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Wo Betrachter schaudern

Moritzburg.Auf dem Platz vor dem Moritzburger Rüdenhof liegt ein erschreckend realistischer Berg Knochen. Beim Nähertreten wird klar: Es sind nicht eigentlich Knochen. Nur deren Formen, in Eisen gegossen.

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Moritzburg.Auf dem Platz vor dem Moritzburger Rüdenhof liegt ein erschreckend realistischer Berg Knochen. Beim Nähertreten wird klar: Es sind nicht eigentlich Knochen. Nur deren Formen, in Eisen gegossen. Doch auch mit diesem Wissen erzeugte der Knochenhaufen beim Betrachter Schauder. Wie leicht hätten es die menschlichen Überbleibsel aus einem der vielen Massengräber der gegenwärtigen Kriege sein können.

Die 1 500 Kilogramm Eisen wiegen also schwer - nicht nur, was das reine Gewicht betrifft. Die kleinen, mittleren und großen Eisenknochen wurden von der Münchner Bildhauerin Heike Schaefer während der 10. Bildhauerwerkstatt 2002 auf dem Künstlergut Prösitz nahe Leipzig gefertigt. Heike Schaefer, Jahrgang 1957, studierte an der Münchner Akademie der Bildenden Künste Bildhauerei. Knochen sind das bevorzugte Thema, mit dem sich die Bildhauerin nun seit gut acht Jahren intensiv beschäftigt. Und in ihrer Absicht liegen durchaus Parallelen; ähnlich wie bei menschlichen Knochen gleicht kein Gussteil dem anderen. Assoziationen werden hergestellt – „Funny Boons“ (Glückliche Knochen) ist eine andere Arbeit von Heike Schaefer überschrieben, eine Verbindung auch zum menschlichen Musikantenknochen herstellend. Die Rüdenhof-Knochen – bis 15. Oktober zu sehen – sprechen eine tragischere Sprache, Leben und Werk der Kollwitz durchaus angepasst. (wz)