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Wo Kälte zu wärmen scheint

Christian Scholz ist ein fotografierender Autor. Oder ein schreibender Fotograf. Sicher kein Zufall, dass dem derart im Umgang mit Sprache und Bildern Versierten einfühlsame und überraschende fotografische Annäherungen gerade an Schriftsteller gelingen.

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Von Grit Mocci

Christian Scholz ist ein fotografierender Autor. Oder ein schreibender Fotograf. Sicher kein Zufall, dass dem derart im Umgang mit Sprache und Bildern Versierten einfühlsame und überraschende fotografische Annäherungen gerade an Schriftsteller gelingen. Der Literat W.G. Sebald begegnete ihm entspannt, unbeschwert, fast heiter. „Das gehörte sehr stark zu ihm: lächeln nach innen“, konstatierte Scholz zum Erstaunen der Literaturkritiker. Patricia Highsmith, Enzensberg und Genazino – so perlen die Namen derer, die Scholz porträtierte.

Doch sind es nicht die Konterfeis von Schriftstellern, die seinen ersten Auftritt in Dresden markieren. Vielmehr zeigt der 1951 in Stockholm geborene und in Zürich Lebende „Wasser-Farben-Orte“, großformatige Arbeiten zuweilen von erzählerischer Anmutung wie die „Vier Nonnen auf See“, manchmal von grafischer Strenge, wie „Das alte Meer“ und oft von poetischer Leichtigkeit wie „Schneetür“, wo Kälte fast zu wärmen scheint.

Einige Arbeiten sind von Notaten des Fotografen begleitet, so „Kopfsprung“ von 1985 gesehen im Lichte des Jahres 2002. Eine Aufnahme, die von der dynamischen Diagonale eines ins Wasser tauchenden Körpers beherrscht wird, vibrierend in der Schwebe zwischen abstrakt und konkret, dass selbst Scholz sich staunend fragt: „Wie konnte das alles so gut geschehen?“

Bis 17.7. bei art+form; Bautzner Str. 11, Dresden; Mo-Fr 10-20 Uhr, Sa 10-16 Uhr