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Wo einst Ananas und Orchideen wuchsen

Wallstraße. Zum Tag des offenen Denkmals lebt am Sonntag rund um die Villa Weigang der frühere Park wieder auf – zumindest mit etwas Fantasie.

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Von Miriam Schönbach

Aus den Fenstern der Villa Weigang schweift der Blick über den ehemaligen Park des Familienanwesens. Große Bäume wiegen sich im Wind, die frühere Größe und Schönheit der Gartenanlage lässt sich allerdings nur noch mit Fantasie erahnen. „Wenn man von der gegenüberliegenden Seite in diese Richtung schaut, kommen langsam die Visionen“, sagt Christa Kämpfe. Gemeinsam mit Frank Reppe, dem Geschäftsführer der Villa Weigang GmbH, wird die Leiterin des Ortskuratoriums Bautzen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz am Sonntag Geschichten zum Park erzählen.

Auf dem großen Lageplan, datiert etwa im Jahr 1905, sind die Strukturen der grünen Fläche deutlich zu erkennen. Auf 20 000 Quadratmetern legten die Brüder Otto und Eduard Weigang rund um ihre neue Villa an der Wallstraße, dem ehemaligen Kinder- und Jugendzentrum, ein grünes Areal nach englischem Vorbild an. „Beide Unternehmer waren Gartenfreunde. In ihrer Firma hatten sie eine Gärtnerei, in der sie Obst und Gemüse anbauten. Außerdem gehörten Parks damals in diesen Kreisen einfach dazu“, sagt Frank Reppe.

Erfolgreich wurden die Brüder Weigang mit Druckartikeln rund um die Zigarrenkiste. In ihrer Lithografischen Anstalt arbeiteten zu Hochzeiten um 1885 mehr als 1 000 Angestellte. Auch die alten Schwarz-Weiß-Fotografien von anno dazumal geben Aufschluss über die Parkanlage. Im hinteren Teil des Grundstücks stand ein Palmenhaus. „Es war eine Art riesengroßer Wintergarten, wo die Weigangs Ananas und Orchideen züchteten“, sagt Frank Reppe. Agaven, Dattelpalmen und andere Exoten brachten damals südeuropäisches Flair nach Bautzen. Aus dem Palmenhaus führte eine Freitreppe zu einem Teich mit Fontaine. „Zeitzeugen erinnern sich, dass dort ein Boot lag, mit dem man um eine kleine Insel fahren konnte“, sagt der Villa-Weigang-Geschäftsführer.

Überhaupt verbindet die Bautzener viel mit dieser Grünfläche. Die drei Grotten bezeichneten die Kinder als Burgen, weil auf ihnen jeweils ein Pavillon stand. Vielleicht war der Garten für sie ein verzauberte Wald, nachdem die Unternehmer nach Dresden zogen. Von dem Zauber blieb nach dem Zweiten Weltkrieg nichts. Der Park wurde fast vollständig zerstört.

Zurückzubringen ist die einstige Anlage nicht. „Wir denken darüber nach, wie wir die Flächen gestalten wollen – zeitgemäß und auf die heutigen Bedürfnisse abgestimmt. Schließlich ist es nicht mehr die Residenz einer Familie“, sagt Geschäftsführer Frank Reppe.

Zum Denkmaltag informiert das Ortskuratorium der „Stiftung Denkmalschutz“ im Weigangpark über Vorhaben in der Region.