausgefallenes. Da greifen die vier „Lehrer“ der Baumschule Pelz schon auch mal zur Schere, um einen Kugelbaum wirklich rund zu bekommen.

Zu Hause sind Wünderlichs unmittelbar am Rande ihrer Baumschule. „Vom Fenster aus sehen wir immer gleich unsere Arbeit“, schmunzelt der Chef. Und zu tun gibt es praktisch fast rund um die Uhr. Pflanzen interessieren sich nicht dafür, ob gerade Sonn- oder Feiertag ist. „Auf die Stunden darf man nicht gucken“, sagt Rüdiger Wünderlich. „Den Beruf liebt man, oder man lässt die Finger davon.“

Schritt für Schritt schufen die Pelz-Erben Neues. Bauten nach 1990 einen ehemaligen Schuppen zum Verkaufsraum um – nicht als Glaspalast, sondern mit original Holzbalken. Einen anderen Raum richteten sie so her, dass darin empfindliche Pflanzen gut über den Winter kommen. Edith Wünderlich ließ sich für die Kundschaft einen besonderen Service einfallen: Wenn jemand nicht so recht weiß, was er wie und in welchem Abstand pflanzen soll, erarbeitet sie auf Millimeter-Papier einen genauen Plan. Den gibt’s dann kostenlos zu den dort gekauften Pflanzen dazu.