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Warum das Museum eine Million teurer wird

Der Bau des Lohgerbermuseums in Dippoldiswalde kostet deutlich mehr als geplant. Die Stadträte ließen sich vor Ort erklären, wo es bei diesem Bau hakt.

Von Franz Herz
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Hier stehen die Stadträte im Innenhof der Museumsbaustelle. Er wird neu gestaltet.
Hier stehen die Stadträte im Innenhof der Museumsbaustelle. Er wird neu gestaltet. © Egbert Kamprath

Die Sanierung und der Umbau des Lohgerbermuseums in Dippoldiswalde sprengt den finanziellen Rahmen. Geplant war ein Bau für rund 3,1 Millionen Euro. Seitdem die Arbeiten laufen, wurde das Vorhaben immer teurer. Inzwischen liegen die Kosten bei vier Millionen Euro. Wie kam es zu dieser Steigerung um fast eine Million Euro?

Bereits zum zweiten Mal haben die verantwortlichen Planer im Dippser Stadtrat eine heftige Kostensteigerung auf der Museumsbaustelle erklären müssen. Dabei fiel die Entscheidung, dass sich die Stadträte einmal die Baustelle selbst ansehen. Die Museumsleitung war bei dem Termin nicht vertreten. Corina Tischer von der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg, die das Projekt steuert, und Bauüberwacher Thomas Vetter vom Planungsbüro Vetter-von-Berg aus Pirna erklärten die Baustelle und ihre besonderen Hürden.

Hürde 1: Das alte Holz ist schlechter als erwartet

Projektsteuerin Corina Tischer von der Steg zeigt einen der alten Balken, die ausgewechselt werden mussten.
Projektsteuerin Corina Tischer von der Steg zeigt einen der alten Balken, die ausgewechselt werden mussten. © Egbert Kamprath

Ein Anlass, das Museum zu sanieren war, dass sich der Hausschwamm in das alte Gebälk gefressen hatte. Aber erst während der Bauarbeiten zeigte sich, wie sehr das Holz schon zerstört war. Viele Balken, von denen geplant war, dass sie bleiben können, mussten durch neue ersetzt werden, die einzeln von Hand gefertigt wurden.

Diese Schwierigkeiten begleiten die Baustelle von Anfang an. Im Haupthaus des Museums war der Schwamm weiter vorgedrungen als anfangs erkennbar war. Zuletzt wird nun das Torhaus saniert, wo man an der Seite des Museums in Richtung Bahnhof durchgehen kann. „Eigentlich hatten wir hier weniger Schwierigkeiten erwartet“, sagte Thomas Vetter. So sollte der komplette Dachstuhl erhalten bleiben. Aber das bleibt ein Wunsch. Die Holzbalken waren so kaputt, dass der Dachstuhl komplett durch einen Neubau ersetzt wurde. Vetter zeigte den Stadträten mehrere weitere Beispiele, wo die Bausubstanz schlechter war als zu Beginn der Arbeiten sichtbar.

Beispielsweise hat die Remise, in der künftig der Empfang sein wird, eine neue Mauer bekommen, was so nicht geplant war. Aber als die Arbeiter die alte Wand freigelegt hatten, zeigte sich diese völlig durchnässt und sie fanden auch kein solides Fundament. Außerdem war es keine solide Konstruktion. So fiel auch hier die Entscheidung für einen Neubau. Dass hier die Dachbalken, die von unten ganz gut aussahen, von oben verfault waren und ebenfalls ersetzt werden mussten, passt ins Gesamtbild und hat auch Mehrkosten gebracht.

Hürde 2: Strenge Auflagen vom Denkmalschutz

Die Bauleute im Museum arbeiten unter strenger Beobachtung. Das Haus steht unter Denkmalschutz und ist auch von seiner Geschichte her eine Besonderheit. Das hat aber zur Folge, dass bei jedem der unvorhergesehenen Probleme die Fachleute von der Denkmalpflege gefragt werden müssen, welche Lösung jetzt zur alten Bausubstanz passt. Besonders streng achtet der Denkmalschutz auf die ehemaligen Wohnräume der Gerberfamilie, denn diese sind mit einer originalen barocken Wandmalerei geschmückt.

Thomas Vetter (rechts) erklärt im ehemaligen Wohnzimmer der Gerberei die besonderen Anforderungen durch den Denkmalschutz. Es gilt, die barocke Wandmalerei zu erhalten.
Thomas Vetter (rechts) erklärt im ehemaligen Wohnzimmer der Gerberei die besonderen Anforderungen durch den Denkmalschutz. Es gilt, die barocke Wandmalerei zu erhalten. © Egbert Kamprath

Schon in den 1970er-Jahren musste sich Günter Groß, der ehemalige Museumsleiter, der sich damals um die Sanierung des Hauses kümmerte, stark machen, um diese Wandgemälde zu erhalten. „Fahr nach Coswig und kaufe Tapeten, hat man mir gesagt“, erinnert er sich. Das ist damals nicht geschehen und die Wandmalerei muss auch heute geschont werden. Teilweise war es nicht möglich, weil der Hausschwamm zu weit vorgedrungen ist. Aber dort wo die Malerei noch erhalten ist, müssen die Bauleute um jedes Bohrloch, um jeden Kabelschlitz diskutieren, wie Vetter berichtet. Aus diesem Grund gestaltete sich auch der Einbau eines Aufzugs höchst schwierig. Dafür wurde eine Gewölbedecke durchbrochen. Sorgfältig mussten dabei einzelne Steine herausgenommen werden, damit das Gewölbe stehen blieb. Aber der Aufzug ist vorige Woche fertig eingebaut worden und ermöglichst nach Fertigstellung des Museums auch für Rollstuhlfahrer den Besuch der Ausstellung. Solche Arbeiten sind auch für die Firmen eine Herausforderung.

Solcher original erhaltener Wandschmuck soll auch beim Umbau erhalten bleiben.
Solcher original erhaltener Wandschmuck soll auch beim Umbau erhalten bleiben. © Egbert Kamprath

Hürde 3: Es ist schwierig, Firmen zu bekommen

Das mag mit ein Grund gewesen sein, warum es manchmal schwierig war, für einzelne Aufträge Unternehmen zu finden. „Ich suche seit Weihnachten einen Klempner, der ein Geländer baut“, sagt Vetter. Einer Firma hat er den Auftrag gekündigt, weil die Zusammenarbeit gar nicht funktioniert hat. „2019 war ein Jahr, wie ich es noch nie erlebt habe“, sagt der Bauingenieur, der seit 25 Jahren im Beruf steht. Firmen zu finden sei in Dippoldiswalde oder Pirna besonders schwierig. Vetter betreut eine ähnliche Baustelle in Frauenstein, wo er dieses Problem nicht hat. Es war auch schwer kalkulierbar, welche Ergebnisse die Ausschreibungen bringen. Manchmal haben sich mehrere Firmen beworben, manchmal keine. Manchmal lagen die Preise im erwarteten Rahmen, manchmal sind sie hochgeschnellt.

Das Ergebnis: Mehrkosten und Zeitverzug

Unterm Strich führten diese verschiedenen Hürden dazu, dass der Bau teurer wird als geplant. Allerdings ist die Stadt optimistisch, dass sie auch für die zusätzlichen Kosten Fördermittel bekommt. Der Museumsbau wird aus dem sogenannten Kleinstadtprogramm gefördert.

Außerdem kam es zu Verzögerungen. Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin Anfang Oktober ist schon lange verschoben. Die geplante Eröffnung zum ersten Advent ist aus Sicht der Stadtverwaltung nicht im vollen Umfang möglich, wie Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) mitteilte. Sie zeigt sich aber noch zuversichtlich: „Die Stadtverwaltung Dippoldiswalde wird alle Möglichkeiten ausschöpfen um die Weihnachtsausstellung und damit einen Teil des Lohgerbermuseums zum 1. Advent zu eröffnen.“

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