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Wo die Dorfbewohner zu Fernsehstars werden

Das Westfernsehen ist an allem schuld! Seinetwegen wurde 1987 in Obergurig eine Antennengemeinschaft aus der Taufe gehoben. „Wir wollten auch endlich ARD, ZDF usw. gucken“, erinnert sich Frank Jünger....

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Von Katja Schäfer

Das Westfernsehen ist an allem schuld! Seinetwegen wurde 1987 in Obergurig eine Antennengemeinschaft aus der Taufe gehoben. „Wir wollten auch endlich ARD, ZDF usw. gucken“, erinnert sich Frank Jünger. Mit einem Fernseher im Gepäck klapperte man damals die umliegenden Berge ab, um herauszufinden, wo die bunten Bilder aus dem Westen zu empfangen waren. Fündig wurden die Akteure schließlich auf dem Schafberg, und bald begannen rege Bauarbeiten. „1989 war alles fertig. Aber da gab’s dann ja sowieso bald Westfersehen für alle“, schmunzelt Frank Jünger.

Überflüssig war das Geschaffene trotzdem nicht. Dank der Verkabelung von zirka 800 Haushalten stören in Obergurig nur sehr wenige „Spiegel“ das Ortsbild. Zugleich ist sie die Voraussetzung dafür, dass die Gemeinde ihr eigenes Fernsehprogramm hat; den Ortskanal Obergurig., kurz „oko“. Am Anfang – das war Mitte 1991 – wurden simpel gestaltete Informationstafeln gezeigt. „Vor fünf Jahren haben wir dann mit bewegten Bildern angefangen“, berichtet Frank Jünger. An die erste Sendung, die am 1. Januar 1998 live aus der Kopfstation auf dem Schafberg übertragen wurde, kann er sich noch ganz genau erinnern. Beim Betrachten der Aufzeichnungen von damals schüttelt er oft den Kopf. „Nein! War das dilettantisch! Das würde ich heute nie mehr so machen!“, kritisiert der Rentner sich selbst, der inzwischen beim Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanal in Bautzen mehrere Kurse belegt hat.

Recherchen, Aufnahmen, Bildschnitt, Hintergrundton, Interviews, Moderation – damals wie heute liegt nahezu alles in seiner Hand. Und Frank Jüngers Sendungen brauchen sich keinesfalls zu verstecken hinter denen des in Wilthen ansässigen „Regio TV Oberland“ (RTVO), das für den „oko“ die Lizenz inne hat. RTVO strahlt fünfmal am Tag seine Sendeschleife in Obergurig aus. Dazwischen sind die örtlichen Info-Tafeln und das „oko“-Programm zu sehen. Das beginnt mit einem Nachrichtenblock und bietet dann verschiedene Rubriken wie „Telefonisch nachgefragt“, „Aus Leppis Bar“ oder „Schulkinder vor der Kamera“.

Alle Ereignisse in der Gemeinde spiegeln sich natürlich auch wider, und zwar ganz aktuell. Ob Gemeinderatssitzung, Baugeschehen, Senioren-Veranstaltung, Kinderfest, Sportwettkampf – Frank Jünger ist mit Kamera und Fotoapparat immer dabei. „Ich arbeite 70 Stunden pro Woche, ehrenamtlich, ohne Bezahlung“, erzählt er. Froh ist Frank Jünger darüber, seit Ende letzten Jahres tatkräftige Hilfe zu bekommen von Rudi Klippel, Jens Merting und Doreen Felkl. Und weil er gerade mal dabei ist, will er auch nicht versäumen, all jenen zu danken, die den „oko“ bisher unterstützt haben: Bürgermeister, Gemeinderat und Bauhof, Gert Kreuziger, Michael und Matthias Franta, Heiko Amft. Aber auch Ulf Placht als Leiter der Grundschule. Unter dessen Dach befindet sich das Studio des kleinen Senders – seit genau drei Jahren. Aus diesem Anlass lädt der „oko“ morgen alle Interessenten ein.