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Wo der Foto-Pionier von der Wand lächelt

Das Haus von Familie Lösche wurde ständig beschmiert. Junge Graffiti-Sprüher haben es jetzt in ein Kunstwerk verwandelt.

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© steffen füssel, steffen fuessel

Von Kay Haufe

Eine Leinwandschönheit in Sepia schaut den Fußgängern tief in die Augen. Daneben sind alte Fotografien zu sehen, die die Dresdner Silhouette und die Sächsische Schweiz im Hintergrund zeigen. Sie alle schmücken die Hauswand der Laubegaster Familie Lösche. Hauptperson darauf aber ist zweifelsfrei ein dunkelhaariger Fotograf: Hermann Krone, der Dresdner Pionier der Landschaftsfotografie. Nach ihm ist die Straße benannt, an die Familie Lösches Haus angrenzt. Und genau er inspirierte fünf Graffiti-Künstler zu ihrem Kunstwerk.

Der Weg zum Bild, das sich auch auf den angrenzenden Zaun und den davorstehenden Elektro-Kasten erstreckt, war allerdings lang. Auslöser waren die ständigen Schmierereien, die Lucie und Günter Lösche ständig auf ihrer einst grün verputzten Mauer vorfanden. „Dumme Sprüche oder einfach nur hingekritzeltes Zeug. Die Wand wurde mehr und mehr zum Schandfleck. Wir haben sogar einige Schmierfinken erwischt, aber die rannten schnell weg“, sagt Hausbesitzer Günter Lösche. Dem Leubener Ortsamtsleiter Jörg Lämmerhirt blieb der Ärger der Familie nicht verborgen. Und er fand eine Lösung über das sogenannte „Dreck-Weg-Programm“, der Stadt. 5 750 Euro konnte er daraus bekommen und sprach den Strehlener Jugendtreff „Spike“ an, der für seine Graffiti-Arbeit über die Stadt hinaus bekannt ist. „Gemeinsam haben wir in Workshops Bildideen gesucht, mit denen wir einen Bezug zur Umgebung und damit zum Fotografen Hermann Krone gefunden haben. Die Künstler haben sich die Landschaftsbilder Krones angesehen und versucht, sich in seine Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts hineinzuversetzen“, sagt Ellen Schmidt-Demnitz, die Leiterin des Jugendtreffs.

Zwei Wochen hat es gedauert, bis Sebastian Girbig, Leon Schmidt, Domenic Kretschmer, Christian Höhn und André Krommer das Kunstwerk fertig hatten. Dutzende Farbdosen sind dabei leer geworden. Lösches Kater Willi riss gleich zu Beginn den Projektor um, mit dem die Sprüher ihr Motiv auf die Wand geworfen hatten. „Aber danach hatte er sich an die Gäste gewöhnt“, sagt Lucie Lösche.

Stolz blickt sie auf das Bild an ihrer Wand. „Bisher hat sich noch niemand getraut, hier rumzuschmieren“, sagt sie. Mit sogenannten Styles, den Buchstaben ihrer Sprüher-Namen, haben die Künstler im Bild für Akzeptanz gesorgt.