Wo soll die Jugend hin?

Waldheim. Töpfern steht auf dem Ferien-Programm des Jugend- und Freizeitzentrums „Checkpoint“. Aber zu Beginn der Kreativwerkstatt sind gerade einmal zwei Mädchen im Grundschulalter da. Sie vertreiben sich die Zeit vorerst mit Tischtennisspielen.
Eine Stunde später kommt eine Oma mit ihren beiden Enkeln dazu. Eher hätten sie es nicht geschafft. Denn sie sind mit dem Bus nach Massanei gekommen. Der fuhr nur zu dieser Zeit. Außerdem war die Verbindung umständlich. Sie habe den Vierjährigen aus der Kindertagesstätte „Wirbelwind“ in Knobelsdorf abgeholt und sei mit ihm und seinem acht Jahre alten Bruder von Gebersbach nach Waldheim gefahren, erzählt die Frau. Dort mussten die drei in eine andere Linie umsteigen.
Und wie geht es zurück? „Entweder die Mutter der Kinder holt uns ab oder wir laufen. Den Berg runter geht’s besser“, meint die Oma. Aber in ihrem Blick liegt die Hoffnung, dass es die Mutter der Jungs rechtzeitig schafft.
Für die ältere Dame, die selbst in Waldheim wohnt, ist es keine Frage: Es wäre besser, wenn sich das Freizeitzentrum in der Stadt befinden würde.
Club ist schwer erreichbar
Ganz anders sieht es die Mutter eines der Mädchen. „Wir wohnen ganz in der Nähe. Es wäre schade, wenn dieses Angebot für die Kinder auch noch wegfallen würde. Wir haben schon keinen richtigen Spielplatz mehr in Massanei“, meint Yvette Fleischer.
Juliane Gröhner, die Leiterin des Checkpoint, kann beides nachvollziehen. Das Freizeitzentrum besuchen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben und 20 Jahren. „Die meisten davon wohnen oben in Massanei oder am Berg“, sagt die junge Sozialarbeiterin.
Gerade während der Ferien, in denen die Kinder Zeit haben, fahre der Bus nur selten. Auch deshalb sei die Besucherzahl im Checkpoint überschaubar. Das Haus und das Areal ringsherum biete viele Freizeitmöglichkeiten. „Das Gelände kann noch so schön sein, wenn es schwer erreichbar ist“, so die 23-Jährige. So ein ideales Gebäude gebe es in der Region nirgendwo anders. Aber es sei eben sehr anstrengend, den Berg von Waldheim nach Massanei nach oben zu laufen.
Der Standort des Jugendfreizeittreffs ist seit Jahren umstritten. Zweimal hatte sich der Jugendstadtrat gegen den Standort in Massanei ausgesprochen. Und zur letzten Sitzung des alten Stadtrates war die CDU, unterstützt von der SPD, knapp mit ihrem Antrag gescheitert, die Einrichtung an die Gartenstraße in das ehemalige Waldheimer Kulturzentrum (WKZ) zu verlagern. Dort stehen seit dem Umzug des Museums an den Niedermarkt in den oberen Etagen Räume leer.

Umzug birgt Konfliktpotenzial
CDU-Fraktionschefin Kathrin Schneider argumentierte pro WKZ wegen der Schulnähe, benachbarter Sportanlagen sowie der Nähe zur Bibliothek. Die befindet sich nach wie vor im Erdgeschoss des Gebäudes. Die Schüler, die aus dem Hort raus sind, könnten so an die Einrichtung herangeführt werden.
„Der Checkpoint geht am Bedarf vorbei“, sagte sie. „Dort draußen werden gute Angebote kaum wahrgenommen.“ Kosten und Nutzen stünden in keinem vernünftigen Verhältnis. Fraktionskollege Günter Weichhold und SPD-Stadtrat René Michael Röder teilen diese Auffassung.
Sandro Dierbeck (parteilos) hielt dagegen, dass der Checkpoint im Zentrum Konfliktpotenzial berge. Schon jetzt fische der Bäcker immer wieder Turnbeutel, die Schüler über den Zaun werfen, aus seinem Grundstück. Das grenzt an das WKZ. Dierbeck befürchtet Lärmbelästigung und Kosten für die Sanierung des WKZ, die nicht absehbar seien.
„Ich begleite den Jugendstadtrat seit zehn Jahren. Wir haben auch dessen Wunsch nach einem Volleyballplatz erfüllt. Nun wird dieser kaum genutzt“, so Dierbeck. Der Checkpoint biete viel größere Möglichkeiten als das WKZ, und Radfahren nach Massanei sei zumutbar.
Der Jugendstadtrat 2019 hielt das WKZ für den idealen Jugendclub. Allerdings müssten die jungen Leute auf die Besucher der Bibliothek und dortige Veranstaltungen Rücksicht nehmen. Auch gibt es an der Gartenstraße, anders als in Massanei, keine Außenanlagen. Darin sahen die Jugendstadträte einen Nachteil.
Dieter Hentschel (Die Linke) sprach davon, dass das WKZ dem Charakter eines Jugendklubs nicht gerecht werde. Überdies gebe es aufgrund der Ganztagsangebote und der Angebote in Vereinen ein Überangebot für die Zielgruppe. Er brachte eine neue Variante ins Spiel: „Vielleicht suchen wir eine gemeinsame Lösung mit Hartha?“