Von Christian Henke
„Eines Tages erblickte ich bei einer Gebirgspartie dieses Tal und dachte, hier wäre gut Hütten bauen.“
So erinnert sich der Schriftsteller Gerhart Hauptmann im „Buch der Leidenschaft“ an den Kauf eines alten Bauernhauses in Schreiberhau (heute Szklarska Poreba) im Jahre 1890. Es wurde zum Refugium der Brüder Carl und Gerhart Hauptmann. Obwohl Gerhart bereits nach fünf Jahren auszog, um sich im nahe gelegenen Agnetendorf (heute Jagniatków) niederzulassen, entstanden in der inspirierenden Umgebung Schreiberhaus seine bedeutendsten Werke wie „Die Weber“, „Der Biberpelz“ oder „Hanneles Himmelfahrt“.
Nach dem Tode Carl Hauptmanns 1921 erlebte das Haus eine sehr wechselvolle Geschichte im Getriebe der Zeiten. Es wurde für Kunstausstellungen genutzt und 1936 zum Heimatmuseum umgestaltet, bevor in den letzten Kriegsjahren Flüchtlinge dort Unterkunft fanden. Nach 1945 übernahm zunächst der polnische Schriftstellerverband dieses „Haus des Schaffens“, es wurde dann für Zwecke der Kinderrehabilitation umfunktioniert und in den kommunalen Wohnungsbestand von Szklarska Poreba eingegliedert. Seit 1995 ist es wieder Museum.
Tradition der Künstlerkolonie
Bozena Danielska, die Hausherrin der Kulturstätte, freut sich über ihr lebendiges Reich: 2005 wurde hier an historischer Stelle die Künstlervereinigung Neue Mühle gegründet. „Wir knüpfen dabei bewusst an die Tradition der Künstlerkolonie Lukasmühle aus den 1920er Jahren an.“ Sehr viel Aufmerksamkeit widmen die fünf Mitarbeiter des Hauses der künstlerischen Nachwuchsarbeit, so z.B. mit den Studenten der Kunsthochschule Wroclaw (Breslau), die hier Pleinairs und Ausstellungen gestalten. Mit Schule und Kindergarten gibt es Verträge, um auch die Kinder und Jugendlichen über Rübezahlsagen und spezielle Themen an Museum und Kunst heranzuführen. „Immerhin hat Szklarska Poreba mit fünf Museen bei 7500 Einwohnern die wohl höchste Museumsdichte Polens“, sagt sie.
Neben den Dauerausstellungen zur Rübezahllegende, zu Erzeugnissen der Josephinen-Glashütte und der Künstlerkolonie Schreiberhau werden häufig wechselnde Sonderausstellungen geboten. Bis zum 15. Dezember sind gegenwärtig Bilder aus dem Schaffen von Ivo Hauptmann, dem 1973 verstorbenen ältesten Sohn Gerhart Hauptmanns, sowie Farbfotos von Piotr Lipinski aus Szklarska Poreba zu sehen. „Wir arbeiten an einem Projekt, unser Museum in eine touristisch-künstlerische Route einzubinden, die vielleicht sogar mit einer Pferdekutsche zu befahren sein wird“, blickt Bozena Danielska in die Zukunft. Es gibt auch ein Konzept zur Wiederbelebung einer Kunstwoche um den Johannistag herum. Und eine großartige Vision hat die Museumsleiterin obendrein: „Wir träumen von einer Revitalisierung des Parkes, mit einem Arboretum des Berggeistes, einem Laborantengärtlein und vielleicht sogar einer Erinnerung an die sagenumwobenen wallonischen Schatzsucher im Riesengebirge.“
Dom Carla i Gerharta Hauptmannów,
ul. 11 Listopada 23, Szklarska Poreba,
0048/757172611. Geöffnet ist Di. bis So., 9 bis 16 Uhr. Eintritt: 6 Zl. (ca. 1,50 €), Deutsche Führung für 50 Zl./Gruppe (14 €).
www.muzeumkarkonoskie